„Archangelsk“ mit Hyperschall-Atomwaffen: Russland testet Tarnkappen-U-Boot

  • VonHelmi Krappitz
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Wladimir Putin rüstet die russische Marine weiter mit Atom-U-Booten auf. Die Archangelsk: Abschreckung, Provokation oder Eroberungspläne der Ostsee?

Moskau – Russland treibt den Ausbau seiner Marine massiv voran und brüstet sich besonders mit Atom-U-Booten. Präsident Wladimir Putin will damit seine nukleare Abschreckungsfähigkeit demonstrieren – besonders im Ukraine-Krieg und gegenüber der Nato. Nun habe die Testphase eines Tarnkappen-U-Boots mit Hyperschall-Atomwaffen begonnen.

Atom-U-Boot: Putin startet Test von Tarnkappen-U-Boot für die Marine

Russlands bisherige Erweiterungspläne der Atom-U-Boot-Flotte führten zu Unruhe bei den Nato-Staaten. So auch die neusten Testläufe: Das U-Boot Archangelsk sei in der Nacht des 11. Juni das erste Mal im Weißen Meer an der Nordwestküste Russlands erprobt worden, berichtete das russische Schifffahrtsnachrichtenportal Paluba.Media. Der Plan sei, dass das U-Boot im Sommer eine Reihe Test durchlaufe und anschließend staatliche Tests folgen.

Dem Bericht zufolge habe der Bau der Archangelsk, benannt nach einer russischen Stadt, bereits im März 2015 in der Sewmasch-Werft in Sewerodwinsk begonnen. Im vergangenen November sei das U-Boot zu Wasser gelassen worden. Der Beitritt in die russische Marine sei für Dezember 2024 geplant. Bereits Anfang letzten Jahres kündigte Alexei Rachmanow, Leiter der russischen Vereinigten Schiffbaugesellschaft, an, die Archangelsk in die russische Marine aufzunehmen, so Newsweek.

Atomwaffen: Archangelsk kann Marschflugkörper tragen

Die Archangelsk soll mit überlegenen Tarnkappenfähigkeiten, einem modernen Sonarsystem und besseren Kampfsystemen als frühere Boote Russlands ausgestattet sein, teilte eine anonyme Quelle der staatlichen Nachrichtenagentur TASS mit. Das U-Boot der Jasen-M-Klasse könne Kalibr-Marschflugkörper tragen, sagte Rachmanow der Nachrichtenagentur RIA Novosti. Diese Raketen werden seit Beginn des Angriffskrieges von den Kreml-Truppen gegen Ziele in der Ukraine eingesetzt.

Russland führt Militärübungen mit U-Booten durch.

Kuba: Russisches Atom-U-Boot vor Kubas Küste

Erst vergangene Woche sorgte ein U-Boot Russlands für Aufruhr. Neben drei Schiffen der russischen Marine wurde die Kazan, ein Atom-U-Boot, vor der Küste Kubas gesichtet. Das kubanische Außenministerium beteuerte in einer Erklärung, dass keine Atomwaffen an Bord seien – und die Sicherheitslage nicht bedroht sei. US-Medien hingegen vermuteten eine Militärübung.

Einerseits könnte die Kazan als Abschreckungsmanöver vorgesehen sein. Ein Atom-U-Boot nah an einem Nato-Staat wie der USA könnte als Warnung gelten. Andererseits: Wollte Putin die USA bewusst provozieren? Besorgte Stimmen vermuten, der russische Präsident wolle Erinnerungen an die Kubakrise im Jahr 1962 hervorrufen. Damals stationierte die Sowjetunion Atomraketen auf dem befreundeten Inselstaat. Das führte zu einer scharfen Auseinandersetzung im Kalten Krieg.

„Kontrolle über die Ostsee“: U-Boote für Ostsee-Eroberung

Inzwischen habe die Kazan Kuba wieder verlassen. Aktuell gehen Experten davon aus, dass Putins Priorität der Ostseeraum bleibt – ein wichtiger Knotenpunkt. „Putins Ziel ist es, die Kontrolle über die Ostsee zu erlangen“, sagte der oberste Befehlshaber des schwedischen Militärs, Micael Bydén gegenüber rnd. Man dürfe Putin nicht erlauben, die Kontrolle über das baltische Binnenmeer zu übernehmen und so die Ostsee abzuriegeln. Ob die Archangelsk zur Abschreckung der Nato oder für Eroberungszwecke gedacht ist, wird sich zeigen. (hk)

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