Kriminalität in Kempten steigt – Polizei ist dennoch nicht besorgt

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Unermüdlich im Einsatz sind die Beamten der PI Kempten. 2023 gab es im Schnitt 47 Einsätze pro Tag. © Schöwe

Die Zahl der Straftaten und damit die Kriminalität in Kempten ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Doch die Polizei ist nicht besorgt.

Kempten – „Man lebt kaum wo in Bayern so sicher wie in Kempten“, sagt Sven-­Oliver Klinke, Leiter der Polizeiinspektion Kempten (PI), bei der Pressekonferenz zur Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2023. Rund 100 Mitarbeiter der PI Kempten sorgen dafür, dass die 140.000 Menschen, die in ihrem Zuständigkeitsbereich leben, nachts ruhig schlafen können.

Viel zu tun für die Kemptener Polizei: Kriminalität steigt

Im vergangenen Jahr ereigneten sich in der Allgäu-Metropole und dem Altlandkreis 5.074 Straftaten, das ist ein Anstieg von 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch für Klinke ist diese Entwicklung „nicht besorgniserregend“. Vielmehr liege Kempten damit „grundsätzlich im Trend“, der deutschlandweit zu verzeichnen ist. Die Aufklärungsquote der PI Kempten beträgt 75,2 Prozent (2022: 72,5 Prozent). Damit ist die Dienststelle „bayernweit vorne mit dabei“.

Insgesamt wurden 2.783 Tatverdächtige ermittelt, von denen jeder Fünfte ein Jugendlicher im Alter zwischen 14 und 21 Jahren war. „Das ist eine Zielgruppe, die man im Blick behalten muss“, so Klinke. Der Anteil von nicht deutschen Tatverdächtigen liege bei 32 Prozent und damit „weit unter den Anstiegen von Land und Bund“.

Bei der Gewaltkriminalität, den „schweren Straftaten“ wie Körperverletzung und Raub, gab es 2023 196 Delikte, ein Anstieg von 4,7 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt bei 87,8 Prozent. Einen „deutlichen Rückgang“ von 9,4 Prozent an Straftaten gibt es bei der Straßenkriminalität (Vandalismus und ähnliches). Allerdings beträgt die Aufklärungsquote „nur“ 30,4 Prozent. „Wir sind da auf Zivilcourage angewiesen“, sagt der Dienststellenleiter, denn „oft gibt es nur wenig Spuren“.

Zahl der Diebstähle steigt – besonders die der Wohnungseinbruchdiebstähle

„Hinschauen statt wegschauen“ fordert Klinke auch bei Wohnungseinbruchdiebstählen, deren Zahl um 46,2 Prozent gestiegen ist – 19-mal sind Diebe in Häuser und Wohnungen eingestiegen. Für Klinke und seine Kollegen sind das objektiv betrachtet wenig Fälle, doch er kann mit den Betroffenen mitfühlen, denn „wenn es passiert, dann ist es ein wahnsinniger Einschnitt in die Privatsphäre“.

Auch in Geschäften haben die Diebe ordentlich zugeschlagen – die Deliktzahl ist um 42,6 Prozent gestiegen. Diebstähle an und aus Autos wiederum sind um 21,2 Prozent gesunken. Im Gesamten beträgt die Aufklärungsquote bei der Diebstahlkriminalität 55,1 Prozent.

Rigoroses Eingreifen der Polizei bei Drogenkriminalität

In einem Deliktfeld haben Verbrecher nahezu keine Chance, mit ihren Taten ungesühnt davon zu kommen: Von den 498 Straftaten, die im Zusammenhang mit Rauschgift stehen, wurden 96,2 Prozent aufgeklärt. Laut Klinke verfolge die PI Kempten solche Delikte rigoros, denn „Betäubungsmittelkriminalität ist oft ein Einstieg in andere Kriminalitätsfelder“. Zudem betont er, dass Cannabis „trotz Legalisierung ein Thema“ bleiben wird. Bereits jetzt verzeichne die Dienststelle eine „deutliche Steigerung der Drogenfahrten“.

Tatorte Internet und Straße sind ein großes Problem

Als „ein großes Phänomen“ bezeichnet Klinke die sogenannten Callcenter-Betrüge. Zwar gebe es davon nur wenige Fälle im Zuständigkeitsbereich, allerdings sind die Schäden sehr hoch. Auch das „Tatmittel Internet“ spiele seinen Worten nach eine große Rolle und es ist „eine Herausforderung, dem habhaft zu werden“. Deswegen appelliert er an die Bevölkerung, dass man im Internet vorsichtig mit seinen Daten umgehen solle.

Erfreulich findet Klinke, dass es bei der Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss einen Rückgang von 40 Prozent gibt, was er und seine Kollegen auf das verstärkte Kontrollieren zurückführen. Insgesamt gab es 3.462 Verkehrsunfälle, davon 582 mit Personenschaden. Verstorben sind drei Menschen (2022: sechs) – ein Fußgänger und zwei Kradfahrer.

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