Russlands Wirtschaft in der Krise: Putins Regierung denkt über teuren Schritt nach

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Politiker halten die Einführung von Lebensmittelmarken in Russland für eine gute Idee. Die Inflation bleibt auch dieses Jahr hoch. Lebensmittelpreise sind besonders betroffen.

Moskau - In Russland denken Politiker über die landesweite Wiedereinführung von Lebensmittelmarken nach. „Eine solche Praxis wäre nützlich, um sozial schwache Bevölkerungsgruppen zu unterstützen“, sagte der Vorsitzende des Finanzmarktausschusses der Staatsduma, Anatoli Aksakow gegenüber der Moscow Times. So würden die bedürftigsten Menschen wissen, dass sie „mit einem angemessenen Minimum an Produkten und Gütern versorgt werden, die sie benötigen.“ Zuvor schlug der Gouverneur der Region Kaliningrad die Maßnahme vor.

Ukraine-Krieg führt zu Preissteigerung in Russland – Menschen in Armut

Russlands Wirtschaft hat mit einer anhaltend hohen Inflation zu kämpfen - trotz massiver Zinssteigerungen der Zentralbank. Viele machen den Konflikt in der Ukraine dafür verantwortlich. Russland hatte im Februar 2022 die Offensive in der Ukraine gestartet. Westliche Sanktionen und massive Investitionen ins Militär führten in dem Jahr in Russland zu einer Teuerungsrate von zwölf Prozent. Auch in Deutschland und in der EU explodierten damals die Preise vor allem wegen ausbleibender Energielieferungen. Die Lage hat sich aber wieder beruhigt, die Inflationsrate nähert sich wieder dem Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank.

Nicht so in Russland: 2023 stiegen die Preise erneut um 7,5 Prozent, im laufenden Jahr zog die Inflation sogar wieder an. Im November lag sie bei 8,9 Prozent. Der massive Wertverfall der Landeswährung Rubel verteuert Importgüter. Hinzu kommt der Arbeitskräftemangel, weil hunderttausende Männer im Militär sind oder sich ins Ausland abgesetzt haben. Die Unternehmen müssen deshalb attraktive Gehälter anbieten, um Personal zu finden, was die Inflation anheizt.

Russische Rentner: Lebensmittelmarken sollen der armen Bevölkerung helfen.
Russische Rentner: Lebensmittelmarken sollen der armen Bevölkerung helfen. ©  IMAGO / Pond5 Images

Harte Zeiten gab es in Russland immer wieder. In den 2010er Jahren waren Kredite häufig das Mittel der Wahl und frisches Geld auf Pump trug maßgeblich zum Wirtschaftswachstum bei. Doch auch Kredite sind mittlerweile für viele unerschwinglich. Die russische Zentralbank erhöhte ihre Leitzinsen im Oktober ein weiteres Mal auf nun 21 Prozent. Zentralbankchefin Elvira Nabjullina schloss angesichts der anhaltend hohen Inflation weitere Zinsschritte nicht aus.

Lebensmittelmarken in Russland: Kosten noch ungewiss

Doch Zinserhöhungen sind angesichts des hohen Niveaus der Staatsausgaben nach Ansicht von Analysten möglicherweise kein wirksames Mittel. Denn die Idee einer restriktiven Geldpolitik zur Inflationsbekämpfung ist, dass sich die Wirtschaft abkühlt und die Nachfrage sinkt. Der Staat reagiert aber deutlich weniger stark auf höhere Kreditkosten als die Privatwirtschaft.

Vor allem die Lebensmittelpreise sind in Russland stark angestiegen. Je nachdem, welche Bevölkerungsgruppen für die Lebensmittelmarken infrage kommen würden, verändern sich die geschätzten Kosten für den russischen Staat. Von der Moscow Times befragte Experten schätzten die Kosten auf 720 Milliarden bis 1,2 Billionen Rubel (6,7 Milliarden bis 11,1 Milliarden Euro). (mit Material der AFP)

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