Magdalena und Karl Wenisch aus Karlsfeld haben heute ein Jubiläum, das nur selten Ehepaare erleben dürfen: ihre Gnadenhochzeit. 70 Jahre nachdem sie sich das Ja-Wort gegeben haben, erzählen sie, wie aus einer heimlichen Liebe der Bund fürs Leben wurde.
Karlsfeld – Wäre es nach dem Vater von Magdalena Wenisch gegangen, hätte die heute 92-Jährige nie die Liebe ihres Lebens geheiratet. Ihren Karl. Doch die Karlsfelderin, die mit Mädchennamen Freis hieß, widersetzte sich. Zu sehr hatte sie sich in Karl Wenisch, den 19-jährigen Fremden aus dem Joachimstal verguckt, der nach dem Krieg aus seiner Heimat vertrieben worden war.
„Mir war es egal, was mein Vater gedacht hat“, erinnert sich Magdalena Wenisch. Fast jeden Tag trafen sich die beiden frisch Verliebten. Heimlich. Die Freis’ durften nichts mitbekommen. Damals gab es in Karlsfeld einen tiefen Graben zwischen Einheimischen und Zugezogenen, den Vertriebenen. Echte Karlsfelder sollten sich nicht mit Zugezogenen abgeben.
Oft musste Magdalena ihre Eltern anlügen, um ihren Karl sehen zu können. Sie habe sehr den Tag herbeigesehnt, an dem sie 21 und somit volljährig wurde, sagt sie. Denn dann mussten die beiden ihre Beziehung nicht länger geheim halten.
Vor genau 70 Jahren gaben sie sich das Ja-Wort. „Ich habe nicht bei Lenis Vater um die Hand seiner Tochter angehalten, sondern gesagt: Ich heirate sie jetzt!“, erzählt Karl Wenisch.
Er und Magdalena Wenisch gründeten eine Familie. Besonders der Sport verbindet das Ehepaar Wenisch bis heute. Früher fuhren Magdalena und Karl Wenisch oft zusammen in die Berge, zum Ski fahren. Jetzt, im hohen Alter, schauen die beiden gerne zusammen Sportsendungen im Fernsehen an.
Mehr als sieben Jahrzehnte nach ihrer ersten Begegnung auf dem Sportlerball des TSV Eintracht Karlsfeld beim Alten Wirt lieben sich die beiden noch immer. „Ich schätze ihre Tatkraft“, sagt Karl Wenisch. Der 95-Jährige ist das letzte lebende Gründungsmitglied des TSV Eintracht Karlsfeld und war viele Jahrzehnte im Vorstand des Vereins. Ohne seine Leni wäre das nicht möglich gewesen. „Meine Frau wurde meine rechte Hand in allen meinen Ämtern“, erzählt Karl Wenisch.
Ehejubiläum wird nur im kleinen Kreis gefeiert
Was Magdalena Wenisch an ihrem Ehemann liebt? „Alles“, antwortet diese und überlegt kurz. „Was soll ich sagen, sonst hätte ich ihn nicht so lange“, sagt sie dann und lacht. Noch nie habe sie daran gedacht, sich scheiden zu lassen.
Meine news
Wer die beiden eine Weile beobachtet, der merkt, ihre Zuneigung und Zärtlichkeit ist nach all der Zeit nicht verblasst. Sie lachen viel, werfen sich liebevolle Blicke zu.
Heute ist für das Ehepaar ein besonderer Tag, den nur wenige Ehepaare zusammen erleben dürfen. Die beiden feiern Gnadenhochzeit. Doch ein besonderes Programm haben Karl und Magdalena Wenisch nicht geplant. Der Sohn und die Schwiegertochter schauen vorbei. Ein Geheimnis für ihre glückliche Ehe haben die beiden übrigens nicht. Sie sagen: „Sich über so einen langen Zeitraum zu lieben, ist für uns selbstverständlich.“
Auch interessant
Kommentare
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir erweitern den Kommentarbereich um viele neue Funktionen. Während des Umbaus ist der Kommentarbereich leider vorübergehend geschlossen. Aber keine Sorge: In Kürze geht es wieder los – mit mehr Komfort und spannenden Diskussionen. Sie können sich aber jetzt schon auf unserer Seite mit unserem Login-Service USER.ID kostenlos registrieren, um demnächst die neue Kommentarfunktion zu nutzen.
Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.
Danke für Ihr Verständnis!