Gute und weniger gute Nachrichten vom Fendt Classic Club. Die schlechte vorneweg: Der vor vier Jahren aus der Taufe gehobene Verein hat noch immer kein eigenes Zuhause; sprich: Das sehnlichst erwartete eigene Fendt-Museum lässt weiter auf sich warten. Jetzt die guten Nachrichten: Fendt-Chef Christoph Gröblinghoff steht, wie er bei der vierten Hauptversammlung des Vereins im Fendt-Forum versicherte, weiterhin zu seinem Versprechen zu stehen, dieses Museum bis spätestens 2030 realisiert zu haben: „Das Thema reift.“ Zudem verzeichnet der Classic Club ein grandioses Mitgliederwachstum, und – die gute Nachricht Nummer drei – der Fendt Classic Club wird jetzt sogar Gegenstand einer wissenschaftlichen Arbeit.
Marktoberdorf – Letzteres kam so: Maren Ott, eine aufgeweckte junge Frau mit Wurzeln in Gammertingen auf der Schwäbischen Alb, begann vor fünf Jahren in Stuttgart ein Studium, das sich „Strategic Information Management“ nennt und in Richtung Wirtschaftsinformatik geht. Nach Abschluss ihres Bachelorstudiums wechselte die heute 24-Jährige an die Hochschule in Neu-Ulm, um dort ihren Master zu machen. Auf der Suche nach einem passenden Thema für ihre Masterarbeit stieß sie auf den Marktoberdorfer Fendt Classic Club, und von da an griff quasi ein Rad ins andere: Sie zog erst Anfang des Monats zu ihrem Partner Marvin nach Kempten, außerdem hat das Paar Bekannte, die bei Fendt arbeiten. Drittens, lacht Maren Ott im Gespräch mit dem Kreisboten, „komme ich vom Land, und da kennt man Fendt“. Also bewarb sie sich um die Stelle als Werkstudentin bei dem Marktoberdorfer Traktorenbauer – und wurde prompt genommen.
Zum Jahreswechsel soll’s mit der Arbeit losgehen, im Herbst 2026 wird voraussichtlich das Ergebnis vorliegen. Im Mittelpunkt der Arbeit soll unter anderem die Frage stehen, wie die Gemeinschaft im Verein weiter entwickelt werden kann, wie es anzustellen sei, dass jedes Mitglied vom anderen profitieren kann. „Es gibt im Fendt Classic Club ein enormes Know-how“, so Ott, „da sollten am Erfahrungsschatz einzelner Mitglieder möglichst alle teilhaben können.“ Darüber hinaus solle im Rahmen der Arbeit so etwas wie ein Aktionsplan entstehen, eine Art Roadmap sozusagen, die darstellen soll, welche Aktionen und Aktivitäten die Club-Mitglieder in näherer und ferner Zukunft zu erwarten hätten. Die Masterarbeit von Maren Ott soll letztlich neue Ideen in den Club bringen und diesen unterstützen.
Zurück zum Classic Club: Der Verein, der am 27. Oktober 2021 mit 55 Gründungsmitgliedern aus der Taufe gehoben worden war, zählt nach Angaben des Vorsitzenden Sepp Nuscheler inzwischen 800 (!) Mitglieder, bis Jahresende könnten es sogar deren 1.000 sein. Runde 300 dieser Mitglieder waren zur Jahreshauptversammlung gekommen, man sah auf den Parkplätzen rund ums Fendt-Forum Kfz-Kennzeichen quasi aus der ganzen Republik, auch aus Österreich, den Niederlanden und Italien. Der Fendt Classic Club trägt nicht umsonst den Namenszusatz „International“, kommen die Mitglieder doch nicht nur aus den genannten Ländern, sondern laut Nuscheler auch aus Frankreich, Großbritannien, aus Norwegen und den USA.

Stichwort USA: Auf die selbst gestellte Frage, ob die Zollpolitik eines Donald Trump einen negativen Einfluss auf die Geschäfte seines Unternehmens habe, antwortete Fendt-Chef Gröblinghoff mit einem „klaren Ja“. In den Vereinigten Staaten gebe es eine nachhaltige Kaufzurückhaltung, dagegen laufe es beim nördlichen Nachbarn Kanada „viel besser“. Während der Markt in Großbritannien schwächle (Gröblinghoff: „Die jüngste Ernte war sehr schlecht, außerdem müssen die Menschen die Folgen des Brexit tragen“), steige das Niveau in der Ukraine „wahrscheinlich sogar auf Vorkriegsniveau“. Der Fendt-Chef: „Die Ukrainer strahlen eine Zuversicht aus, es ist kaum zu glauben.“ Unter dem Strich, betonte Gröblinghoff, „bläst uns zwar der Wind frontal ins Gesicht, doch geht es uns auch in den aktuell turbulenten Zeiten recht gut“.
Der Markt, prophezeite Gröblinghoff, werde spätestens 2027 zurückkommen, dann peile Fendt eine Rekord-Jahresproduktion von 24.000 Traktoren an. Aktuell bereite man sich deshalb auf weitere Investitionen vor, getreu dem Motto: „Die Investitionen von heute sind die Gewinne von morgen.“ Nicht ohne Stolz verkündete der Fendt-Chef, dass man inzwischen auch Social Media als Marketinginstrument nutze und zu diesem Zweck bereits 24 Influencer aus der Landtechnik zu Gast gehabt habe. Gröblinghoff: „Bei Influencern gibt’s nicht nur Schminktipps.“
Gröblinghoff kündigt „Feuerwerk der Innovationen“ an
Appetit machte Christoph Gröblinghoff in diesem Zusammenhang auf die im November anstehende Agritechnica, die weltweit größte Landwirtschafts-Fachmesse in Hannover. 460.000 Besucher würden dort in einer Woche erwartet, Fendt werde in diesem Rahmen „ein Feuerwerk von Innovationen abbrennen“. Welche das im Einzelnen sind, erläuterte vor den 300 Besuchern der Fendt-Marketingchef. „Wir sind ein Full-Liner und bleiben auch ein Full-Liner“, so Roland Schmidt, „aber dieses Jahr ist ein besonderes Traktorenjahr!“ Fünf neue Modelle habe Fendt in Hannover am Start, vier davon Weiterentwicklungen bestehender Baureihen, dazu den 500er, der „komplett neu von vorn bis hinten“ sei. Alle Neuheiten verfügten über mehr Leistung bei gleichzeitig niedrigerem Verbrauch, alle seien mit einem einheitlichen Design samt super hellen Scheinwerfern ausgestattet. Damit lasse sich „bis tief in die Nacht“ arbeiten.
Insgesamt stellt Fendt bei der Agritechnica 22 Maschinen aus, nicht weniger als 200 Mitarbeiter werden sich um die Besucher kümmern, der Stand des Marktoberdorfer Traktorenbauers wird 3.000 Quadratmeter groß sein. Mit dabei natürlich auch: Der Fendt Classic Club, nach den Worten von Fendt-Chef Gröblinghoff „ist der wunderbare Club inzwischen eine wichtige Säule des Fendt-Marketings“.
Als besonderes Bonmot bekamen die Teilnehmer der Hauptversammlung schließlich einen Vortrag zum Thema „30 Jahre Fendt Vario“ serviert. Dr. Heribert Reiter, der bis zu seiner Pensionierung Ende 2021 Entwicklungschef bei Fendt war, schilderte in mitreißenden Worten das, was als wahre Revolution im Getriebebau in die Geschichtsbücher einging. Gewürzt war der Vortrag mit mancher Anekdote, eine davon ging so: Im Hinblick auf die geforderte absolute Präzisionsarbeit teilweise im μ-Bereich (ein Tausendstel Millimeter) schilderte Reiter, wie man den Kindern im Allgäu die Maßeinheit μ erklärt habe: „Man langt mit der vollen Hand in einen Kuhfladen und wischt diese dann sorgfältig ab. Das, was man dann noch riecht, ist ein μ!“
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