Trump-Zölle für Italien-Fleck ein Klacks? „Gelobtes Land“ könnte für EU-Schlupfloch sorgen
Trumps Zölle halten die EU in Atem, Börsen fahren Achterbahn, viele Länder reagieren – nur ein kleiner Fleck in Europa sieht das vermeintlich entspannter.
Rom – Donald Trump hat mit seinen Zoll-Versprechen einen weltweiten „Panic Monday“ am 7. April entfacht, die Börsen spielten verrückt, der Dax fiel tief, sogar Trading-Apps waren down. Seine verhängten Zölle treffen vor allem die EU auch hart, die mit einem Gegenangebot die Wogen glätten wollten. Was für Chaos hierzulande sorgte, ist für einen kleinen Fleck in Italien gar nicht mal so wild: San Marino – und das könnte Auswirkungen auf Unternehmen haben.
„Begnadigtes“ Land erhält nur zehn Prozent Trump-Zölle: Kleiner Italien-Fleck könnte Schlupfloch sein
Mit seinem Zollkrieg, wie es mittlerweile betitelt wird, hat Trump für Furore auch im eigenen Land gesorgt. Für die EU definierte Trump Exporte der USA nach Definition auf 39 Prozent, US-amerikanische Gegenzölle auf 20 Prozent. Doch für San Marino, den kleinen Binnenstaat, in der Nähe von Rimini, gilt das nicht. Bei ihnen sind es „nur“ zehn Prozent und genau das könnte für Unternehmen, vor allem aus Italien, zu einem wichtigen Punkt führen, folgt ein Unternehmenstrick?
San Marino und die EU
Das kleine Land ist ebenso wie andere Mini-Staaten Liechtenstein oder Andorra nicht offiziell Mitglied in der Europäischen Union, pflegt aber enge Verbindungen und Abkommen. 1988 trat San Marino dem Europarat bei, 1992 den Vereinten Nationen. Auch mit Euro kann dort bezahlt werden.
In San Marino leben rund 30.000 Einwohner, das Land hat eine Fläche von 60 km² und ist etwa so groß wie Aschaffenburg oder Kempten im Allgäu.
Quellen: Auswärtiges Amt, Website der EU, Bundesamt für Statistik
Wie die italienische Zeitung La Repubblica berichtet, informieren sich italienische Unternehmer beim Generaldirektor der Handelskammer von San Marino darüber, ob die „Zölle zehn Prozent betragen?“. Und dieser bejaht das. San Marino zählt sozusagen zu den „Begnadigten“ Trumps. Und eine Verlagerung eines Unternehmens seien laut des italienischen Blatts auch nicht schwer. Die Hürden sind gering, denn die internen Regeln mussten aufgrund der steuerlichen Transparenz angepasst werden, somit dauert es, einen Teil seiner Aktivitäten nach San Marino zu verlagern, nur schlappe zehn Tage.
„Gelobtes Land“? San Marino warnt nach Trump-Zöllen – schon 2014 wurde Schlupfloch genutzt
William Vagnini, der Generalsekretär des Industrie-Verbandes des Landes, warnte. USA sind neben Italien der wichtigste Absatzmarkt, hinzu kommen Exporte über Lieferketten. „Für Außenstehende haben wir eine günstige Position, aber wir müssen immer noch eine zehnprozentige Abgabe leisten, die uns belastet“, so Vagnini.
Wie die Zeitung weiter berichtet, ist das Schlupfloch schon öfter genutzt worden. Schon während der Tumulte um Krim und der russischen Annexion im Jahre 2014 ergriffen nach Sanktionen der EU Unternehmen die Chance, Lebensmittel über San Marino einzuschleusen – bekannt waren damals Schinken und Käse. Laut La Repubblica nahm San Marino am 24. Februar 2022 an den Sanktionen nach Beginn des Angriffskriegs teil, zählt nun aber wieder „als gelobtes Land“. Aber nur wie lang? San Marino könnte neben Andorra nämlich ein Abkommen mit der EU unterzeichnen, welches seit Monaten schon im Gespräch ist, was den kleinen Staat nicht zum Teil der EU macht, aber durch Verträge den Waren- und Personenverkehr regeln könnte. Die Bedingungen könnten gegen angeglichen werden und vielleicht auch dann die Zölle von 20 Prozent bedeuten. (ank)