Der Ebersberger Autor Sebastian Schoepp hat ein neues Buch geschrieben. Es heißt „Seelenpfade“ und beschreibt das Wandern in den deutschen Mittelgebirgen. Absolut lesenswert!
Ebersberg – „Seelenpfade“ heißt das Buch. Was nach dem abertausendsten Ratgeber zur Selbstfindung klingt in einer Zeit, in der viele ihre innere Mitte verloren haben, sich fremdbestimmt, rastlos und leer empfinden, ist etwas ganz anderes. In seinem neuesten Werk hat der Ebersberger Autor und Journalist Sebastian Schoepp, 60, sein Glück auf halber Höhe gefunden. Er durchwandert die deutschen Mittelgebirge und lernt ganz nebenbei ein Land kennen und schätzen, das ihm zu Beginn fremder war als der lateinamerikanische Kontinent, wo er sich einst oft beruflich aufhielt.
Kein klassischer Wanderführer
Um es vorwegzunehmen: „Seelenpfade“ ist absolut lesenswert, weil es alles andere als ein klassischer Wanderführer ist. Es ist die Geschichte eines zweifelnden mittelalten Mannes, der einfach losgeht, einen Schritt vor den anderen setzt und beim Wandern nicht nur sein Heimatland, sondern auch sich selbst besser kennenlernt. Das Buch schafft es erstaunlich schnell, die Lust des Lesers zu entfachen, selbst die Wanderstiefel zu schnüren und sich auf das vermeintlich Unspektakuläre einzulassen. Selbst versierten Bergsteigern, die sonst immer auf Ziele in den Alpen oder gar auf einem anderen Kontinent schielen, könnte es passieren, dass sie plötzlich nach dem „Pfälzer Weinsteig“ googeln, oder sich für den „Hermannsweg“ oder den „Nibelungensteig“ interessieren.
„Wandern in den deutschen Mittelgebirgen hat einen Ruf wie Donnerhall. Viele denken dabei an Vereinsmeier in Bundhosen, an Wandervögel und beige gekleidete Rentnergruppen, an Forstautobahnen und Fichtenödnis, an Hawaii-Toast und Schnitzel-Elend, Butzenscheiben und Jägerzäune, an Fußgeruch und muffige Pensionen.“ Gleich zu Beginn seines Buches rattert Schoepp alle Vorurteile runter, um dann Seite für Seite damit aufzuräumen. Er schwärmt von den einsamen Wegen, von den Zufallsbekanntschaften mit netten Menschen, von Mammutbäumen, Burgruinen, Weinterrassen, Tresterschnaps und Gastwirten, die den müden Wandersleuten am Abend auch dann etwas auftischen, wenn die Köchin krank ist.
Jugenddynamischen Fitnessbergsteiger in den Hausbergen
Der im Arbeitsstrudel gefangene Tageszeitungsjournalist Schoepp, der vor seinem Ausstieg im Auslandsressort der Süddeutschen Zeitung arbeitete, wandert schon lange. Er hat nicht im Mittelgebirge damit angefangen. Schon als Student und über Jahre hinweg findet er Ausgleich in der Natur der Münchner Hausberge. Bis ihn die „jugenddynamischen Fitnessbergsteiger in Funktionsklamotten“ mit ihren Schritt- und Höhenmeterzählern am Handgelenk ebenso auf den Geist gehen wie die „endlosen Staus auf der Autobahn Richtung Tegernsee oder Spitzingsattel“. Er schreibt: „Dass ich die deutschen Mittelgebirge für mich entdeckt habe, hat sehr viel genau mit diesem Wettbewerbsgedanken zu tun, der mich nervt, weil ich ihn als gesundheitsgefährdend erlebt habe – wenn auch in anderem Zusammenhang“.
Schoepp streut in jede seiner acht vorgestellten Touren, die er meist in Begleitung einer Freundin oder eines Freundes gegangen ist, Entscheidungen ein, die an der ein oder anderen Weggabelung seines Lebens zu treffen waren. Dabei half ihm die Monotonie des Wanderns, das Meditative, das Ruhige, das Reduzierte, das Bescheidene. Er erklärt diese persönlichen Entscheidungen angenehm unaufdringlich und erspart dem Leser Lebensweisheiten oder gar Tipps auf dem Weg zum Glück oder zu sich selbst.
Meine News
Seelenpfade
Sebastian Schoepp: „Seelenpfade“, Westend Verlag, 254 Seiten, 24 Euro, ISBN 978-3-86489-486-2. Im gleichen Verlag sind von ihm erschienen: „Das Ende der Einsamkeit“ (2011), „Mehr Süden wagen“ (2014), „Seht zu, wie ihr zurechtkommt“ (2018) und „Rettet die Freundschaft“ (2022).
„Wo liegt eigentlich Darmstadt?“, wird Schoepp von seinem Kumpel gefragt, als die beiden beschließen, den „Burgensteig“ von Darmstadt nach Heidelberg zu gehen. Tja, wo liegt Darmstadt? Oder Bad Dürkheim, oder Pirna? Ja, wo eigentlich? Wird Zeit, das herauszufinden. Gut eingelaufene Wanderschuhe schaden dabei nicht.