Gesund oder ungesund? - Vier Ernährungsmythen sollten Sie kennen

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Getty Images / fcafotodigital Ernährungsmythen aufgedeckt: Was ist wirklich gesund?
Montag, 25.03.2024, 09:02

Was ist gesund, was ist ungesund? Die Antwort ist nicht so einfach, wie man denkt. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop, räumt mit vier bekannten Ernährungsmythen auf und erklärt, warum eine pauschale Einteilung von Lebensmitteln in 'gesund' und 'ungesund' wissenschaftlich nicht haltbar ist.

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Ernährungsmythos 1: Die Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel ist wissenschaftlich gesichert. 

Klares Nein. Lebensmittel lassen sich nicht kategorisch in gesund und ungesund einteilen. Denn: Dafür gibt es keine wissenschaftlichen Beweise im Sinne der härtesten „Goldwährung der Forschung“: Kausalevidenz. Bislang hat keine Studie diese Belege liefern können, die eine solche schwarz-weiß-Kategorisierung belegen und erlauben würde.

Daher lehnen auch die sieben großen Fachinstitutionen der Ökotrophologie (Ernährungswissenschaften) in Deutschland, Österreich und der Schweiz diese Einteilung unisono ab (siehe Infokasten hier am Ende „7 auf einen Streich“).

Im Übrigen gibt es auch keinerlei Kausalevidenz für gesunde Ernährung im Allgemeinen – das liegt ebenfalls an den massiven Limitierungen dieses  Forschungszweigs, der fast nur Korrelationen hervorbringt und daher dem Credo unterliegt: „Außer Hypothesen nichts gewesen.“ (Mehr dazu en Detail in „Kennt Lauterbach den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität nicht?“).

Auch der „Nutri-Score“ erlaubt keine Einteilung in gesund oder ungesund, egal ob grüner oder roter Ampelpunkt. Das steht so auch klar und deutlich auf der Website des BMEL (Bundesministerium für Ernährung).

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Ernährungsmythos 2: Fünf Mal am Tag Obst und Gemüse essen, das hält gesund. 

Das weiß niemand. Die gleichnamige Empfehlung „5 am Tag“ ist nicht mehr als eine Werbekampagne, um den Obst- und Gemüseverkauf und -konsum anzukurbeln. Ob der Verzehr jedoch die Gesundheit fördert, das ist vollumfänglich unklar, weil es bis dato niemand überprüft (evaluiert) hat . Das Gleiche gilt im Übrigen auch für die alten und neuen „Regeln der DGE“. Niemand weiß, ob diese Ernährungsempfehlungen die Gesundheit fördern – oder ob sie gar schaden. Denn auch dazu wurde niemals ein Nutzennachweis erbracht oder gesundheitsschädliche Effekte (körperlich und/oder psychische) wissenschaftlich gesichert ausgeschlossen.

Ernährungsempfehlungen sind und bleiben Glaskugellesen auf Basis eines Massenexperiments ohne jemals zu überprüfen, was diese mit den „Versuchskaninchen aka Bundesbürgern“ macht.

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Ernährungsmythos 3: Zwei Liter Wasser am Tag trinken ist wichtig, damit wir nicht „austrocknen“. 

Ausreichend Flüssigkeit „im System“ fließen zu haben, das ist überlebenswichtig. Aber dazu gibt es keine wissenschaftlich belegte konkrete Liter-Empfehlung, die für alle gilt. Die Trinkmenge ist so individuell wie der Hunger und die Größe der Mahlzeit – denn wieviel Wasser man zusätzlich zur Flüssigkeitszufuhr mit der Ernährung noch benötigt, das ist absolut individuell und vollumfänglich vom persönlichen Lebensstil und aktuellen Stoffwechsel abhängig. Daher gilt die Empfehlung für Gesunde: Trinken Sie, wenn Sie echten Durst verspüren. Weitere Infos können Sie unter „Fünf Irrtümer zum Trinken“ nachlesen.

Ernährungsmythos 4: Intervallfasten und Low-Carb sind nicht nur gesunde Ernährungsformen, sondern auch die besten Methoden zum Abnehmen. 

Ein doppeltes Nein. Auch wenn beide Ernährungsformen immer wieder gerne als „supergesund“ und „beste Diäten“ gehypt werden, so muss man ganz klar konstatieren: Weder für das - in etlichen frei erfundenen Stundenvarianten propagierte - Intervallfasten noch für den Verzicht auf Kohlenhydrate liegt irgendein wissenschaftlicher Beleg für deren überlegene „Gesundheitskraft“ oder bessere Abnehmwirkung vor. Mehr dazu lesen Sie im „Großen Check: Das bringt Intervallfasten wirklich“ und im Hintergrundartikel zu Low Carb.

Gut zu wissen: Es gibt für keine der derzeit kolportierten Besser-Esser-Hypes einen Beweis als „beste Ernährungsform der Welt“.  Die Empfehlung lautet daher: Vertrauen Sie beim ausschließlich auf den, der es am besten weiß – hören Sie auf Ihren Körper und seine intuitiven Signale Hunger. Lust, Sättigung und vor allem Verträglichkeit. 

Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.

 

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Uwe Knop

Evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler, Publizist, Referent und Buchautor

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