Er war das „wandelnde Lexikon“: Josef Blasi mit 95 Jahren gestorben

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Ein typischer Blasi: Ob Senioren oder Kinder. Gerne stellte er sich zur Verfügung, um aus der Geschichte der Marktgemeinde zu erzählen. © jödo

Jeder kannte ihn, und jeder mochte ihn: Der Markt Schwabener Ehrenbürger Josef Blasi ist mit 95 Jahren gestorben.

Es war nie unhöflich, Josef Blasi ein „wandelndes Lexikon“ zu nennen. Im Gegenteil: Mit dieser Metapher drückten viele dem Ur-Markt Schwabener höchsten Respekt aus. Immerhin verfügte Blasi zeit seines Lebens über eine Fähigkeit, um die ihn so mancher beneidete: Er konnte sich auf oft bewundernswerte Weise Zahlen, Fakten, Daten und Zusammenhänge merken, die er irgendwann einmal irgendwo in zumeist alten Unterlagen gelesen hatte.

Sein profundes heimathistorisches Wissen stellte der „Sepp“, wie ihn Freunde nennen durften, gerne zur Verfügung: Bei Vorträgen vor Senioren der katholischen Gemeinde ebenso wie Kindern bei Lesenachmittagen in der Gemeindebücherei. Als Geschichtenerzähler bei Halbtagesausflügen wie nicht selten auch als Autor von geschichtlich angehauchten Zeitungsartikeln, die die Ebersberger Zeitung gerne veröffentlichte. Galt es, sich frühere Vorgänge erklären zu lassen, war Blasi nicht selten die erste und einzige Anlaufstation. Meist konnte er die ihm gestellten Fragen umgehend gleich aus dem Kopf beantworten. Wenn nicht, erfolgte ein Rückruf bei der Heimatzeitung schon mal Minuten später. Mit Irmgard Köhler verfasste der „Sepp“ mehrere Bände zur Schwabener Ortsgeschichte. Sie gelten bis heute als die ortshistorischen Referenzquellen schlechthin.

2016 wurde Blasi zum Ehrenbürger ernannt

Schon vor vielen Jahren zog sich Josef Blasi mehr und mehr zurück. Im Januar 2016 rückte er nochmals in den Fokus der Schwabener Öffentlichkeit, als ihm im Bürgersaal die Ehrenbürgerschaft zuteilwurde. Der Chronist kommentierte damals: „Die Marktgemeinde ehrte mit Josef Blasi einen Mann, der wie kaum ein anderer für Loyalität, Integrität, den Ausgleich und für Pflichtbewusstsein in der Kommunalpolitik steht.“ Ein anderer Laudator meinte: „Sein Leben ist lebendige Heimatgeschichte, sein Wissen um das politische und wirtschaftliche Geschehen in Markt Schwaben ist unergründlich und seine Fähigkeit und Sorgfalt, dieses an alle Alters- und Bevölkerungschichten weitergeben zu können, ist einfach genial.“

Am 4. Juli 1929 in Herdweg geboren, begann die Berufslaufbahn 1943 als Verwaltungslehrling und Angestellter in der Gemeinde für viereinhalb Jahre. Danach folgten das Abitur, 18 Jahre bei der Stadt München und 20 Jahre als Oberamtsrat im Rechnungsprüfungsamt in München. 1954 heiratete er seine Frau Irmengard.

Ein Mann mit Wertevorstellungen und klaren Prinzipien

Auf sein umfassendes Wissen wollte man auch in der Marktgemeinde nicht verzichten. 1952 trat er der CSA bei, wurde 1964 Pfarrgemeinderat, 1972 CSU-Mitglied und 1983 Ortsvorsitzender der Christsozialen. 1978 wurde er erstmals in den Marktgemeinderat gewählt, war später 2. und 3. Bürgermeister: mit voller Kraft und klaren Prinzipien, dabei stets emphatisch und im Ton höflich. Auch Selbstironie war ihm nicht fremd. Seine Werteskala jedenfalls war so klar und unerschütterlich, dass Josef Blasi zumindest zeitweise auch nicht den Bruch mit seiner Fraktion scheute, als es um die interne Frage ging, wie sehr CSU-Mandatsträger im Rat bereit seien, gegenüber SPD-Bürgermeistern in eine Art Fundamentalopposition zu treten. Blasis ideologiefreie Loyalität gegenüber dem Wählerwillen jedenfalls war hier größer als die zu seinen Fraktionskollegen.

Dass er zudem noch Zeit für Engagement in Vereinen hatte, grenzt fast schon an ein Wunder. Der Heimatverein und das Museum hatten stets Priorität, auf Blasi gingen auch die Gründungen des Kinderschutzbundes, der Kinderkleidertauschzentrale und des Kleingartenvereins zurück. Altbürgermeister Bernhard Winter nannte ihn einst anlässlich des 75. Geburtstags einen „Menschenfreund“, der immer bescheiden geblieben sei.

Trauerfeier am 9. November

Am vergangenen Wochenende starb Blasi im Alter von 95 Jahren. Die Trauerfeier in der katholischen Pfarrkirche St. Margaret mit anschließender Beisetzung auf dem Gemeindefriedhof findet am kommenden Samstag, 9. November, ab 9 Uhr statt. Am Grab werden Bürgermeisterin Walentina Dahms und Vizelandrätin Magdalena Föstl reden.

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