„Gottlose Kompromisse“: Neuer Grüne-Jugend-Chef stellt sich gegen Habeck-Kurs

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Der neue Vorsitzende der Grünen Jugend - Jakob Blasel. © Sebastian Willnow/dpa

Die Grüne Jugend hat eine neue Spitze. Doch Jakob Blasel und Jette Nietzard machen gleich klar, dass Habeck keine kompromisslose Gefolgschaft erwarten kann.

Leipzig – Führungswechsel bei der Grünen Jugend: Jette Nietzard und Jakob Blasel bilden jetzt das neue Führungsduo beim Parteiennachwuchs. In ihren Ansprachen setzten sie sich unter anderem für verstärkten Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit ein. Doch auf Harmonie sind die Neuen nicht aus. Sowohl die Grünen als auch die Ampel-Koalition sind zum Start der neuen Vorsitzenden deutlicher Kritik an ihrer Politik und Umsetzung ausgesetzt.

„Gottlose Kompromisse“ der Ampel: Neuer Grüne-Jugend-Chef Jakob Blasel kritisiert Regierung

Blasel studiert Rechts- und Umweltwissenschaften in Lüneburg und zählt zu den bekannteren Gesichtern der Klimabewegung Fridays for Future. Er kritisierte, dass soziale Gerechtigkeit in der Ampel-Koalition nicht auf der Tagesordnung stehe. 

Es könne nicht sein, dass die Bundesregierung bei einer sozialen und ambitionierten Wärmewende oder einer günstigen und guten Bahn versage, betonte er. „Egal, welche gottlosen Kompromisse die Ampel für angemessen hält, egal, wie sehr sie hofft, dass wir das einfach so hinnehmen, wir werden nicht wegschauen.“ 

Den mutmaßlichen Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck kritisierte Blasel wegen seiner Bereitschaft, vom Lieferkettengesetz abzurücken: „Lieber Robert, schöne Grüße aus Leipzig: Wir tragen diese Politik nicht mit!“ Auch wandte er sich gegen die Abschottungspolitik in Europa und forderte eine „humane Asylpolitik“.

Neuer Vorstand der Grünen Jugend: Ampel und Grüne bauen „echt miese Scheiße“ – findet Nietzard

Die 25-jährige Nietzard erklärt in ihrer Bewerbung, sie stehe für das Selbstverständnis einer Parteijugend, die in die Partei hinein wirke und in Bewegungen aktiv sei. Gemeinsam werde man die Grünen nach links schieben. Nietzard ist bei den als besonders links bekannten Berliner Grünen aktiv, engagiert sich für Geflüchtete und arbeitet beim Deutschen Kinderhilfswerk. 

Bundeskongress Grüne Jugend
Die neue Spitze der Grünen Jugend - Jette Nietzard und Jakob Blasel. © Sebastian Willnow/dpa

Nietzard pochte ebenfalls auf ein Ende fauler Kompromisse und ein klares Eintreten für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz. In der Ampel-Regierung werde „echt miese Scheiße“ gebaut und „liebe Grüne, ihr baut sie auch“, sagte sie. „Ich erwarte von euch, und insbesondere von Parteivorsitzenden, Kanzlerkandidaten und Bundestagsabgeordneten, dass ihr keine faulen Kompromisse schließt, sondern für Menschenrechte, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit einsteht“, forderte sie die Partei weiter in ihrer Bewerbungsrede auf. 

Nach Austrittswelle bei Grüner Jugend: Blasel und Nietzard treten schweres Erbe an

Die neue Führung um Blasel und Nietzard übernimmt den Posten von Svenja Appuhn und Katharina Stolla. Ende September hatte der zehnköpfige Vorstand um die ehemaligen Vorsitzenden mit der Ankündigung für Aufsehen gesorgt, nicht erneut zu kandidieren und geschlossen aus der Partei auszutreten. Danach folgte eine große Austrittswelle.

Beim Bundeskongress in Leipzig wurde ebenso ein Leitantrag beschlossen „Schluss mit Krise – holen wir uns unsere Zukunft zurück“. Darin wendet sich die Grüne Jugend „gegen rechte Hetze, Abschiebungen und die Kluft zwischen Arm und Reich“ und fordert „eine Zukunft für alle“. In den Debatten wurde allerdings deutlich, dass das Verhältnis vieler Mitglieder der Grünen Jugend zu ihrer Partei schwierig bleibt. So legte sich die Nachwuchsorganisation nicht auf einen gemeinsamen Bundestagswahlkampf fest.(afp/dpa/jal)

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