Geheimpapier aufgetaucht: US-Leak deckt Israels Racheplan gegen Iran auf – „Zutiefst beunruhigend“
Nach Irans Raketenangriff auf Israel wird spekuliert, wie Israel reagieren wird. Jetzt ist ein US-Geheimpapier über die mögliche Vergeltung aufgetaucht.
Teheran/Washington – Die USA untersuchen Medienberichten zufolge die Veröffentlichung mutmaßlicher US-Geheimdienstinformationen über Israels Pläne für Vergeltungsmaßnahmen gegen den Iran. Die auf den 15. und 16. Oktober datierten streng geheimen Dokumente kursierten seit Freitag im Netz und seien zunächst auf einem Telegram-Kanal namens „Middle East Spectator“ veröffentlicht worden, berichtete der US-Sender CNN am Sonntag (20. Okober).
Eine mit der Angelegenheit vertraute, jedoch nicht namentlich genannte Person habe die Echtheit der Dokumente bestätigt, so der Sender. Dem Portal Axios zufolge veröffentlicht der entsprechende Telegram-Kanal regelmäßig pro-iranische Inhalte. Das Leck sei „zutiefst beunruhigend“, sagte ein US-Beamter gegenüber CNN.
Nahost-Konflikt: Iran greift mit Raketen an – Israel kündigt Vergeltung an
Vor zwei Wochen hatten Irans Revolutionsgarden rund 200 ballistische Raketen auf den jüdischen Staat gefeuert. Israel kündigte daraufhin Vergeltung an. Offen ist, wann und wie Israel zurückschlagen wird. Die nun veröffentlichten Dokumente beschreiben Axios zufolge „detailliert Maßnahmen, die in den vergangenen Tagen auf mehreren israelischen Luftwaffenstützpunkten durchgeführt“ worden seien.

Weiter zeigten die Dokumente, dass die israelische Luftwaffe nach Angaben des US-Geheimdienstes eine große Übung durchgeführt habe, an der Aufklärungsflugzeuge und wohl auch Kampfjets teilgenommen hätten. „In dem angeblichen Geheimdienstbericht werden auch die Vorbereitungen in israelischen Drohneneinheiten für einen Angriff auf den Iran detailliert beschrieben“, so Axios weiter. Ein US-Regierungsvertreter sagte sowohl Axios als auch CNN, dass das mutmaßliche Leck „äußerst besorgniserregend“ sei.
Skandal um US-Geheimdienst: Militärangehöriger veröffentlicht geheime Informationen auf Discord
Erst vor anderthalb Jahren sorgte ein US-Geheimdienstskandal für Aufsehen. Ein Militärangehöriger hatte ab Januar 2022 vorsätzlich Informationen, die als „geheim“ und „streng geheim“ eingestuft waren, in einem geschlossenen Chat-Raum auf der bei Videospielern beliebten Plattform Discord veröffentlicht haben. Von dort aus verbreiteten sie sich im Internet, bis auch Behörden und Medien darauf aufmerksam wurden. Erst im April 2023 wurde das Leck publik.
Hisbollah attackiert Netanjahu mit Drohne: Ministerpräsident war nicht zu Hause
Aktuell ist die Lage in Nahost äußerst angespannt. Noch ist trotz des US-Leaks unklar, wie Israel reagieren wird. Am Wochenende sorgten jedenfalls neue Provokationen für Unruhe. Nach einem gescheiterten Drohnenangriff auf eines seiner Anwesen hat Netanjahu dem Iran und dessen Verbündeten vorgeworfen, einen Attentatsversuch auf ihn unternommen zu haben. Den Versuch, ihn und seine Frau „zu ermorden“, würden der Iran und dessen Verbündete noch „bereuen“, erklärte er. Die Behörden im Gazastreifen meldeten indes mehr als 70 Tote infolge eines israelischen Luftangriffs. Es sei ein Wohnkomplex im Ort Beit Lahia zerstört worden, in dem sich Zivilisten befunden hätten, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa.
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Israels Armee bezeichnete die Zahlen nach einer ersten Prüfung als übertrieben. Die Angaben beider Seiten können nicht unabhängig überprüft werden. Unterdessen kündigte Netanjahu nach einem der libanesischen Hisbollah-Miliz zugeschriebenen Drohnenangriff, der laut Regierungsangaben Netanjahu gegolten hatte, weitere Schläge gegen die Feinde des einzigen jüdischen Staats an. „Ich sage dem Iran und seinen Stellvertretern in seiner Achse des Bösen: Jeder, der versucht, den Bürgern Israels zu schaden, wird einen hohen Preis zahlen“, sagte Netanjahu.
Zum Hintergrund: Am 19. Oktober wurde in der Stadt Caesarea nach israelischen Angaben eine aus dem Libanon kommende Drohne über der Privatresidenz der Netanjahus abgeschossen. „Der Ministerpräsident und seine Frau waren nicht vor Ort, und es gab keine Verletzten“, teilten die Behörden mit. (dpa/jal)