Preis-Explosion bei Lebensmitteln droht – mit fatalen Folgen

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Ernteausfälle, knappe Vorräte, explodierende Preise: Weltweit schnellen die Kosten für Lebensmittel in die Höhe – mit spürbaren Folgen für Verbraucher und Märkte.

Frankfurt – Ob Kartoffeln aus Großbritannien, Kaffee aus Brasilien oder Zwiebeln aus Indien – weltweit klettern die Preise für Grundnahrungsmittel in Höhen. Eine neue internationale Studie unter Leitung des Barcelona Supercomputing Centers zeigt: Extreme Wetterereignisse, angetrieben durch den Klimawandel, haben bereits jetzt deutliche Spuren auf dem globalen Lebensmittelmarkt hinterlassen.

Rekordanstieg von Lebensmittelpreisen: 280 Prozent teurer

In Ghana und der Elfenbeinküste, die zusammen rund 60 Prozent des weltweiten Kakaos produzieren, sorgte eine Hitzewelle Anfang 2024 für Ernteausfälle. Die Folge: Die Weltmarktpreise für Kakao stiegen im April um satte 280 Prozent. In Indien explodierten die Preise für Zwiebeln und Kartoffeln um über 80 Prozent, nachdem eine Hitzewelle im Mai die Ernten zerstört hatte. In Kalifornien verteuerte sich Gemüse um 80 Prozent nach einer Dürre im Sommer 2022.

Auch Europa bleibt nicht verschont: Die Dürre 2022/2023 ließ die Olivenölpreise um 50 Prozent steigen. In Japan kostete Reis 48 Prozent mehr nach einem extrem heißen August 2024. Selbst das Grundnahrungsmittel Kohl war in Südkorea im September 70 Prozent teurer als im Vorjahr.

Hohe Lebensmittelpreise: Mehr bezahlen, weniger bekommen

Diese Preissteigerungen sind nicht nur temporäre Schwankungen. „Der Klimawandel macht extreme Wetterereignisse häufiger und intensiver und das schlägt sich immer stärker in den Supermarktregalen nieder“, erklärt Studienleiter Dr. Maximillian Kotz.

Besonders betroffen sind einkommensschwache Haushalte. Denn wenn gesunde, frische Lebensmittel zum Luxusgut werden, bleibt oft nur der Griff zu günstiger, nährstoffarmer Industrienahrung. Eine Erhebung der Food Foundation zeigt: Gesunde Ernährung kostet bereits doppelt so viel wie ungesunde. Ein weiteres Ansteigen der Preise verschärft diese Schieflage massiv.

Inflation
Lebensmittelpreise steigen weltweit stark an und belasten Verbraucher sowie Märkte zunehmend. (Illustration) © Patrick Pleul/dpa

Auch Deutschland und Großbritannien sind betroffen

Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen sind gravierend: Laut European Consortium of Innovative Universities (ECIU) mussten britische Haushalte allein durch klimabedingte Preissteigerungen 2022 und 2023 rund 360 Pfund mehr für Lebensmittel ausgeben. Weltweit bedeutet das: steigende Armut, wachsende Ernährungskrisen, verschärfte soziale Ungleichheiten.

„Wenn wir nichts ändern, wird sich dieser Trend fortsetzen“, so Kotz. „Die Preise steigen, die Ernten sinken und das in einem System, das bereits unter Druck steht.“ Gleichzeitig warnt der Experte: Zentralbanken könnten es zunehmend schwer haben, Inflation zu kontrollieren, wenn Klimarisiken Preisvolatilität auf den Märkten befeuern.

Langfristige Inflation bei Lebensmittelpreisen erwartet

Eine weitere Analyse des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Europäischen Zentralbank bestätigt diese Warnung. Der Klimawandel verursacht nicht nur kurzfristige Preisschocks, sondern auch langfristig steigende Lebensmittelpreise. Fachleute bezeichnen diese Entwicklung inzwischen als „Climateflation“. Laut der Studie könnten allein höhere Durchschnittstemperaturen die jährliche Lebensmittelinflation bis 2035 um bis zu 1,8 Prozentpunkte verstärken. Besonders betroffen sind Regionen des Globalen Südens, aber auch Europa spürt die Auswirkungen: Der Hitzesommer 2022 trieb die Lebensmittelpreise zeitweise um fast ein Prozent in die Höhe.

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