Frankreich-Wahl: „Nazi-Jäger“ Klarsfeld stellt sich gegen Linke – und würde eher Le-Pen-Partei wählen
Kurz vor der Parlamentswahl in Frankreich sorgt „Nazi-Jäger“ Klarsfeld für Aufsehen. Unterstützung für Juden sieht er nur bei der Partei von Marine Le Pen.
Paris – In Frankreich hat der als „Nazi-Jäger“ bekanntgewordene Jurist Serge Klarsfeld mit Äußerungen zum rechtsnationalen Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen für Diskussionsstoff gesorgt. Im Interview des Fernsehsenders LCI sagte Klarsfeld mit Blick auf die anstehende Parlamentswahl, dass er im Fall eines Duells nicht für die französische Linkspartei La France Insoumise (LFI), sondern für das RN stimmen würde.
Zur Begründung sagte der 88-Jährige, dass sich der RN gewandelt habe und inzwischen auf der Seite der Jüdinnen und Juden stehe. Diese Position vertritt Klarsfeld bereits seit längerem. Der RN unterstütze auch den Staat Israel, deshalb würde er für eine pro-jüdische Partei stimmen, erklärte Klarsfeld. Zugleich sagte er aber, dass er im ersten Wahlgang am 30. Juni in seinem Wahlkreis wie gewohnt für eine Partei der Mitte stimmen werde.

Neues Parlament: Stichwahlen zwischen Partei Le Pens und LFI erwartet
Frankreichs Linkspartei, die im Moment einen ausgesprochen propalästinensischen Kurs fährt, warf Klarsfeld vor, „dezidiert antijüdisch“ zu sein. Auch andere Parteien wie die Sozialisten werfen der Linkspartei im Moment Antisemitismus vor. Die Haltung der Partei zum Gaza-Krieg war der Grund für das Auseinanderbrechen eines linken Bündnisses in der Nationalversammlung. Dennoch wollen die linken Parteien bei der Wahl nun abermals mit einer Linksallianz antreten.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte vor einer Woche nach dem Sieg des RN bei den Europawahlen Parlaments-Neuwahlen ausgerufen. Sollte in den jeweiligen Wahlkreisen keiner der Kandidaten in der ersten Runde eine absolute Mehrheit holen, treten die Sieger der ersten Runde in einer Stichwahl am 7. Juli an. Dabei dürfte es den aktuellen Umfragen zufolge auch zu direkten Duellen zwischen den Linkspopulisten von LFI und den Rechtspopulisten von Marine Le Pen kommen.
„Nazi-Jäger“ will RN wählen – Gründer Le Pen verharmloste die Shoah
Der Franzose Serge Klarsfeld und seine deutsche Frau Beate sorgten für die Enttarnung untergetauchter NS-Verbrecher und wurden deshalb als „Nazi-Jäger“ bekannt. So spürten sie in den 1970er-Jahren den wegen seiner Grausamkeit als „Schlächter von Lyon“ gefürchteten Gestapo-Chef Klaus Barbie auf, der versteckt in Bolivien lebte. Neben Simon Wiesenthal galten die Klarsfelds als die wohl bekanntesten Verfolger von NS-Verbrechern.
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Jean-Marie Le Pen, Mitbegründer des Front National und Vater von Marine Le Pen, hatte die Gaskammern der Nationalsozialisten wiederholt als „Detail“ der Geschichte bezeichnet. Die Tochter und derzeitige RN-Fraktionschefin, die ihre Partei vom äußersten rechten Rand wegzuführen versucht, schloss ihren Vater 2015 aus der Partei aus. 2018 benannte sie die Partei in Rassemblement National um.
Vor der Europawahl wandte sich Le Pens Partei von der AfD ab
Diese vom RN als solche ausgerufene „Entdämonisierung“ der Partei ging etwa auch mit dem Bruch mit der AfD einher: Nach der Offenlegung eines Geheimtreffens Rechtsextremer im November in Potsdam durch Correctiv erklärte der Parteichef und Spitzenkandidat bei der Europawahl, Jordan Bardella, im EU-Parlament nicht mehr mit der AfD in einer Fraktion zusammenarbeiten zu wollen. Dem war eine SS-Verharmlosung des AfD-Spitzenkandidaten Maximilian Krah vorausgegangen.
Gleichzeitig dreht sich das Programm des vermeintlich erneuerten RN weiterhin darum, die Zuwanderung nach Frankreich und religiöse Freiheiten muslimischer Menschen stark einzuschränken. Ferner will die Partei abschaffen, dass die französische Staatsbürgerschaft qua Geburt auf französischem Staatsgebiet erlangt werden kann. (dpa/AFP/ses)