Maibaumklau während des Mintrachinger Großeinsatzes - Unwahrheiten kursieren im Netz

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Der Katholische Burschenverein Mintraching hat seinen Maibaum zurück! Zum ersten Mai wird das Stangerl in der Ortsmitte stehen. © Hepting

Gestern haben sich in Mintraching gleich zwei Tragödien ereignet. Es gab nicht nur einen Hallenbrand sondern auch einen Diebstahl: der Maibaum wurde geklaut.

Schlimme Ereignisse überschatten die bayerische Tradition, die normalerweise Spaß machen sollte: Während des gestrigen Feuers im Neufahrner Ortsteil Mintraching wurde der Mintrachinger Maibaum geklaut. Obwohl das Feuer zeitnah gelöscht wurde, entfachten im Nachgang üble Gerüchte in den sozialen Medien. Alles von einer absichtlichen Brandstiftung, Ausnutzen der Notlage und über die moralische Fragwürdigkeit dieser Tradition ist zu lesen. Überschattet von der Frage: Was stimmt wirklich?

Der Maibaum-Klau: Eine bayerische Tradition

Ab Ende März sind die örtlichen Burschenvereine jedes Jahr in höchster Anspannung. Denn während die Vereinigungen am eigenen Maibaum tüfteln, wird bei anderen intensiv ausgekundschaftet und falls möglich auch geklaut! Jeder Maibaum darf gestohlen werden sobald er in der Ortschaft liegt, solange während des Diebstahls nichts zerstört wird.

Als gestohlen gilt er, sobald das Ortsschild passiert wird. Sollte aber ein Ortsansässiger die Hand zuvor auf den Maibaum gelegt haben und sich für ihn ausgesprochen haben, gilt der Versuch als gescheitert. Der bestohlene Verein bekommt den Baum im Nachgang zurück, aber nur mit einer Auslöse, die von den Dieben gewählt wird. Damit der Raub nicht passieren kann, muss die „Maibaumwache“ allerdings ein Auge darauf werfen – denn die potenziellen Diebe können zu jeder Uhrzeit lauern.

Ein Bund von „Maibaumdieben“ im Landkreis Freising

Klar also, dass die jungen Burschen scharf sind auf einen Maibaumklau. Im Landkreis Freising hat sich deshalb eigens eine Gruppe „Maibaumdiebe“ gebildet. Aus über zehn unterschiedlichen Ortschaften schreiben sie sich zusammen, um mit ausgeklügelten Plänen alles mitzunehmen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Dieses Jahr besonders im Visier: der Mintrachinger Maibaum. Diese Woche seien schon zwei Versuche gescheitert, ein dritter sollte erfolgreich werden und erhitzte zugleich die Gemüter. Denn während des im Vorfeld geplanten Raubs brandte gleichzeitig eine Lagerhalle im Ort. Die Mintrachinger Burschen, die oftmals ebenso bei der Feuerwehr sind, rückten aus – der Baum unbewacht.

Großeinsatz während des Mintrachinger Maibaumklaus

Wie es im Detail ablief, erklärt Raphael Urban, zweiter Vorsitzender des Katholischen Burschenverein Isarlust Mintraching (KBIM):„Die Alarmierung für die Feuerwehr war circa um 14:20 Uhr. Ein Mitglied unseres Vereins und der Hausherr des Hofes, auf dem wir am Baum arbeiten, war ebenfalls am Einsatz. Der Teleskoplader, der normalerweise alles absichert, war zuvor im Einsatz auf dem Hof. Er hätte den Maibaumklau schwieriger gestaltet.

Eine Mieterin des Hofs hatte uns aber zeitnah informiert, dass Diebe am Werk sind. Allerdings waren einige mit dem Feuerlöschen beschäftigt und konnten so nicht antworten. Blöderweise hat sie auch nicht ihre Hand auf den Baum gelegt, stattdessen an die Vernunft appelliert, das Vorhaben aufgrund der Umstände abzubrechen.“

Ganz traditionell wurde der Mintrachinger Maibaum über die Kurt-Kittel-Ring-Brücke abtransportiert.
Ganz traditionell wurde der Mintrachinger Maibaum über die Kurt-Kittel-Ring-Brücke abtransportiert. © Privat

Als ein „schneller und sauberer Klau“, wie ihn die Gruppe der Maibaumdiebe nannte, wurde der Maibaum innerhalb von zehn Minuten vom Hof übers Ortschild gebracht. Um 15:10 Uhr wurde das Stangerl dann zur Unterbringung nach Günzenhausen gebracht.

Mintrachinger wollen Charakter zeigen

Seitens des Mintrachinger Burschenvereins wurde versucht, innerhalb von Neufahrn den Diebstahl abzubrechen. Die Verhandlungsgespräche scheiterten. Zurück bleibt Unverständnis und Enttäuschung über ein eher unsportliches Verhalten. Die Vorstandschaft des Katholischen Burschenverein Isarlust Mintrachings ist sich einig: Das war ein blöder Zufall, der dennoch einen faden Beigeschmack hinterlässt.

Man habe aufgrund der gescheiterten Versuche zwar schon geahnt, dass bald eine solche Aktion kommen würde. Wieso aber eine solche Notlage ausgenutzt wird, sorgt weiterhin für Unverständnis. Trotz allem sind die Mitglieder um Diplomatie bemüht. Noch am selben Tag um 20.15 Uhr wurde über die Auslöse verhandelt. Die Forderung: 20 Rollbraten mit Beilagen und Bier, bezahlt vom KBIM. Der  Verein will weiterhin Charakter zeigen, denn ein sauberer Klau ohne Beschädigungen sei es dennoch gewesen. Ob der Mintrachinger Burschenverein, wie üblich, beim Auslösefest teilnimmt, ist derzeit noch ungewiss.

„Die Gemüter beruhigen sich definitiv, aber die Meinungen über was richtig und was falsch ist an dieser Sache, bleiben verschieden“, so Raphael Urban. Wobei sich aber beide Parteien einig sind: Dieser Vorfall soll nicht auf ewig einen Keil zwischen die beteiligten Personen und den Verein treiben. Es wäre einfach eine Ausnutzung der Notlage gewesen, weshalb sich auch die Diebe nicht ganz wohl mit der Sache fühlen.

Morddrohungen für den Burschenverein Günzenhausen

Einen Fehler in ihren Verhalten sehen die Gruppe der Maibaumdiebe aus dem Landkreis Freising nicht. Sie werden auch weiterhin versuchen Maibäume zu klauen.  Lediglich fühlen sie sich in einem falschen Licht präsentiert. Gerade weil in den sozialen Medien einige Unwahrheiten kursieren, die mitunter rufschädigend für nicht beteiligte Gruppierungen sind. So habe der Burschenverein Günzenhausen per Direktnachricht Mordrohungen bekommen, auch die Feuerwehr im Ort wird beschuldigt, beim Raub geholfen zu haben. Alles Anschuldigungen, die nicht der Wahrheit entsprechen. Aufgrund der Umstände möchten die am Klau beteiligten Personen anonym bleiben.

Was jedoch stimmt: Keiner der Maibaumdiebe ist bei der Feuerwehr aktiv oder hat gar die Umstände ausgenutzt. Externe Hilfe gab es auch nicht. Den Dieben lagen weder Vorinformationen über die Bewachung, noch Hilfsmittel, wie ein Schlüssel, vor. Was bekannt war: tagsüber wurde nicht „gewacht“, deshalb wurde dieser Tag auserkoren. Der Erfolg sei also das Ergebnis von guter Spionage, am Tag und der Nacht, und einer gewissen Expertise. Denn bei den Maibaumdieben sind mitunter auch „Erfahrene“ dabei.

Bitte beider Parteien: Die Verbreitung von Unwahrheiten stoppen

Am Tag selbst sei man schon ab 7 Uhr morgens vor Ort gewesen und habe auf eine Gelegenheit gewartet. Das wäre auch im Wissen der Mintrachinger gewesen. Das zeitliche Unglück und die eingegangenen Drohungen, die höchstwahrscheinlich ein juristisches Nachspiel haben werden, seien auch nicht im Sinne der Diebe, die alle selbst in verschieden Burschenvereinen aktiv sind.

Bei den Verhandlungen heute um 13 .15 Uhr wurden die Umstände von beiden Seiten nun intensiv besprochen. Die Gemüter sind beruhigter, was bleibt sind hartnäckige Gerüchte, die immer noch über den Landkreis hinaus Wellen schlagen. Besonders dass der Burschenverein und die Feuerwehr Günzenhausen damit nichts zu tun hat, sei noch nicht bei jedem durchgedrungen.

 Beide Organisationen bitten daher die Verbreitung von Unwahrheiten zu stoppen und sich auf das zu besinnen, was der Maibaumklau im eigentlichen Sinne ist: Eine bayerische Tradition, die die Gemeinschaft untereinander stärkt.

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