Militär-Analysten warnen: Putin leitet „Phase 0“ für Krieg gegen die NATO ein
Putin will die NATO spalten und schwächen. Der Ukraine-Krieg dient als Vorbereitung. Das ISW diagnostiziert den Eintritt in „Phase 0“.
Moskau – Russland intensiviert laut dem US-amerikanischen Thinktank Institute for the Study of War (ISW) seine Informations-Kampagne, um sich auf einen möglichen Krieg gegen die NATO vorzubereiten. Der Zweck besteht laut der Analyse darin, Angst unter den Einwohnern Europas zu schüren – und die NATO so zu spalten.

Laut dem ISW-Bericht veröffentlichte der russische Auslandsgeheimdienst SVR am Montag (6. Oktober) eine neue, unbelegte Behauptung: Das Vereinigte Königreich plane demnach, eine Gruppe pro-ukrainischer Russen einen Sabotageakt auf ein Schiff in einem europäischen Hafen durchführen zu lassen. Die Täter sollten dabei vorgeben, auf Befehl Moskaus gehandelt zu haben, und mit chinesischer Ausrüstung ausgestattet werden, um auch die Volksrepublik China in Misskredit zu bringen.
ISW-Analyse zu Russland: Putin intensiviert Informations-Kampagne für möglichen NATO-Krieg
Die Meldung des SVR reihe sich in eine Serie ähnlicher Falschmeldungen ein, die sich gegen europäische Staaten wie Polen, Moldawien und Serbien richten. In den vergangenen Wochen habe der russische Auslandsgeheimdienst solche Erklärungen deutlich häufiger abgegeben, was nach Einschätzung von Beobachtern ein neues konzertiertes Aktivitätsmuster darstelle. Russland scheine also koordinierte Vorbereitungen als Teil der physischen und psychologischen Vorbereitungsphase für Kriegsereignisse zu treffen, so das ISW.
Russland hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl offener und verdeckter Angriffe gegen NATO-Staaten durchgeführt, darunter Sabotagemissionen, Störungen der elektronischen Kriegsführung, GPS-Störsignale und Brandstiftung. Diese Angriffe auf NATO-Staaten wurden in den letzten Wochen seit Herbst 2025 dramatisch verstärkt – insbesondere durch Drohnen-Provokationen auf den Luftraum der NATO.
ISW warnt vor „Phase 0“: Putin bereitet sich auf höhere Kriegsebene gegen die NATO vor
Dieses Muster organisierter Aktivitäten deutet nach Einschätzung des ISW darauf hin, dass Russland in die erste Phase der Vorbereitungen – „Phase 0“ – eingetreten ist, um zu einer höheren Kriegsebene als der derzeitigen überzugehen. Diese könne auch ein zukünftiger Krieg zwischen der NATO und Russland sein.
Das Land verfolgt unter Präsident Wladimir Putin längerfristige Pläne, die nach Einschätzung des ISW Teil der Vorbereitungen für einen künftigen Krieg zwischen der NATO und Russland sein könnten. Dazu gehören die Umstrukturierung der russischen Militärbezirke an der Westgrenze und der Aufbau von Militärstützpunkten an der Grenze zu Finnland. Das Institut bewertet derzeit allerdings nicht, ob der Kreml tatsächlich beschlossen hat, einen solchen Krieg auf höherer Ebene zu führen, oder in welchem Zeitrahmen dies geschehen könnte. Zudem hat das Institut keine Anzeichen dafür beobachtet, dass Russland sich aktiv auf einen bevorstehenden Konflikt mit der NATO vorbereitet.
Angst in Europa schüren: Putin will mit Kampagne die Entschlossenheit der NATO untergraben
Schon jetzt dienten die offenen und verdeckten Angriffe sowie die False-Flag-Behauptungen des Kreml mehreren Zwecken, so der Bericht. Russland ziele darauf ab, in der gesamten europäischen Bevölkerung Angst zu schüren und die Entschlossenheit der NATO zu untergraben. Die große Bandbreite an Arten und Orten der Angriffe und Behauptungen solle das Gefühl vermitteln, dass die Gefahr von Gewalt in ganz Europa allgegenwärtig ist.
Diese Angst wolle Russland nutzen, um Zugeständnisse im Ukraine-Krieg und einem möglichen zukünftigen Krieg zwischen der NATO und Russland zu erlangen – etwa, indem es die Europäer dazu bewegt, ihre Unterstützung für die Ukraine aus Sorge vor verstärkten Angriffen zu verringern oder ihre Verteidigungsbemühungen einzustellen. Der Kreml nutze die wiederholten False-Flag-Behauptungen durch den SVR zudem, um die Meinung der russischen Bevölkerung über den Westen zu beeinflussen. Indem westliche Akteure als verantwortlich für Angriffe oder Angriffsdrohungen dargestellt würden, versuche man, die Unterstützung der Öffentlichkeit für künftige Aggressionen gegen die NATO zu gewinnen. (Quelle: ISW) (tpn)