Mega-Stau nach Italien: Marode Brenner-Brücken bringen Südtirol-Urlauber in Bredouille
Stundenlange Staus, kaum Verkehrsfluss – so sah zuletzt die Lage am Brenner aus. Das Schlimmste könnte Autofahrern aber noch bevorstehen.
Bozen – Für etliche Menschen hat der Italien-Urlaub zuletzt mit Frust begonnen. Wer mit dem Auto in den Süden wollte, sah bis zu zweieinhalb Stunden Stop-and-Go-Verkehr bei verstopften Autobahnen am Brenner entgegen. Der Grund für den Monster-Stau an der Grenze von Österreich zu Italien lag in wiedereingeführten Kontrollen durch italienische Behörden.
An den Anblick von Bremslichtern müssen sich Urlauber wie Einheimische und Fernfahrer womöglich gewöhnen – zumindest, wenn es nach Einschätzung Fritz Gurgiser geht. Und das unabhängig davon, ob Italien auch in Zukunft die Grenzen kontrollieren wird.
Mega-Stau nach Italien: Viel befahrene Strecke um Brenner baufällig – „Müssen wir akzeptieren“
Gurgiser ist Kopf der alpinen Bürgerrechtsorganisation „Transitforum Austria“, die sich für tragbare Zustände auf den Transitrouten engagiert. Seit Jahren kämpft der 76-Jährige für Luft- und Lärmschutz in der viel befahrenen Region. „Der Krug ist voll“, sagte der ehemalige Tiroler Landtagsabgeordnete jetzt gegenüber der Südtiroler Tageszeitung.
„Wenn wir es nüchtern betrachten, müssen wir akzeptieren, dass die Straßen und Brücken von Innsbruck bis Bozen allesamt in den nächsten zehn Jahren zu sanieren sind“, so Gurgiser im Exklusiv-Gespräch mit dem südtiroler Nachrichtenportal. Die Folgen: Stau rund um den Brenner, vor allem von Österreich kommend.

„Da heißt es, es wird Einschränkungen geben. Egal, ob wir auf die Lueg- oder die Europabrücke oder auf Südtiroler Seite auf die ewig anhaltenden Baustellen auf dem Brenner blicken. Der Transitverkehr wird dann nicht mehr wie gewohnt verkehren können“, prophezeit der Verkehrs-Experte und engagierte Bürger.
Mega-Stau nach Italien: Autoverkehr auf Brennerautobahn nimmt zu – Experten streiten über Maßnahmen
Seit Jahren tobt der Brenner-Streit zwischen den Alpenländern. Mit Ausnahme der Corona-Jahre 2020 und 2021 rollen seit über einem Jahrzehnt konstant mehr als 25 Millionen Fahrzeuge über die Transit-Autobahn, wie die Handelskammer Bozen mit Verweis auf das Wirtschaftsforum (WIFO) schreibt.
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Nach Informationen von Südtirol News verzeichnete die Region 2023 einen Rekord an PKW-Verkehr. Experten warnen daher seit Langen vor einem Verkehrskollaps vor allem auf der Brennerautobahn A22 - es gäbe dringenden Handlungsbedarf, schreiben lokale Medien. Zumal sich die Situation sehenden Auges verschärfen dürfte, wenn ab 2025 die Strecke aufgrund von Bauarbeiten der sanierungsbedürftigen Luegbrücke auf eine Spur reduziert werde.

Urlaub in Italien: Jahrelange Einschränkungen auf Brenner-Autobahn steht bevor
Mindestens zweieinhalb Jahre müsse man mit Einschränkungen rechnen, heißt es vonseiten der Handelskammer Bozen, die sich daher dafür ausspricht, das Nachtfahrverbot für den Schwerverkehr auszusetzen.
„Durch eine Abschaffung des Nachtfahrverbots würde sich der Transitverkehr nicht auf die Tagesstunden beschränken, in denen zusätzlich auch viele Pkw auf der Autobahn verkehren“, so Handelskammerpräsident Michl Ebner. Einen ersten Vorgeschmack darauf, was ihnen künftig blühen könnte, bekamen Autofahrer bereits im Frühjahr.
Schiene statt Straße? Bürgerinitiator hat klare Forderungen, um Brennerautobahn zu entlasten
Bei Gurgiser trifft dieser Vorstoß auf wenig Anklang. Der Bürgerinitiator hat den Schuldigen für die maroden Zustände rund um den Brenner gerade in den Speditionen ausgemacht. „Sie haben es geschafft, die Straßen durch ihre Überlastung frühzeitig zu ruinieren“, kritisiert er den LKW-Verkehr scharf, obwohl der in 2023 leicht zurückgegangen ist. In einem Informationsblatt schreibt er, „dass rund 90 bis 95 Prozent der Straßenschäden von den schweren Lastern verursacht“ würden.
„Diese Brücken und Autobahnen, sowohl nördlich als auch südlich des Brenners, wurden in den 60ern und 70ern gebaut. Sie waren niemals für eine Frequenz von 2,5 Millionen LKWs angedacht.“ Einen Umstieg der Logistik zu großen Teilen auf die Schienen sieht er für ebenso alternativlos an, wie die Sanierung der Strecken in absehbarer Zeit. Das zeige bereits die aktuelle Situation: „Kaum kommt es zur kleinsten Behinderung, entsteht ein kilometerlanger Stau, das ist ja nicht normal.“
Die Lage zu entspannen, indem der Schwerverkehr auf die Normalstraße ausweiche, stünde für ihn nicht zur Debatte. „Diese Alternative existiert nicht“, so Gurgiser zur Südtiroler Tageszeitung. Allerdings gab es zuletzt vonseiten Brüssels eine Rüge für das Vorgehen Österreichs im Brenner-Streit. (rku)