Kein Ende im Ukraine-Krieg: Putin bricht Waffenruhe-Versprechen – mit Gleitbomben

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Russland ruft einen Waffenstillstand aus, doch die Bomben fallen weiter: Gleitbomben und Drohnen treffen ukrainische Städte – zwei Menschen sterben in Kiew.

Kiew – Der russische Präsident Wladimir Putin hatte vor rund einer Woche eine dreitägige Waffenruhe im Ukraine-Krieg angekündigt. Die Waffen sollten auch über den Tag des Sieges ruhen. Beobachtern zufolge wollte der Kremlchef damit wohl auch sicherstellen, dass während der Feierlichkeiten in der russischen Hauptstadt Moskau keine ukrainischen Drohnen den schönen Schein stören. Offiziell trat der Waffenstillstand am Mittwoch (7. Mai) um Mitternacht Moskauer Zeit in Kraft. Zunächst war es in der ukrainischen Hauptstadt Kiew und anderen Großstädten vergleichsweise ruhig. Dann fielen die Bomben.

Zwei Tote in Kiew: Gleitbomben und Drohnen treffen ukrainische Städte – trotz Waffenstillstand

Während in Moskau am Tag des Sieges (9. Mai) Militärkolonnen über den Roten Platz rollren und der Kremlchef sich an der Seite des chinesischen Präsidenten Xi Jinping und nordkoreanischen Generälen zeigtw, berichtete die Ukraine von massiven Angriffen in mehreren Regionen. Die vermeintliche Waffenruhe hatte nicht lange gehalten: Russland griff Berichten zufolge den gesamten Mittwoch lang mit Raketen und Drohnen an. In Kiew kam es zu einem Brand, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Laut der ukrainischen Luftwaffe wurden bis zum Abend auch Gleitbomben in den Regionen Donezk, Saporischschja und Dnipropetrowsk eingesetzt.

Allein in der Stadt Sumy erfolgten nach ukrainischen Angaben am Donnerstag etwa 100 Angriffe mit Gleitbomben. Kiews Luftwaffensprecher Juri Ihnat erklärte im Fernsehen, Russland habe damit „der Welt gezeigt, wie es sich an die selbstverkündete Waffenruhe hält“. Mehr als 700 Mal habe das russische Militär seit Mitternacht gegen die Waffenruhe verstoßen, bestätigte auch der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha am Donnerstag auf der Plattform X. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren.

Der Chef des ukrainischen Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, Leutnant Andriy Kovalenko, teilte mit, russische Streitkräfte hätten nach Beginn des Waffenstillstands die Oblaste Sumy und Charkiw beschossen. „Ja, sie haben die ganze Nacht angegriffen“, bestätigte auch ein im ostukrainischen Donezk stationierter Soldat dem britischen Sender BBC. „Wir hatten hier Gleitbomben und Drohnen. Russland ist nicht vertrauenswürdig. Abends rufen sie einen Waffenstillstand aus und morgens greifen sie an. Es gibt keinen Waffenstillstand. Wir sind immer auf alles vorbereitet“, so der Soldat der 3. Operationsbrigade der ukrainischen Nationalgarde weiter.

Russische Soldaten in Moskau bei der Militärparade zum Tag des Sieges am 9. Mai 2025. Auf dem Monitor Russlands Präsident Wladimir Putin während seiner Rede.
Russische Soldaten in Moskau bei der Militärparade zum Tag des Sieges am 9. Mai 2025. Auf dem Monitor Russlands Präsident Wladimir Putin während seiner Rede. © Maxim Bogovid/Photo host agency RIA Novosti/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Tag des Sieges in Moskau: Russland erhebt Anschuldigungen gegen die Ukraine

Russland behauptete indes, den Waffenstillstand zum Tag des Sieges am 8. Mai umgesetzt zu haben. Moskau warf stattdessen der Ukraine „Verstöße gegen den Waffenstillstand vor, obwohl die Ukraine dem russischen Waffenstillstand weder offiziell noch öffentlich zugestimmt hatte“, wie die Experten der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in ihrem Lagebericht vom Donnerstag betonten. Diese Situation verdeutliche erneut, „dass jeder Waffenstillstand oder jedes Friedensabkommen im Voraus von allen Parteien formell vereinbart werden muss“ und robuste Überwachungsmechanismen beinhalten müsse, so die ISW-Experten weiter.

Während Europa den Tag der Befreiung am 8. Mai feiert, begeht Russland den Tag des Sieges über das nationalsozialistische Deutschland am 9. Mai – Grund dafür ist die Zeitverschiebung der Kapitulation. In Moskau findet anlässlich dieses Tages eine große Militärparade statt. Dass der Kremlchef den dreitägigen Waffenstillstand mit der Ukraine ausgerechnet für den Tag des Sieges ankündigte, soll aus Sicht von Beobachtern wohl seine Friedenbereitschaft signalisieren. Die USA und die Ukraine hatten zuvor eine 30-tägige, bedingungslose Waffenruhe vorgeschlagen.

Moskau versuchte jedoch Zeit zu schinden: Putin befürwortete den Vorschlag grundsätzlich, stellte allerdings zahlreiche Bedingungen, die den Maximalforderungen Russlands gleichkamen. Zuletzt hatte sich der eigentlich Putin-freundliche US-Präsident Donald Trump kritischer über den Kremlchef geäußert. „Vielleicht will er den Krieg gar nicht beenden, sondern hält mich nur hin“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Am Donnerstag pochte der US-Präsident erneut auf eine 30-tägige bedingungslose Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine – und drohte mit Sanktionen.

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