Holzkirchen segnet „kritischen“ Haushalt ab: Investitionen und Schulden im Blick

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Auf große Investitionen wird Holzkirchen die nächsten Jahre angesichts der stark schrumpfenden dauernden Leistungsfähigkeit des Haushaltes verzichten müssen. © Hacker

Holzkirchen steht vor einer finanziell herausfordernden Zukunft. Der kürzlich vorgestellte Haushaltsplan für 2025 bis 2028 zeigt, dass die Marktgemeinde sparen muss.

Holzkirchen – Um mehr als ein Loch muss die Marktgemeinde ihren Gürtel in den nächsten Jahren enger schnallen. Das hat der kürzlich von Kämmerer Dominik Wendlinger vorgetragene Haushalts- und Finanzplan für die Jahre 2025 bis 2028 schonungslos aufgezeigt. Davon unbenommen gab es für das Zahlenwerk Lob und einen einstimmigen Beschluss.

„Wir befinden uns in einer anspruchsvollen Zeit“, stimmte Holzkirchens Bürgermeister Christoph Schmid das Gremium kürzlich in einer nur sehr spärlich besuchten öffentlichen Sitzung zum Haushalt 2025 mit gut 130 Millionen Euro Volumen ein. Zwar werde sich, wie Wendlinger aufzeigte, nach dem Einbruch bei der Gewerbesteuer auf 19,8 Millionen im Jahr 2023 diese heuer wieder auf rund 29,5 Millionen Euro erholen, „konservativ gerechnet“ bleibe der Posten aller Steuer-Brutto-Einnahmen inklusive staatlicher Zuweisungen über die nächsten drei Jahre aber bei durchschnittlich 54 Millionen Euro.

Insgesamt geht Wendlinger dieses Jahr von Einnahmen von rund 67 Millionen Euro aus. Dem gegenüber stehen unter anderem gestiegene Personalausgaben mit 21,3 Millionen Euro und die Kreisumlage von 18,6 Millionen Euro, die aber schon nächsten Jahr wieder massiv auf 25,8 Millionen Euro anziehen wird.

Wirtschaftliche Herausforderungen: Einnahmen steigen, Schulden wachsen

Als „wesentlichen Marker“ der ernsten und kritischen Haushaltslage verwies Wendlinger auf die „dauernde Leistungsfähigkeit“. Können heuer aus dem Verwaltungshaushalt noch 6,4 Millionen Euro dem Vermögenshaushalt zugeführt werden, sinkt diese Rate bis 2028 rapide auf null Euro. Zu dieser prekären Haushaltslage trägt die diesjährige Kreditaufnahme von 43,5 Millionen Euro bei.

Der Löwenanteil wird für die drei voraussichtlich heuer fertig werdenden Großprojekte Bauhof (20 Millionen), Mittelschule (8,5) und Erweiterung der Kita Erich-Kästner-Straße (11,5) notwendig. Damit steigen die Schulden zum Jahresende auf knapp 80 Millionen Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 4.753 Euro entspricht (Bayern-Durchschnitt: 1.395 Euro). „Große Investitionen sollten die nächsten Jahre vermieden werden“, riet Wendlinger daher dem Gremium eindringlich.

Großprojekte belasten den Haushalt: Bauhof, Schule und Kita im Fokus

Unbenommen davon fanden im Haushalt 2025 die Sonder-Rücklage Sport mit 200.000 Euro, die aber die nächsten Jahre aber auf 20.000 Euro gekürzt wird, 150.000 Euro für die Toiletten-Anlage am Marktplatz, 830.000 Euro für den Unterhalt das Eisstadion, 950.000 Euro für das Kultur im Oberbräu sowie Gelder für den Weiterbetrieb des On-Demand-Busses Hoki+ und des Schwimmbades Batusa Berücksichtigung. Außerdem sind für den Kauf von Wohnungen im neuen Quartier am ehemaligen Ladehof 3,5 Millionen Euro eingepreist.

Veräußert werden sollen hingegen ein Wohnhaus an der Carl-Weinberger-Straße (650.000 Euro) sowie Grundstücke an der Maitz, in Roggersdorf und der Thanner Straße für zusammen rund 4,9 Millionen Euro. Angesichts der Haushaltszahlen stellte SPD-Fraktionssprecher Simon Ammer fest: „Das Wasser steht uns bis zum Hals, aber wir werden dieser Notoperation mit zusammengepressten Lippen zustimmen.“

Den parteipolitischen Punkt Ammers, dass ausbleibende Gelder aus den Wohnraum-Förderprogrammen der „Söder-Regierung“ an der Holzkirchner Haushaltslage mit Schulden haben, wollte der Rathauschef so nicht stehen lassen: „Da hat sich auch die vorherige Bundesregierung nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“

Empfehlungen: Investitionen einschränken, Schulden abbauen

Ammers düsteren Aussichten teilte Torsten Hensel (FWG) nicht: „Das ist ein technisch gelungener Haushalt mit guten Investitionen in die Zukunft.“ Verärgert ist Hensel aber angesichts von den weiterhin jährlich vorgehaltenen 650.000 Euro für den Pumpentausch der Geothermie: „Diese Energiegewinnung ist zwar ökologisch sinnvoll, sie sollte aber endlich auch ökonomisch auf die Füße kommen.“ Seinen Dank richtet Hensel an alle Bürger und Unternehmen, die für gute Bildung, Kinderbetreuung, Infrastruktur und Nachhaltigkeit viel Steuern zahlen: „Holzkirchen hat nach wie vor Substanz und Menschen, die anpacken.“

Dass Holzkirchen eine solide aufgestellte Gemeinde ist, stellte Robert Wiechmann (Grüne) klar: „Es gibt nichts schönzureden, aber von einer Notoperation sind wir meilenweit entfernt. Neben Pflichtaufgaben leisten wir uns immer noch ein Schwimmbad und Eisstadions und investieren in die Kultur.“ Zudem erinnerte Wiechmann, dass für die drei Großprojekte im Gemeinderat Einvernehmen herrschte und Holzkirchen zudem im nächsten Jahr im Zuge der Komplettsanierung der Miesbacher Straße viel Geld für neue Geh- und Radwege für „mehr Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer“ ausgibt: „Auch das müssten wir nicht machen, tun es aber.“

Haushalt einstimmig von Gemeinderat abgesegnet

Für die CSU-Fraktion stelle Sebastian Franz fest: „Als eine von 17 Gemeinden schultern wir immer noch 19,8 Prozent der gesamten Kreisumlage. Wir sind nach wie vor unangefochtener Qualitätsführer. Diese Attraktivität hat ihren Preis. Deswegen stehen wir auch zu den Beschlüssen.“ Ähnlich argumentierte Bürgermeister Schmid: „Dass die Schulden kommen werden, musste jedem Gemeinderat klar sein, als wir uns entschieden haben, die drei Großprojekte zu realisieren.“

Die Notwendigkeit zeige ein Blick auf die Nachrichtenlage landauf landab: „Täglich wird über marode Schulen berichtet, wir haben eine neue gebaut. Bei den Kinderbetreuungsplätzen haben wir erstmals die Situation, dass Einrichtungen werben, um ihre Plätze voll zu bekommen und dass der Bauhof, dessen Mitarbeiter für alle Holzkirchner eine hervorragende Arbeit leistete, quasi schon seit Jahrzehnten erneuert werden musste, wird niemand bestreiten.“

Natürlich sei die Ernsthaftigkeit der Lage und der notwendige Druck zum Sparen bis hin zum letzten Arbeitsplatz der Verwaltung angekommen, deswegen „geht da vielleicht auch noch etwas“. Schließlich ist, so der Rathauschef, „noch kein Haushalt so durchgelaufen wie er aufgestellt wurde.“ Außerdem zeigte sich Schmid überzeugt, dass am entfernten Horizont auch wieder ein Silberstreifen erkennbar ist. Nun aber muss der einstimmig abgesegnete Haushalt erst einmal die Prüfung bei der Kommunalaufsicht passieren. Helmut Hacker

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