Der Landkreis wählt die Ampel ab: Tölz-Wolfratshausen hat abgestimmt
Alexander Radwan ist klarer Sieger des Direktmandats, Karl Bär schafft es auch in den Bundestag. Die Wähler stimmen für eine deutliche Veränderung.
Es sind bedeutsame Verschiebungen, die sich nicht nur im Landkreis zeigen. Die Union kommt zurück auf alte Stärke, die SPD verliert massiv, die Grünen auch, aber weniger. Die AfD holt das mit Abstand beste Ergebnis ihrer Geschichte, und die FDP erfüllt ihre eigenen Erwartungen nicht. Was sich zeigt: Die Ampel-Regierung hat im Landkreis und auch im Wahlkreis keinen großen Rückhalt. Alle drei beteiligten Parteien verlieren. Bemerkenswert ist auch das Abschneiden der Freien Wähler: Konnten die vor vier Jahren noch teilweise zweistellige Ergebnisse in den einzelnen Gemeinden einfahren, verloren sie nun massiv an Zustimmung. 4,5 Prozent der Zweitstimmen holt die in den kommunalen Gremien so starke Partei – das ist das Niveau der Linken, die sonst in Bayern keine nennenswerte Rolle spielen und sich über ein ordentliches Ergebnis im Wahlkreis 222 freuen dürfen.
AfD mit starkem Ergebnis – Partei landet auf Platz 2
Freie-Wähler-Kandidat Felix Leipold ist enttäuscht vom Wahlabend. Was ihn schockiert, ist das Abschneiden der AfD. Die gewann in seiner Heimatstadt Geretsried einzelne Stimmbezirke mit Zustimmungswerten über 40 Prozent. Der blaue Balken ist so groß wie nie in den Diagrammen. Für Ingo Hahn bedeutet der Wahlerfolg seiner Partei wohl ein Bundestagsmandat. „Ein hervorragendes Ergebnis“ freut den bisherigen Landtagsabgeordneten.

Radwan gewinnt das Mandat erneut: Er will Wandel in der Migrationspolitik
Klarer Sieger des Direktmandats ist ein anderer: Alexander Radwan behält seinen Sitz im Bundestag. Er gewinnt in jeder Gemeinde und kommt mit 46,4 Prozent auf ein bemerkenswert starkes Ergebnis. Radwan hält eine Wende in der Migrationspolitik für eine „Kernaufgabe der nächsten Bundesregierung.“ Die soll die Union mit Kanzler Friedrich Merz anführen. Mit wem? Das ist noch nicht klar. Das hängt auch stark davon ab, ob es die FDP und das BSW in den Bundestag schaffen. Im Wahlkreis würden es das neu gegründete BSW nicht schaffen: 2,73 Prozent holt die Partei, die vor Ort weder einen Kandidaten gestellt noch einen nennenswerten Wahlkampf gemacht hat. Die FDP erhält 5,3 Prozent in der Region. Ein mageres Ergebnis – 2021 war es noch mehr als doppelt so viel.
Karl Bär schafft es über die Liste in den Bundestag: Grüne verliert im Wahlkreis ein wenig

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SPD-Kandidat Raffael Joos fiel während des Wahlkampfs lange krankheitsbedingt aus, einige Wahlkampfveranstaltungen musste er absagen. Das Ergebnis – 7,7 Prozent in der persönlichen Wahl – fällt wohl auch deshalb recht schwach aus. Es passt zum Bundestrend, dass die SPD auch nur 9,1 Prozent der Zweitstimmen im Wahlkreis auf sich vereinen konnte.
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Das Ergebnis der Grünen ist im Vergleich dazu noch ziemlich solide: 12,4 Prozent der Wähler schenkten der Partei, fast 15 dem Direktkandidaten Karl Bär ihre Stimme. Beides sind nur geringe Verluste im Vergleich zu 2021. Enttäuscht ist der alte und neue Bundestagsabgeordnete aus Holzkirchen trotzdem. Er persönlich würde sich angesichts der Ergebnisse eher wünschen, auf der Oppositionsbank Platz zu nehmen: „Denn in einer Demokratie ist es sehr wichtig, eine demokratische Opposition zu haben.“ Eine Koalition mit CDU/CSU, SPD und Grünen wäre eine Konstellation, auf die „keiner der Beteiligten wirklich Bock hat“. Bärs Grüne konnten im Nordlandkreis punkten, in Icking zum Beispiel holte Bär 21,7 Prozent. In Wolfratshausen waren es 18,4.