Süß trifft herzhaft - Konflikt-Experte verrät, was ein skurriler Burger über unsere Gesellschaft verrät

Warum lehnen wir Neues häufig ab? 

Die Ablehnung des Unbekannten ist tief in der menschlichen Psyche verwurzelt. Unsere Evolution hat uns dazu gebracht, das Vertraute zu bevorzugen, weil es Sicherheit bietet. Veränderungen, vor allem solche, die aus dem Rahmen der Normalität fallen, lösen Unsicherheit und Ängste aus. Konflikte entstehen oft dort, wo Menschen vor neuen Erfahrungen oder unterschiedlichen Ansichten zurückschrecken, ohne sich wirklich damit auseinanderzusetzen.

Die Reaktionen auf den Zimtschneckenburger und auf gesellschaftliche Veränderungen wie Migration zeigen dieses Phänomen. Der Burger, so extravagant er auch sein mag, ist mehr als nur eine kulinarische Neuheit. Er stellt das Konzept in Frage, wie ein „richtiger“ Burger auszusehen hat. Die Mischung aus süß und herzhaft provoziert und lässt eine klare Antwort auf die Frage nach „richtig“ oder „falsch“ schwer fassbar erscheinen.

In gleicher Weise erleben wir, dass die Gesellschaft oft Schwierigkeiten hat, neue Konzepte oder Personen zu integrieren, die nicht in das gewohnte Bild passen. Der Konflikt zwischen dem Bekannten und dem Fremden entfacht in diesen Momenten, und die Unfähigkeit, sich auf das Neue einzulassen, führt zu Widerstand und Ablehnung.

Wie reagieren wir auf Dinge, die wir nicht verstehen? 

Eine der gängigsten Reaktionen auf das Unverständliche ist Ablehnung. Wenn wir etwas nicht in unsere gewohnte Denkwelt einordnen können, neigen wir dazu, es als negativ zu bewerten. Der Zimtschneckenburger spaltet die Menschen genau aus diesem Grund. Er ist ein „Fehlgriff“ in der Wahrnehmung vieler, da er eine Kombination darstellt, die auf den ersten Blick nicht zusammenpasst.

Genauso erleben wir in der Gesellschaft eine Spaltung, wenn es um die Frage der Migration geht. Menschen, die auf den ersten Blick „anders“ erscheinen, werden oft nicht nur als „fremd“ wahrgenommen, sondern auch als „fehlerhaft“ oder „bedrohlich“. Konflikte entstehen dort, wo das Unverständliche zu Unbehagen und Ablehnung führt.

Bei der Migration zeigt sich dieser Konflikt oft in Form von politischer Polarisierung oder gesellschaftlichen Spannungen, die tief in kulturellen Unterschieden verwurzelt sind. Diese Reaktion beruht auf einem mangelnden Verständnis und einer fehlenden Bereitschaft, sich mit dem Fremden auseinanderzusetzen. Anstatt zu versuchen, den anderen zu verstehen und von ihm zu lernen, entsteht ein Konflikt, der durch Missverständnisse und Vorurteile genährt wird.

Was sagt die Kritik an der Migration über unsere Gesellschaft aus? 

Die Diskussion um Migration ist nicht nur eine politische, sondern auch eine gesellschaftliche Frage der Identität. Viele Menschen empfinden die Migration als eine Veränderung der „nationalen Identität“, als etwas, das ihre Vorstellung von Gesellschaft, Kultur und Werten bedroht. Diese Sichtweise hat viel mit der Angst vor dem Unbekannten zu tun, aber auch mit dem Konflikt zwischen „dem Eigenen“ und „dem Fremden“.

Ein weiteres Element, das dabei eine Rolle spielt, ist die Vorstellung von „Unveränderlichkeit“. Genau wie bei den traditionellen Burgern: Wenn wir seit Jahren denselben Burger essen, dann haben wir uns daran gewöhnt und empfinden ihn als „normal“. Alles, was diesen Status quo infrage stellt, wird als potenziell negativ wahrgenommen. In der Migrationsdebatte ist es ähnlich – Menschen, die aus anderen Kulturen kommen, werden als „Fremdkörper“ gesehen, der die kulturelle und gesellschaftliche Harmonie stören könnte.

Diese Konflikte, die durch den Widerstand gegen Veränderungen und das Fremde entstehen, sind nicht nur politische Differenzen, sondern spiegeln tiefere soziale Spannungen wider, die sich durch verschiedene Aspekte unserer Gesellschaft ziehen. Es ist ein Konflikt zwischen dem, was als „traditionell“ und „vertraut“ gilt, und dem, was als „neu“ und „fremd“ wahrgenommen wird.

Wie viel Toleranz sollten wir zeigen? 

Toleranz ist der Schlüssel zum Umgang mit Neuem, sei es in der Ernährung oder in gesellschaftlichen Fragen. Wer Toleranz zeigt, ist bereit, das Unbekannte zu akzeptieren, ohne es sofort abzulehnen. Der Zimtschneckenburger ist ein gutes Beispiel für eine kulinarische Innovation, die nicht jeder mag – und das ist auch völlig in Ordnung. Dennoch sollte die Fähigkeit, neue Dinge auszuprobieren und sie zumindest zu respektieren, auch in anderen Lebensbereichen gelten. In der Migrationsdebatte sehen wir, dass die Fähigkeit zur Toleranz entscheidend ist. Menschen, die anders aussehen, anders sprechen oder andere kulturelle Wurzeln haben, sind nicht weniger wert als diejenigen, die schon immer hier gelebt haben.

Toleranz bedeutet nicht, dass wir alles akzeptieren müssen, sondern dass wir den anderen respektieren und ihm mit Offenheit begegnen. Wenn wir uns nicht immer gegen Neues sträuben und es zumindest probieren, können wir als Gesellschaft wachsen – genauso wie beim Zimtschneckenburger: Vielleicht wird er nicht jedem schmecken, aber wer weiß, vielleicht entdeckt der eine oder andere, dass die Kombination gar nicht so schlecht ist. Die Fähigkeit zur Toleranz kann den Konflikt zwischen „Eigenem“ und „Fremdem“ entschärfen und zu einem produktiveren Dialog führen.