München zeigt zwei Gesichter: Glanz in der Altstadt, Aufbruch in Neuperlach

Deutschland als Reiseziel: Staunen in Münchens Innenstadt

Deutschland ist schön. Das denken sich zumindest die Urlauber, die in diesen Sommertagen staunend unsere Städte durchstreifen. In München scheint sich gerade halb Asien zu treffen: Odeonsplatz, Residenz, Viktualienmarkt – alles so schön sauber, ansehnlich und aufgeräumt. Nur ein paar Meter daneben gibt es ein München, das mit dieser Bilderbuchstadt nicht viel mehr als den Namen gemeinsam hat. 

In dieses andere München nimmt „Plan B“ die ZDF-Zuschauer mit. Wobei Filmemacherin Joanna Michna die Welt nicht noch ein Stück weiter deprimieren will. Im Gegenteil: Sie zeigt Menschen, die unter dem Motto „Auf gute Nachbarschaft!“ anpacken, um München und andere Städte auch an solchen Stellen wieder ein Stück lebenswerter zu machen.

Impact-Entrepreneur Günes Seyfarth: „Und dann verändert sich die Welt!“

Der Film beginnt in München-Neuperlach. Wir lernen Günes Seyfarth kennen, eine Betriebswirtin mit einem besonderen Plan. Die 45-Jährige nennt sich gerne „Impact-Entrepreneur“. Der Begriff klingt sperrig, dahinter zeigt sie ein bemerkenswertes Strahlen: „Wir wollen ganz viele Menschen erreichen, erreichen, erreichen und hoffen, dass die alle ihr Denken und Handeln umstellen – und dann verändert sich die Welt.“

Besser werden kann viel. Zum Beispiel der Ruf des Stadtteils Neuperlach. Das ist eine Hochhaus-Siedlung in der Bilderbuchstadt München. 50.000 Menschen leben hier. Auf einer Brachfläche in der Mitte will Seyfarth „einen grünen Dschungel“ ermöglichen: „Macht diesen Platz zu eurem Platz“, will die 45-Jährige die Bewohner motivieren. 

Das Ziel ist, in der Mitte Neuperlachs „Neuperland“ zu schaffen – eine Fläche mit Sportplatz, Wasserspielplatz, Kiosk und Gemeinschaftshaus. Seyfarth ist in Deutschland geboren. Hier war sie „die Türkin“, in der Heimat ihrer Familie galt sie als „die Deutsche“. Dadurch hat sie gelernt: „Heimat ist nichts, was angeboren ist. Man kann sich einen Heimatort selbst erschaffen.“

Neuperlach wird lebendig: „Das ist ein verdammt tolles Gefühl!“

„Ich will etwas entstehen sehen“, sagt eine Bewohnerin, die schon 1969 eingezogen ist in Neuperlach. Sie gründet den Verein „Neuperland“ mit. 54 Tonnen Sand werden für den Spielplatz herangekarrt. Das Geld dafür kommt vom Land Bayern und der Stadt München, der es über Jahrzehnte nicht gelungen war, mit dem Brachplatz etwas Sinnvolles anzufangen.

„Seit über 60 Jahren warten die Menschen hier darauf, dass etwas passiert“, sagt Günes Seyfarth. „Und jetzt sind wir diejenigen, die das machen. Und das ist ein verdammt tolles Gefühl.“ 

Auch Junior Alandov ist einer, der mitanpackt in Neuperlach. Er will damit auch gegen ein Vorurteil ankämpfen: „Dass nicht alle denken, ich komme aus Neuperlach – das heißt, ich bin ein Ghettokind und habe keine Zukunft.“

Heimat schaffen leicht gemacht: Das Rezept von „Plan B“

Andere Beispiele, wie Heimat geschaffen werden kann, findet „Plan B“ bei einem Wohnprojekt in Amsterdam und bei der Idee des „Quartiershausmeisters“ in Magdeburg, der als eine Art Nikolaus mit Strenge und Wohlwollen ein Problemviertel lebenswerter machen soll.

Das Prinzip? Es ist einfach. Und es ist immer gleich. Da geht es nicht um eine Ansage: „Wir schaffen das.“ Es geht um den Extra-Schritt weiter: „Wir machen das.“