Die wankende Baywa macht Söders Staatsregierung nervös
Die Baywa ist für den Freistaat systemrelevant. In München betet man, dass die jetzt versprochene Finanzspritze der Banken den Handelsriesen stabilisiert. Von Georg Anastasiadis.
Bei welchem Minister man auch nachfragt: Kein Sterbenswörtchen ist der Münchner Staatsregierung zum Thema Baywa zu entlocken. Dahinter steckt nicht Desinteresse, sondern blanke Angst. Jede Stellungnahme der Politik zur Krise des Agrarkonzerns könnte die Marktpanik um das bayerischste aller bayerischen Unternehmen noch verstärken. Die ist schon jetzt gewaltig: Aktionäre werfen ihre Papiere zu Tiefstkursen auf den Markt, um die Baywa-Zahlungsfähigkeit besorgte Bauern zögern, dem Agrarhändler ihre Produkte zu liefern, Banken halten neue Kredite zurück.
Dabei ist die Baywa im Freistaat systemrelevant: als Partner der Bauern, die Bayerns Landschaftsbild prägen, und für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. In der Staatsregierung um Ministerpräsident Markus Söder hält man die Luft an, weil ein Kollaps des Konzerns auch für sie viele hässliche Schlagzeilen mit sich brächte. Etliche der Akteure, die lange die Geschicke des Konzerns bestimmten, haben ein CSU-Parteibuch. Dass der Handelsriese heute wankt, ist sowohl der Großmannssucht des früheren Managements als auch der Unfähigkeit der neuen Führung zuzuschreiben, die Strategie rasch an die veränderten Marktgegebenheiten anzupassen, etwa die hohen Zinsen und das taumelnde Solargeschäft.
Baywa in der Krise: Gutachten mit Spannung erwartet – gibt es die Finanzspritze?
Noch ist das Pleiterisiko nicht ganz gebannt. Doch hat die Ankündigung der Genossenschaftsbanken vom Mittwoch, der Baywa mit einer Finanzspritze zu helfen, die ärgsten Sorgen erst mal vertrieben. Ein Zusammenbruch der Baywa wäre in niemandems Interesse, doch am meisten hätten die Kreditgeber zu verlieren. Schließlich sind auch die von der Baywakrise betroffenen Landwirte wichtige Kunden eben dieser Banken.
Mit Hochspannung wird das Sanierungsgutachten der Unternehmensberatung Roland Berger erwartet. Es soll Wege aufzeigen, wie sich der zu schnell gewachsene Riese gesund schrumpfen kann. Fällt das Gutachten aus wie erhofft, können die Banken gestützt auf das Gutachten das dringend benötigte frische Geld zuschießen. Bis dahin bleibt die Baywa in der Schwebe, so wie auch der zu Recht in die Kritik geratene Vorstand und sein auf September verschobener Geschäftsbericht.