Anni Brückl – älteste Mitwirkende der Hopfenzupfer – kennt den „Fidel“ seit 74 Jahren

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Voller Inbrunst für die „schöne Holledau“: Anni Brückl (im grünen Kleid) gehört zum Chor der Hopfenzupfer. Mit 89 Jahren ist sie die älteste Mitwirkende beim Fidel. © Hellerbrand

Bald erhebt sich in Au der Vorhang für die 6. Auflage des „Holledauer Fidel“. Zum Chor der Hopfenzupfer gehört Anni Brückl – mit 89 Jahren die älteste Mitwirkende.

Au/Hallertau – Nur beim ersten „Fidel“ 1922 war Anni Brückl noch nicht dabei: Sie kam erst 13 Jahre später zur Welt. Als die Liedertafel die Operette über die Hallertau 1950 dann zum zweiten Mal auf die Bühne brachte, war Anni Brückl 15 Jahre alt – und saß im Publikum. „Von unserem Hof in Osseltshausen bin ich zur Nachmittagsvorstellung nach Au geradelt. Daran kann ich mich bis heute gut erinnern.“ Alle Details der Aufführung sind ihr heute nicht mehr präsent. „Aber ich weiß, dass mich die Kinder fasziniert haben – und natürlich die Hauptdarsteller.“

Tochter und Enkelin überredeten sie

1956 heiratet Anni Brückl und zieht vom Ortsteil in den Hauptort. Als die Operette dort 1989 dann zum dritten Mal aufgeführt wird, ist für die 54-Jährige klar: Diesmal steht sie als Teil des Chors der Hopfenzupfer mit auf der Bühne. Und auch, als die Marktgemeinde im Jahr 1999 das Jubiläum zu 650 Jahre Markterhebung feiert und die Geschichte um den Fidel und das Reserl, die Sichbauern und die Wurmdoblers erneut zum Leben erweckt, ist Anni Brückl wieder mit von der Partie. Ebenso wie im Jahr 2010, als der Fidel zuletzt aufgeführt wurde. „Da war ich 75 und habe gesagt, dass das mein letztes Mal ist“, erzählt Anni Brückl.

Wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre das auch so geblieben. Als es nun hieß, dass der Fidel auch die 675-Jahr-Feier des Marktes begleiten soll, war sich die inzwischen 89-Jährige sicher, dass sie das Stück dieses Mal von den Zuschauerrängen aus verfolgen wird. „Ich bin einfach nicht mehr so schnell, und gerade auch mit dem Kostümwechsel ist ja schon auch anstrengend. Auf der engen, dunklen Treppe muss ich aufpassen, dass ich nicht stolpere.“

Allerdings hatten ihre Tochter und ihre Enkelin andere Pläne für sie: „Die haben gesagt: Das geht schon, du gehst da hin und singst mit!“ Das Einzige, weswegen sie am Anfang etwas Sorge hatte: „Seit ich ein Hörgerät habe, höre ich meine eigene Stimme nicht mehr so gut, und im Alter singt man ja vielleicht auch nicht mehr so gut wie früher.“ Doch ihre Chor-Kolleginnen hätten gesagt: „Bassd ois!“

Vorfreude statt Lampenfieber

Jetzt, kurz vor der Premiere, ist die ehemalige Hebamme, die mit 89 Jahren das älteste Mitglied des Ensembles ist, froh über die Resolutheit ihrer Familie. „Dabei zu sein, macht großen Spaß und gibt mir richtig Auftrieb. Vor allem ist es so schön, dass ich unter Leute komme“, sagt die Seniorin. „Ich bin viel besser drauf, als wenn ich sonst allein daheim bin und manchmal bis Mittag kein Wort spreche.“

Daher ist bei Anni Brückl auch keine Spur von Lampenfieber zu spüren. „Im Gegenteil: Ich freue mich riesig auf die Aufführungen.“ Bis Ende September sind es elf an der Zahl. „Ich hoffe, dass ich bei allen fit bin, um dabei zu sein. Das wäre schon mein Ziel: Dass ich jedes Mal auf der Bühne stehen und die Arme ausstrecken kann für die schöne Holledau.“

Als Kind selbst beim Zupfen geholfen

Denn der Fidel, der oft als „Nationalepos der Hallertau“ bezeichnet wird, verkörpert ein Stück weit auch Anni Brückls Lebensgeschichte. Aufgewachsen auf einem Hof, hat sie als Mädchen jedes Jahr beim Hopfenzupfen geholfen. „Wie die anderen Arbeiter hat mein Vater auch uns Kinder bezahlt. Das war natürlich ein großer Ansporn, um fleißig zu sein. Denn Taschengeld gab es ja damals nicht.“

Weil Anni Brückl die Zeit damals miterlebt hat, kann sie auch ihre Erfahrungen in die detailgetreue Umsetzung des Holledauer Fidels einfließen lassen. „Ich hab schon einige Tipps gegeben, damit wir das Stück so original wie möglich auf die Bühne bringen können.“ Großen Wert legt sie darauf, dass Kostüme und Requisiten zeitgemäß sind. „Hemden zum Beispiel dürfen nicht zu modern sein.“ Ihr eigenes Hopfenzupfer-Kostüm hat sie inzwischen schon aus der Kiste vom Dachboden geholt: „Ich hab‘s immer aufgehoben und ziehe es jetzt zum vierten Mal an“, sagt die 89-Jährige. „Hoffentlich alle elf Mal.“

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