Expertin über neuen Trend auf Friedhöfen: Grabplatten alleine sind keine Ideallösung
Der neueste Trend auf dem Friedhof: Grabplatten in allen Variationen und Größen. Das FT sprach mit Expertin Isabella Forster über die Vor- und Nachteile.
Freising – Das Thema Grabplatten treibt aktuell einige Gemeinden um, denn diese Abdeckungen scheinen wieder moderner zu werden. Ein Grund: Grabpflege nimmt so kaum noch Zeit in Anspruch. Erst jüngst hat sich Marzling vor der Entscheidung im Gemeinderat zur Friedhofssatzungsänderung Rat bei Bestatterin Isabella Forster geholt. Denn immer wieder hören Gemeinderäte, dass Grabplatten die letzte Ruhestätte nicht nur abdecken, sondern mehr oder weniger auch komplett verschließen. Und genau das kann zu einem großen Problem führen.
Ruhefristen würden sich verlängern
„Durch geschlossene, flachliegende Grabplatten vermindert man die Feuchtigkeitsaufnahme in den Boden und somit wird der biologische Prozess der Vergänglichkeit in der Erde beeinträchtigt“, erklärt Isabella Forster und nennt auch gleich die logische Konsequenz der langsamer verwesenden Toten: eine mögliche Verlängerung der Ruhefristen.
Als erfahrene Bestatterin ist Isabella Forster kein großer Freund von „versiegelnden“ Grabplatten, sie plädiert eher für eine andere Lösung: Aus ihrer Sicht ist es sinnvoller, maximal zwei Drittel eines Erdgrabes mit einer Grabplatte zu belegen und ein weiteres Drittel so zu gestalten, dass Niederschläge in den Boden eindringen können. Mittlerweile gäbe es hierfür sehr schöne Gestaltungsbeispiele. Per se sollte auch immer auf das Material der gewünschten Grabplatte geachtet und zuvor gut überlegt werden, ob die Grabplatte auch dafür genutzt wird, die Namen und Daten der Verstorbenen dort einzugravieren – quasi als Grabstein-Ersatz.

Manchmal ist weniger einfach mehr
Auf die Frage vom FT, ob der Trend von Schottergärten auch auf Friedhöfen in Form von „Schottergräbern“ sichtbar werde, muss die Bestatterin schmunzeln. „In der Tat gibt es einige Gräber, die teilweise mit Kies, Split, Schotter oder Ziersteinen abgedeckt werden. Manche Angehörige sind hier teilweise sehr kreativ und arbeiten mit farbigem Kies, andere wiederum eher einfarbig. Aber auch hier gilt meiner Meinung nach, dosiert zu arbeiten: Manchmal ist weniger einfach mehr. Es sollte immer noch genug Stellen geben, die für das Eindringen von Feuchtigkeit und Sauerstoff in das Erdreich Raum bieten“, so Isabella Forster.
Aber auch übermäßiges Gießen ist dem natürlichen Verwesungsprozess im Übrigen nicht unbedingt dienlich. Ihr Tipp für die perfekte „grüne“ Gestaltung: Pflanzen, die generell hitze-, sowie kältebeständig sind, aber mit wenig Flüssigkeit auskommen, wie etwa Ziergräser oder auch sogenannte Bodendecker wie Sand-Thymian, die wiederum Feuchtigkeit speichern. Möchte man eine bunte Bepflanzung haben, eignen sich wiederum Pflanzschalen sehr gut. Eines sollte laut Isabella Forster nämlich nicht vergessen werden: „Fast jede Blume trägt eine einzigartige Symbolik, sei es durch die Farbe oder durch die Blüte. So kann auch durch ein gewisses Blumenarrangement eine Botschaft an seine lieben Verstorbenen ausgedrückt werden.“
Was Kindergräber so besonders macht
Doch wie sieht eigentlich für sie als Bestatterin, die fast täglich auf Friedhöfen unterwegs ist, das perfekte Grab aus? Darüber muss Isabella Forster nicht lange nachdenken: „Für mich ist das perfekte Grab das authentische Grab. Das Grab, an dem ich stehe und anhand der Gestaltung erkennen kann, was den Menschen zu Lebzeiten ausgezeichnet hat.“ Und das sehe sie bei Kindergräbern am allerdeutlichsten. Isabella Forster weiß auch warum: „Wie sind die Kinder? Fröhlich, unbeschwert, liebevoll – und das wünsche ich mir manchmal auch für alle anderen Gräber.“