Die Bayerische Seenschifffahrt steuert auch am Tegernsee auf eine moderne Zukunft zu: Möglichst ab Mitte 2026 sollen Fahrgastschiffe mit Elektroantrieb zum Einsatz kommen. Der Anfang wird mit dem Austausch der beiden kleineren Schiffe.
Tegernsee - Seit 2021 ist mit der „EMS Berg“ auf dem Starnberger See das größte vollelektrische Fahrgastschiff auf einem Binnensee unterwegs, der von der Bayerischen Seenschifffahrt bespielt wird. Abgesehen vom Königssee, auf dem schon seit 1909 die Passagiere elektrisch befördert werden. Jetzt soll auch auf dem Tegernsee das Elektro-Zeitalter anbrechen und die beiden kleineren Fahrgastschiffe MS Gmund (Baujahr 1968) und MS Kreuth (Baujahr 1977) durch neue Schiffe mit Elektroantrieb ersetzt werden.
Kleine Schiffe ohnehin nicht mehr zeitgemäß
„Sie sind ohnehin in die Jahre gekommen“, sagt Michael Grießer, Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt mit Sitz in Schönau am Königssee. Außerdem seien die beiden Schiffe nicht behindertengerecht und hätten kein WC. „Neue Schiffe werden den heutigen Ansprüchen entsprechen“, so Grießer, und da sei auch der Elektroantrieb ein nächster Schritt. Die beiden großen, baugleichen Schiffe MS Rottach-Egern und MS Tegernsee würden vorerst nicht ausgetauscht. „Sie sind zum Aussortieren noch zu jung und erst seit Anfang der 2000er Jahre im Einsatz“, sagt Grießer und verweist darauf, dass alle Schiffe ohnehin bereits mit einem synthetischen „Gas-to-Liquid“-Kraftstoff mit weniger umweltschädlichen Emissionen unterwegs seien.
Stadtrat befasst sich mit Umbau des Betriebsgeländes
Für den Einsatz der künftig etwas größeren Elektroboote muss auch das Betriebsgelände an der Seestraße auf Vordermann gebracht werden. Und so befasste sich der Stadtrat bei seiner Sondersitzung mit dem Antrag auf Änderung des entsprechenden Bebauungsplans.
Laut Bauamtsleiterin Bettina Koch sind im Wesentlichen folgende Punkte vorgesehen: Das südliche Bootshaus, in dem bisher die beiden alten Schiffe parken, soll abgebrochen und durch zwei Außenstellplätze mit Ladeinfrastruktur ersetzt werden. Nötig ist zudem ein Liegeplatz mit Überdachung für ein Arbeitsboot sowie ein Arbeitsponton und an Land eine etwa 520 Quadratmeter große Lager- und Stellfläche für einen mobilen Kranwagen. 30 mal 20 Meter lange sowie bis zu 1,50 Meter hohe Stützwände sollen den bestehenden Hang solide absichern.
Schiffe sollen bis zu zehn Stunden ohne Zwischenladung auskommen
Zur Deckung des Energiebedarfs ist eine aufgeständerte Photovoltaik-Anlage auf den Flachdächern des bestehenden Werkstatt- und Verwaltungsgebäudes geplant. Am oberen Teil des Betriebsgeländes soll auf 64 Quadratmetern ein Stromspeicher errichtet werden. „Die Schiffe müssen so eine Kapazität haben, dass sie einen Tagesablauf von acht bis zehn Stunden ohne Zwischenladung schaffen“, erklärt Michael Grießer auf Nachfrage.
Keine Einwände zu dem Vorhaben im Tegernseer Stadtrat
Am Stadtratstisch gab es kaum etwas einzuwenden an dem Vorhaben, das im Detail erst mit Vorlage des Bauantrags diskutiert und beschlossen wird. „Die Maßnahme ist generell gut und nachvollziehbar“, fand Rudolf Gritsch (CSU). Auch gegen die aufgeständerte PV-Anlage, die normalerweise nicht üblich sei in Tegernsee, spreche nichts, da es sich um ein Betriebsgelände handle. Als treibende Kraft für den bereits beschlossenen Umbau der Freizeitanlage Point schlug er sogar vor, auch am Parkplatz Point über PV-Module nachzudenken. Allerdings forderte Gritsch schon jetzt, den Container für den geplanten Stromspeicher „abzusenken“, damit die Sicht vom Stielerhaus auf den See nicht beeinträchtigt werde. Ein Aspekt, den auch Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) für wichtig hielt. Auf Nachfrage seines Stellvertreters Michael Bourjau (FWG) berichtete Hagn, dass bereits die Schlösser- und Seenverwaltung in die Planung involviert sei.
Einstimmig wurde beschlossen, die Änderung des Bebauungsplans „Schifffahrtsgelände, Seestraße 70“ in die Wege zu leiten. Damit steuert die Schifffahrt auf eine moderne Zukunft zu. Möglichst bis Mitte 2026, so Grießer, soll das Vorhaben realisiert sein.g
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