Münchner Siko: Vance soll massiven US-Truppenabzug aus Europa verkünden – was bekannt ist
Siko-Chef Heusgen rechnet damit, dass der US-Vizepräsident gravierende Entscheidungen bekannt geben wird. Auswirkungen würden auch Deutschland treffen.
München – Welche Pläne verfolgt Donald Trump in Europa? Schon vor der Amtseinführung des US-Präsidenten befürchteten internationale Partner einen möglichen Wandel in der globalen Sicherheitspolitik. Während des Wahlkampfs in den USA stellte Trump wiederholt das Engagement seines Landes in der NATO infrage und deutete an, dass er bedeutende Änderungen im Verhalten der internationalen Partner erwarte.
Sein Vizepräsident J. D. Vance spricht nun auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Diese Veranstaltung wird von möglichen Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs überschattet – zudem könnte ein Abzug von US-Truppen aus Europa bevorstehen.
Abzug aus Europa: Truppenstärke von US-Soldaten soll wohl reduziert werden
Christoph Heusgen, der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, äußerte gegenüber dem Deutschlandfunk, dass er nicht ausschließe, dass Vance einen erheblichen Abzug amerikanischer Soldaten aus Europa ankündigen könnte. Dies sei die Stunde Europas, und man müsse bereit sein, die großen Herausforderungen zu bewältigen und mehr für die Verteidigung zu tun.
Welche Standorte von einem möglichen Abzug betroffen sein könnten, ist noch unklar. Die US-Politik unter der neuen Führung könnte jedoch ein solches Vorgehen planen, was bereits seit einiger Zeit erwartet wird. Trump deutete diese Möglichkeit bereits im vergangenen Jahr an. Im Januar gab es Berichte, dass die USA bis zu 20.000 Soldaten aus Europa abziehen könnten. Eine europäische Diplomatenquelle, auf die sich die italienische Nachrichtenagentur ANSA beruft, berichtete, dass der US-Präsident zuletzt ein finanzielles Engagement der europäischen Länder für die verbleibenden Truppen forderte.
US-Abzug aus Europa: Trump sprach zuletzt von 20.000 Soldaten
Sollte Trump tatsächlich etwa 20.000 US-Soldaten aus Europa abziehen, würde dies die Truppenstärke auf dem Kontinent um etwa 20 Prozent reduzieren. Während seiner ersten Amtszeit hatte Trump ähnliche Schritte angekündigt, die jedoch von seinem Nachfolger Joe Biden zeitweise ausgesetzt wurden. In Deutschland sind derzeit über 30.000 US-Soldaten stationiert, vor allem in Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen.
Jahr | Anzahl der in Deutschland stationierten US-Soldaten |
---|---|
2006 | 72.416 |
2009 | 56.680 |
2014 | 42.500 |
2016 | 35.800 |
2020 | 34.500 |
2024 | 39.400 |
Die Sorge in Europa wächst, dass ein möglicher Abzug der US-Streitkräfte die Position gegenüber Russland erheblich schwächen könnte. EU-Vertreter sehen großen Handlungsbedarf. „Wir haben uns nach dem Zweiten Weltkrieg daran gewöhnt, unsere letztendliche Verteidigung an die Vereinigten Staaten von Amerika zu delegieren, durch deren militärischen Schutzschirm und insbesondere deren nuklearen Schutzschirm“, erklärte Nicolás Pascual de la Parte, ehemaliger spanischer Botschafter bei der NATO, dem US-amerikanischen Sender ABC.
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Abzug der US-Truppen aus Europa: Vance-Ankündigung auf Münchner Sicherheitskonferenz erwartet
Ob ein möglicher Abzug der US-Truppen aus Europa auf der Sicherheitskonferenz verkündet wird, wird sich vermutlich erst während der Rede von J. D. Vance zeigen. Im Vorfeld kündigte Trumps Vize an, dass die USA bereit seien, Russland mit Sanktionen oder militärischen Maßnahmen unter Druck zu setzen, sollte Kremlchef Wladimir Putin nicht zu einem Friedensabkommen bereit sein, das der Ukraine langfristige Unabhängigkeit garantiert.
Ein Treffen zwischen Vertretern der USA, der Ukraine und Russland könnte in München stattfinden. Heusgen erklärte jedoch auf Nachfrage des ARD-Morgenmagazins, dass er keine Kenntnis über eine mögliche Anreise russischer Unterhändler nach München habe. „Wir wissen davon auch nicht. Wir haben eine Reihe von Russen, aber das sind Oppositionspolitiker.“ Zudem sei bekannt, dass von der Bundesregierung keine Visa beantragt wurden. „Jedenfalls auf dem Gelände der Münchner Sicherheitskonferenz hier im Bayerischen Hof wird es ein solches Treffen nicht geben.“ (fbu)