Unseriöse Solar-Anbieter drängen auf den Markt: Worauf Eigentümer jetzt besonders achten sollten
Gerade erst hat sich die heimische Solarbranche etwas erholt, da wird sie schon wieder von Dumpingpreisen aus China bedroht. Verbraucher sollten aufpassen, von wem sie ein Solarmodul aktuell kaufen.
Berlin – Die Solarbranche erlebt gerade ein Déjà-vu: Zehn Jahre nachdem die erste Pleitewelle deutsche Unternehmen erfasst hat, steht sie erneut massiv unter Druck. Schon wieder kommt die Bedrohung aus China, das seine Produkte in Deutschland zu Dumpingpreisen verkauft - und damit die europäischen Firmen in die Pleite drängt. Auf diese Lage ist die Politik auch schon aufmerksam geworden, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) arbeitet an einem Maßnahmenpaket für die Solarbranche, das sie stützen soll. Eine Abhängigkeit von China soll bei der Energiewende vermieden werden.
Zugleich müssen sich Verbraucher wappnen, um nicht an unseriöse Firmen zu geraten, die versuchen in Zeiten des Nachfragebooms ein gutes Geschäft zu machen. Worauf zu achten ist, erklärt die Geschäftsführerin der Empfehlungsplattform Aroundhome, Dagmar Faltis, im Gespräch mit Ippen.Media.
Solar-Boom bringt viele neue Firmen auf den Markt: Worauf man achten sollte
„Ich plädiere in der Regel für etablierte Unternehmen, die schon eine Weile auf dem Markt sind und nicht nur Profiteure sind, die auf die Welle aufgesprungen sind, ein wahnsinnig schnelles Wachstum hatten, mit wahnsinnig ambitionierten Wachstumszielen“, beginnt die Expertin. Neue Unternehmen, die unheimlich schnell gewachsen sind, greifen oft nicht auf die Erfahrungswerte zurück wie etablierte Firmen, agieren zum Teil übermütig und unvorsichtig - was sie dann in eine Schieflage bringen kann. „Das bedeutet jetzt aber nicht, dass ich generell davon abrate, Unternehmen zu beauftragen, die erst seit kurzem im Markt sind. Aber da sollte man wirklich die eine oder andere Recherche mehr tun“, so Faltis.
Der erste und wichtigste Tipp der Expertin lautet also: Mehrere Anbieter vergleichen, mehrere Angebote einholen und sich dadurch ein Bild machen. Neben Markterfahrungen und der Expertise des Unternehmens spielen dabei auch Kundenerfahrungen eine Rolle: Google-Bewertungen, Posts auf Social Media, Diskussionsforen können da weiterhelfen.
Ein weiteres Zeichen für Qualität: Gütesiegel (TÜV, RAL) und eine Mitgliedschaft in einem Verband. „Da gibt es den Bundesverband der Solarwirtschaft zum Beispiel. Das kann definitiv ein Indikator für eine gute Qualität sein.“ Zudem sollte man sich auch die Investorenstruktur anschauen, wer also das Unternehmen unterstützt, woher das Geld kommt. Stehen da Personen oder Firmen mit Erfahrung dahinter, dann ist das ein gutes Zeichen.

Weitere Anhaltspunkte, nach denen man laut Dagmar Faltis suchen sollte, betreffen das eigentliche Angebot des Unternehmens sowie deren Partnerschaften. Unternehmen, die „einen Schritt weiter denken“, also nicht nur Solaranlagen anbieten, sondern vielleicht auch noch Wärmepumpen oder Ladesäulen, oder die ein Verbundsystem anbieten, das alle diese Bauteile kombinieren kann - das sei eher ein Zeichen für Qualität. „Da halte ich das Risiko für eher gering“. Und dann sei eben auch wichtig, mit wem das Unternehmen da zusammenarbeitet. „Also: Woher kommen die Wechselrichterhersteller? Die Batteriespeicherhersteller? Und wenn das jemand ist, der auch völlig unbekannt ist, sollte man sich als potenzieller Kunde schon die Frage stellen, warum die nicht mit den Qualitätsunternehmen zusammenarbeiten“, erklärt Faltis.
Preise für eine Solaranlage: Was ist heute ein guter Preis?
Wenn Kaufinteressenten dann ein paar Anbieter verglichen haben und sich Angebote eingeholt haben, dann geht es natürlich um die Kosten. Was ist aber heute ein guter Preis für eine Solaranlage? Bei dieser Frage sagt Dagmar Faltis, dass es einen Preissturz gegeben hat, der völlig in Ordnung sei. „Die Preise sind teilweise 40 bis 50 Prozent runtergegangen im Vergleich zu den Vorjahren. Früher lag der Preis bei um die 29.000 Euro, das war völlig normal, mal etwas mehr oder weniger, das war die Range.“ Nun gebe es recht viele Anbieter, die auch weit unter 20.000 Euro für Solaranlagen anbieten könnten, was ihr eher fragwürdig erscheint. „Wenn es da zu günstig wird, sollte man kritisch werden. Denn das sind die Unternehmen, die in eine Schieflage geraten, wenn sich die Nachfragewelle wieder legt“.
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Faltis erklärt aber auch, warum manche Anbieter immer noch recht teuer sind, und mit ihren Preisen trotz der krassen Konkurrenz nicht heruntergehen können. „Bis vor einem Jahr, anderthalb Jahren, gab es enorme Lieferengpässe. Darauf haben natürlich die großen Anbieter reagiert und haben sehr viel auf Vorrat bestellt. Vorrat, der jetzt noch die Lager füllt und verbaut werden muss. Die haben gar nicht die Flexibilität, zu stark mit dem Preis runterzugehen, weil man natürlich zu sehr hohen Preisen eingekauft hat.“ Auch hier sei ein niedriger Preis also ein Indikator dafür, dass eine Firma recht neu auf dem Markt ist und die Konkurrenten unterbieten kann.
Käufer sollten keine Voranzahlung für Solaranlagen leisten - auch die Verbraucherzentrale warnt
Wenn es dann an die Kaufentscheidung geht, gibt es noch einen weiteren wichtigen Hinweis, den Dagmar Faltis mitgeben möchte: „Es ist in der Branche unüblich, Voranzahlungen zu leisten. Und sollte das eine Firma dennoch wünschen, dann sollten gleich schon mal die Alarmglocken angehen. Und dann muss es einen ganz genauen Grund geben, warum man sich darauf einlässt.“ Sie rät aber grundsätzlich davon ab, diese Firma dann zu beauftragen.
Bei diesem Thema ist auch schon die Verbraucherzentrale aktiv geworden, nachdem es mehrere dubiose Vorfälle gab. So haben sich mehrere Kunden im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentralen gewendet, nachdem sie Vorauszahlungen geleistet haben - woraufhin die Montage ihrer Solaranlagen teilweise unvollständig war, Monate oder sogar ein Jahr lang dauerte. Die Anbieter reagierten auch nicht auf Nachfragen. „Die Vertragslage zeigt, dass keine festen Liefer-/Montagetermine vertraglich festgelegt wurden. Die Verbraucher verlassen sich nicht selten auf mündliche Zusagen, setzen aber entweder erst spät oder keine konkreten Fristen zur Lieferung / Montage“, beschreibt die Verbraucherzentrale Niedersachsen die Fälle, die ihr geschildert wurden.
Deswegen rät die Verbraucherzentrale ebenfalls, keine Vorauszahlungen zu leisten. „Wenn Vorauszahlungen geleistet werden müssen, dann vereinbaren Sie schriftlich konkrete Termine für Teilzahlungen nach Leistungsfortschritt. Die Restzahlung sollte immer erst nach einem gewissen Zeitraum (zum Beispiel 14 Tage) des störungsfreien Probebetriebs der Gesamtanlage, also bei vollständiger Nutzungsmöglichkeit inklusive des Netzanschlusses, fällig werden.“