Greifvogel-Station Otterfing startet mit neuem Konzept durch

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Plant eine Neuausrichtung: Die Greifvogelauffangstation von Alfred Aigner ist unter das Dach des Bürgerforums Otterfing geschlüpft. Unter anderem soll das Bildungsangebot ausgebaut werden. © THOMAS PLETTENBERG

Die Patienten werden aus der ganzen Region nach Otterfing gebracht: 169 Tiere versorgte die Auffangstation für Greifvögel und Eulen im Jahr 2024 – Tendenz steigend. Die Einrichtung ist mittlerweile Teil des Bürgerforums Otterfing und will sich jetzt auf professionelle Beine stellen. Eine neue Voliere soll das Auswildern erleichtern. Und auch eine Tribüne ist geplant.

Greifvögel als Lebensaufgabe

Alfred Aigner ist Berufschullehrer, seine große Berufung fand er jedoch bei den faszinierenden Jägern der Lüfte. Seit 2012 betreibt der Sauerlacher ehrenamtlich die Auffang- und Pflegestation für Greifvögel und Eulen am Ortsrand von Bergham. Das Grundstück gehört der Gemeinde, das Gebäude finanzierte vor 13 Jahren die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee.

Ein Verein bringt neue Strukturen

Lange kämpften Aigner und sein kleines Team mit steigenden Betriebskosten bei ebenso steigenden Patientenzahlen. Aus dem ganzen Oberland werden verletzte oder kranke Vögel in die Station gebracht, die Expertise Aigners hat sich herumgesprochen. Vögel versorgen, Spenden acquirieren, Vorträge halten – viel Aufwand für ein Ehrenamt. Zumindest organisatorisch schlüpfte die Auffangstation im Herbst 2024 unter starke Fittiche: Das Bürgerforum Otterfing übernahm die Einrichtung als Trägerverein, Aigner fungiert jetzt offiziell als Geschäftsführer der Station.

Jetzt ist wieder Wind unter den Flügeln. „Wir wollen den Betrieb professionalisieren und als Bildungsangebot etablieren“, sagt Cornelia Seitz, Vorsitzende des Bürgerforums, das selbst erst seit 2023 als Verein firmiert. Zwei Neubauten sollen die Neuausrichtung der Auffangstation anschieben.

Zwei Bauprojekte für Tier und Mensch

Im Westen des Gebäudes, in Richtung Wettlkam, ist der Anbau einer größeren Voliere geplant. „Als nicht einsehbare Holzkonstruktion mit Fundament“, erklärt Seitz. Aigner spricht von einer „Auswilderungs-Voliere“, in der genesende Vögel 15 bis 20 Meter fliegen können, um ihre Flügel zu trainieren.

Die zweite Baumaßnahme dient pädagogischen Zwecken. Geplant ist eine halbrunde Holztribüne (ohne Dach) mit drei Ebenen und Geländer in Richtung Straße; von dort können 30 bis 40 Personen verfolgen, was Aigner über Greifvögel erklärt und eines der faszinierenden Tiere vielleicht sogar live erleben. Zehn bis 15 Vorträge hält Aigner im Jahr. „Anfragen gibt es weit mehr“, verrät er.

Finanzierung und Perspektiven

Seitz schätzt die Gesamtkosten der beiden Vorhaben auf rund 20 000 Euro. Fördermittel seien in Aussicht gestellt, sagt die Bürgerforums-Vorsitzende: „Die Finanzierung steht aber noch nicht endgültig.“ Die Gemeinde unterstützt das Vorhaben, der Bauausschuss erklärte jüngst sein Einvernehmen. Gebaut wird laut Aigner wohl erst im nächsten Jahr. Dann hat er auch mehr Zeit, als Berufsschullehrer will der Sauerlacher 2026 in Rente gehen.

Der Betrieb der Station kostete im Vorjahr rund 23 000 Euro. Die Oberland-Landkreise überweisen Spenden, auch Tierschutzvereine und Privatpersonen helfen regelmäßig.

Rückkehr in die Freiheit – und steigende Zahlen

169 Vögel wurden im vergangenen Jahr eingeliefert, die meisten kehren nach Behandlung und Reha in Otterfing in ihre angestammten Reviere zurück. Am stärksten vertreten waren Turmfalken (84) und Mäusebussarde (38), daneben versorgte die Station sieben Sperber, drei Rotmilane, zwei Wespenbussarde und einen Baumfalken. Dazu kamen 32 Eulen, darunter 14 Waldkäuze, sieben Waldohreulen und sechs Uhus.

Der Aufwand werde noch größer werden, vermutet Geschäftsführer Aigner. Absehbar sei, dass die Einlieferungszahlen für 2025 über dem Vorjahr liegen. Es gebe immer weniger solcher Auffangstationen, das Otterfinger Einzugsgebiet wachse somit. Dass sich die Menschen hier engagieren, hält Aigner nur für fair: „Jeder zweite Vogel, der zu uns kommt, ist Opfer menschlicher Infrastruktur geworden, besonders von Straßen und Gleisen.“

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