Größte Mülldeponie Europas entsteht neben bald größtem Nationalpark – 70 Tonnen Abfall pro Tag geplant

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Direkt neben einem grünen Paradies soll in Rumänien jetzt Platz für die größte Mülldeponie Europas geschaffen werden. Menschen aus der Umgebung protestieren.

Ucea de Jos - Gefangen zwischen unberührter Natur und Müll: Anwohner und Anwohnerinnen der rumänischen Gemeinde Ucea de Jos in der Region Brașov müssen sich wohl darauf einstellen, dass neben dem geplanten rumänischen Nationalpark „Yellowstone of Romania“ in Transsylvanien bald eine riesige Mülldeponie entstehen könnte.

Zukünftiger Rumänischer Nationalpark „Yellowstone of Romania“

Laut einem Artikel der Süddeutschen Zeitung soll der geplante Nationalpark in den südlichen rumänischen Karpaten, der größte in Europa werden. Das zukünftige Schutzgebiet soll über 250 000 Hektar groß sein und ist somit zehnmal größer ist als der Nationalpark Bayrischer Wald.

Klein beigeben wollen die Betroffenen jedoch nicht. Laut der rumänischen Zeitung Jurnalul führen die Bewohner derzeit einen regelrechten Kampf, um einer ökologischen Katastrophe zu entkommen, die womöglich droht, wenn in Zukunft täglich 70 Tonnen Abfall in die Gegend gebracht werden. Von diesem Müll soll nämlich nur ein Bruchteil verarbeitet werden, der Rest soll in Lagerhallen zurückbleiben.

Verheerende Folgen für Bewohner und Umwelt: Anwohner protestieren gegen riesige Mülldeponie

Das Unternehmen Waste Energy Trading SRL aus Bacău plant in der Region ein Abfallverarbeitungsprojekt zur Produktion von Biogas durchzuführen. In der Deponie sollen wohl künftig Abfälle tierischen und pflanzlichen Ursprungs zu Biogas verarbeitet werden. Aus Dokumenten soll angeblich hervorgehen, dass von täglich 70 Tonnen allein 50 Tonnen tierische Abfälle und Lebensmittel verarbeitet werden soll. Doch laut den Bewohnern liegt die Kapazität der Lager bei lediglich drei Tonnen.

Zwischen Mülldeponie und grünem Paradies © IMAGO / Panthermedia

Die Auswirkungen dieser Deponie sollen für Anwohner und Umwelt verheerend sein. Die Landwirte fürchten sich, dass die Tiere durch die Umweltverschmutzung krank werden und Anwohner sind besorgt, dadurch Touristen zu verlieren. Zudem besteht Jurnalul zufolge die Gefahr, dass nicht nur der Grundwasserspiegel mit Quecksilber verseucht werden könnte, sondern auch die Immobilienpreise deutlich sinken könnten. In Marokko soll es kürzlich durch einen BMW-Anlieferer zu verheerenden Folgen für die Umwelt gekommen sein.

Deshalb versuchen die Dorfbewohner der Gemeinde Ucea de Jos und die Bewohner der umliegenden Gebiete, gegen die Deponie zu mobilisieren. Sowohl der Bürgermeister von Ucea de Jos als auch von Viștea de Jos unterstützen die Bewohner, um ein Referendum nach den Wahlen am 9. Juni gegen die geplante Anlage zu organisieren. Auch die UN versucht derzeit die globale Plastikkrise in den Griff zu bekommen und plant ein Abkommen, das die Verschmutzung bis 2040 beenden soll.

Weg frei für die Deponie: Unternehmen versucht offenbar öffentliche Diskussion zu vermeiden

Das Biogas-Unternehmen stellt sich bislang allerdings quer und versucht das Projekt mit fragwürdigen Methoden durchzusetzen. Am 10. April versammelten sich über 200 Personen zu einer öffentlichen Debatte in Ucea de Jos. Zuvor hatten die Anwohner kritisiert, dass diese öffentliche Diskussion lediglich in lokalen Medien und nicht national verbreitet wurde. Unter den Teilnehmern waren auch Vertreter des Unternehmens Waste Energy Trading SRL und des rumänischen Umweltministeriums. „Es kamen auch zwei Damen vom Umweltministerium und ich habe ihnen erklärt, was für ein Elend hier sein wird, wenn tote Tiere gebracht werden, 70 Tonnen pro Tag“, teilt ein Anwohner Jurnalul mit.

Das Biogas Unternehmen hatte zuvor Unterlagen für eine Unterzeichnung verteilt und als Teilnehmerlisten getarnt. In Wirklichkeit handelt es sich allerdings um eine Zustimmung, für die Eröffnung der Deponie. Obwohl gravierende Folgen für die Umwelt drohen, soll das rumänische Umweltministerium laut der Zeitung die Deponie unterstützen. „Wir waren schockiert, als wir sahen, dass sich die Damen von dem Umweltministerium auf die Seite des Unternehmens stellten und uns sagten, dass es kein Problem mit der Umwelt geben würde“, so ein Anwohner gegenüber der Zeitung. Letztes Jahr hat Rumänien trotz EU-Regeln Wälder im großen Stil abgeholzt. (cg)

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