Jogging-Runden als Sicherheitslücke? - Sport-App konnte wohl Auskunft über Macrons Standort geben
Leibwächter des französischen Präsidenten Emmanuel Macron bringen dessen Sicherheit laut einem Bericht der Zeitung „Le Monde“ in Gefahr, weil sie eine öffentlich einsehbare Lauf-App benutzen und Aufenthaltsorte des Präsidenten damit bekanntmachen.
Macrons Sicherheitsleute enthüllen geheime Hotelstandorte
Die Zeitung identifizierte zwölf Leibwächter, die die Sport-App „Strava“ nutzen. Dort vermerkten sie auch ihre während dienstlicher Einsätze absolvierten Jogging-Runden mit Start- und Zielpunkt sowie Streckenverlauf, womit diese öffentlich sichtbar wurden.
Da die Sicherheitskräfte oft schon einige Tage vor einer Auslandsreise vor Ort sind, gelang es „Le Monde“ zufolge in zehn Fällen, das eigentlich geheim gehaltene Hotel, in dem Präsident Macron untergebracht war, schon vorab zu identifizieren. Die Sicherheitsleute starteten demnach ihre Jogging-Runden vom entsprechenden Nobelhotel aus.
Risiko für Sicherheitsnetz um den Präsidenten
Dies legte den Rückschluss nahe, dass Macron dort einquartiert wird, wie es weiter hieß. Insgesamt 100 Reisen der Präsidenten François Hollande und Macron zwischen 2016 und 2024 will die Zeitung auf diesem Wege nachvollzogen haben.
Als ein zusätzliches Sicherheitsrisiko bezeichnete „Le Monde“ den Umstand, dass Leibwächter teils mit vollem Namen und Fotos auch von Familienangehörigen in dem sozialen Sportnetzwerk zu finden sind. Dies mache sie und das Sicherheitsnetz um den Präsidenten angreifbar.
Élyséepalast beschwichtigt
Der Élyséepalast teilte der Zeitung mit, die Nutzung der Sport-App durch einige Leibwächter habe nur geringe Auswirkungen und gefährde die Sicherheit des Präsidenten in keiner Weise. Die Bewegungen der Leibwächter seien im Ausland nicht nur mittels der App nachvollziehbar, auch örtliche Behörden, Botschaften und Ministerien würden über alle Schritte und Abläufe informiert.
Zudem kontrolliere man die Nutzung der sozialen Medien der Leibwächter. „Le Monde“ kündigte in einer als „Stravaleaks“ bezeichneten Artikelserie auch Beiträge zum Weißen Haus in den USA sowie zum Kreml in Moskau an.