Auto-Anschlag in München: Terrorabwehr-Experte erklärt, was beim Schutz von Demos wichtig ist
Ein Mann rast mit seinem Auto in eine Menschenmenge in München. Ein Experte erklärt, vor welchen Herausforderungen der Schutz von Demonstrationszügen steht.
Er habe „Gas gegeben und ist dann in das Ende der Versammlung gefahren“, schildert der Münchner Polizeivizepräsident Christian Huber den Anschlag auf eine Gruppe von Demonstranten in München am Donnerstagvormittag (13. Februar). Ein 24-jähriger Afghane fuhr mit seinem Auto in die Menschenmenge. Mindestens 36 Menschen wurden teils schwer verletzt, darunter ein zweijähriges Kind. Am Freitag gehen Ermittler von einem islamistischen Motiv des Autofahrers aus.
Es passiert nicht einmal zwei Monate, nachdem in Magdeburg ein 50-Jähriger mit einem Auto in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast ist. „Motorisierte Überfahrttaten sind bereits seit den 1940er-Jahren bekannt und sind kein neues Phänomen. Seit 2010 gibt es allerdings eine massive Häufung dieser Taten“, sagt Terrorabwehr-Experte Christian Schneider BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Er ist zugelassener Experte für Zufahrtsschutz und Initiator der „Initiative Breitscheidplatz“.

Auto rast in München in Menschenmenge: Al-Qaida beschreibt Methode bereits 2010
2010 hätte Al-Qaida auf seinem Internetportal dazu aufgerufen, Taten mit Waffen zu begehen, die einfach zur Verfügung ständen. Es sei um die „Ultimate Mowing Machine“-Methode gegangen, darum, „Ungläubige“ zu töten und ein Bild eines Pick-Ups sei abgebildet gewesen, erklärt Schneider. „Seit 2017 gab es dann mit den Black Lives Matter-Demos eine massive Steigerung von Fahrzeugangriffen auf Veranstaltungsflächen und Demonstrationszüge“, sagt er.
„Es handelt sich bei dem Vorfall in München um ein klassisches Anschlagsszenario und jeder erfolgreiche Anschlag motiviert weitere Menschen, solche Anschläge zu machen“, sagt auch der Terrorismus-Experte Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project BuzzFeed News Deutschland. „An Weihnachten in Magdeburg und an Neujahr in New Orleans wurden Autos benutzt. Insofern ist es nicht total überraschend, dass wieder ein Anschlag mit einem Auto versucht wird.“
Anschlag in München: Was beim Schutz von Demonstrationszügen wichtig ist
Anders als in Magdeburg war das Ziel des Anschlags in München ein Demonstrationszug, eine „bewegliche Fläche“, wie es der Zufahrtsschutz-Experte Schneider nennt. Überfahrten in beweglichen Flächen könne man verhindern, aber es sei „nicht trivial, den Schutz herzustellen, da sich das gesamte System durch den Straßenraum bewegt“. Es gebe hoch vulnerable Angriffsflächen am Anfang und am Ende des Zuges, die vor überfallartigen Einfahrten geschützt werden sollten, sowie eine große Anzahl an Seiten- und Querstraßen, die gegen einsickernde Fahrten gesichert werden sollten.
Demonstrationszüge lasse man am besten dort stattfinden, wo sie gut schützbar seien. „Dabei muss man beachten, dass Aktionismus aus unsachgemäßen Sperrmittel, wie zum Beispiel quergestellten Autos oder improvisierten Absperrungen, nicht obendrein zur zusätzlichen Gefahr werden“, sagt Schneider BuzzFeed News Deutschland. Die Lösung liege darin, dass Zufahrtsschutz „nicht spontan und als DIY“ betrachtet werde, sondern als das, was es ist, „eine fundierte Gefahrenabwehr Fachplanung aus dem Bauwesen, welche Aktionismus vermeidet und zuverlässige Lösungen anbietet.“
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