„Mieter müssen sich keine Sorgen machen“: Baugenossenschaft reagiert auf Maro-Insolvenz

  • Carl-Christian Eick
    VonCarl-Christian Eick
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Die Maro-Genossenschaft hat wie berichtet einen Insolvenzantrag gestellt. Die Baugenossenschaft Wolfratshausen (BGW) beruhigt ihre Mieter mit dem Hinweis auf die „solide Finanzlage“ der BGW.

Wolfratshausen – Die Maro-Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen in Ohlstadt (Landkreis Garmisch-Partenkirchen), die in Oberbayern mehrere Mehrgenerationen-Wohnprojekte und Demenz-Wohngemeinschaften unterhält, hat wie berichtet einen Insolvenzantrag gestellt. Nun droht unter anderem den Mietern im Mehrgenerationenhaus in Wolfratshausen sowie im Maro-Objekt Am Kreuzfeld in der Gemeinde Dietramszell der Totalverlust ihrer Genossenschafts- sowie ihrer Wohnungspflichtanteile. Diese mussten sie vor dem Einzug zeichnen – je nach Wohnungsgröße geht’s um mehr als 40 000 Euro.

„Unsere Mieterinnen und Mieter müssen sich keine Sorgen machen“, betont Britta Wurm im Gespräch mit unserer Zeitung. Die gelernte Bankkauffrau ist seit 2015 Mitglied des Vorstands der Baugenossenschaft Wolfratshausen (BGW). „Unsere Finanzlage ist solide, unsere Projekte sehr gut durchkalkuliert.“ Für den Fall, den die 55-Jährige für nahezu ausgeschlossen hält, würde aber auch gelten: Die Einlagen der Mieter zählen zum Eigenkapital der BGW, das bei einer Insolvenz zur Begleichung offener Forderungen verwendet würde. Wurm hebt hervor, dass es sich um ganz andere Summen als bei der Maro handelt. Das Prozedere: Ein Mieter muss Mitglied der BGW werden und vier Pflichtanteile á 55 Euro an der Genossenschaft erwerben. Darüber hinaus muss er – gestaffelt nach der Miete – „nutzungsbezogene Pflichtanteile“ im Wert von drei Monatsmieten zeichnen. Wurm erklärt’s an einem Beispiel: „Wenn Sie bei uns 1000 Euro Monatsmiete zahlen, müssen sie insgesamt für 3000 Euro Genossenschaftsanteile erwerben.“ Dies sei vergleichbar mit der Kaution, die auf dem freien Wohnungsmarkt verlangt wird.

BGW baut „mit Eigenmitteln“ sowie mit „mehreren kreditgebenden Banken“

Die 55-Jährige legt Wert auf die Feststellung, dass weder Mitglieds- noch Pflichtanteile „zur Finanzierung von Projekten verwendet werden“. Die BGW baue „mit Eigenmitteln“, sagt Wurm, „und mit mehreren kreditgebenden Banken“. Laut dem jüngsten Geschäftsbericht verfügt die Wolfratshauser Baugenossenschaft über mehr als 17,7 Millionen Euro – das entspricht einer Eigenkapitalquote von 40,6 Prozent. „Wir stehen auf einem soliden Fundament“, so Wurm. Die Maro wiederum finanziert ihre Wohnungsbauprojekte in erster Linie „über die Einlagen der Mitglieder“, so ist’s auf der Homepage zu lesen.

Hätte die BGW Interesse am Mehrgenerationenhaus in Wolfratshausen?

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Die BGW ist Eigentümerin von gut 470 Wohnungen, Bilanzgewinne werden in die Modernisierung der Immobilien investiert beziehungsweise auf die hohe Kante gelegt. Eine Dividendenzahlung an die rund 650 Mitglieder „ist laut unserer Satzung ausgeschlossen“. Das mache die BGW „für Dritte“, die Geld platzieren wollen und auf eine Rendite setzen, „uninteressant“.

Maro hat Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt

Die Maro geriet wie berichtet nach eigenen Angaben in eine Schieflage, weil eine Finanzierungszusage für ein Projekt in Landsham (Landkreis Ebersberg) zurückgezogen worden sei. Nach Wissen des örtlichen Bürgermeisters Roland Frick ist eine Bank aus dem Vorhaben ausgestiegen. Das hatte gravierende Folgen für die Liquidität der Genossenschaft, die Maro ist zahlungsunfähig. Durch das beim Amtsgericht München beantragte Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung soll der Betrieb „wieder auf wirtschaftlich tragfähige Füße gestellt werden“. Scheitert der Rettungsversuch, wird das Eigenkapital der Genossenschaft – dazu zählen die Genossenschafts- und die Wohnungspflichtanteile der Mieter – verwendet, um offene Forderungen der Gläubiger zu begleichen. Zudem würden die Sachwerte der Genossenschaft verkauft.

Das Thema Maro will Wurm nicht kommentieren. Sie stellt fest, „dass das Genossenschaftsmodell, das auf Solidarität fußt, ein sehr gutes Modell ist“. Es sei der Ohlstädter Genossenschaft „nur zu wünschen, dass sie wirtschaftlich wieder auf die Füße kommt“.

Muss die Maro endgültig die Segel streichen, würde der Insolvenzverwalter Sachwerte wie das Mehrgenerationenhaus in Wolfratshausen eventuell verkaufen müssen. Hätte die Baugenossenschaft Wolfratshausen Interesse? „Das ist kein Thema, mit dem wir uns befassen“, antwortet Wurm. (cce)