Hungerstreik und Großdemos - Aufstand gegen Massentourismus in Spanien: „Das ist unser Land“

Mehrere Menschen stehen versammelt an der Strandpromenade und beschimpfen vorbei spazierende Touristen. „Geh zurück nach Hause“, schreien einige. Andere drohen sogar mit Schlägen. Man sieht auf dem von Medien geposteten Video Plakate mit Aufschriften wie „Tourists go Home“ oder „Esta es nuestra tierra“ (Das ist unser Land). Ähnliche Aktionen, touristenfeindliche Graffiti und Proteste verärgerter Bürger gibt es in Spanien immer häufiger. 

„Die Tourismusphobie nimmt zu“, stellte dieser Tage der Radiosender „Cadena Ser“ fest. Nicht nur an traditionellen „Sauftourismus“-Hotspots wie Mallorca oder Barcelona, sondern auch in Regionen, die aufgrund der Besucherstruktur lange als touristische „Friedensoasen“ galten. Dazu gehört unter anderem der Jakobsweg in Galicien. Derzeit ist aber vor allem die Lage auf den Kanaren besonders angespannt.

Immer mehr Einheimischen reicht es

Die oben beschriebene Szene ereignete sich im Süden von Teneriffa. Aber auch auf anderen der größeren Inseln, wie etwa Fuerteventura, Gran Canaria, Lanzarote oder La Palma, die vor allem von britischen und deutschen Touristen besucht werden, haben immer mehr Einheimische die Nase voll. 

Der Massentourismus wird für Umweltzerstörung, Staus, Wohnungsnot, Überfüllung, Preisanstiege und Wassermangel sowie für die Überlastung des Gesundheitssektors und der Abfallentsorgung verantwortlich gemacht. „Die Kanaren werden von Tourismusphobie heimgesucht“, stellte am Mittwoch (10.04.) das Fachportal Hosteltur fest. Die Regionalblatt „El Diario“ schrieb, die Kanaren seien ein Pulverfass.

Auch auf Malaga mehren sich die Proteste. Dort zeigt sich die Frustration der Einwohner auf eine ganz besondere Weise: mit Stickern. Diese sind mit verschiedenen Sprüchen versehen, die von gemäßigt ("Früher war dies mein Zuhause") bis hin zu aggressiv ("Geh' verdammt nochmal nach Hause" oder „Es stinkt nach Tourist“) reichen.

Aktivisten kündigen Hungerstreik und „historische Proteste“ an

In der Tat: An die 20 Bürgerinitiativen haben sich zur Organisation „Canarias se agota“ (Die Kanaren haben genug) zusammengeschlossen – und gehen gemeinsam auf die Barrikaden. Am Dienstag (09.04.) gab es einen Protest vor dem Parlament in der Landeshauptstadt Madrid. 

Für diesen Donnerstag (11.04.) wurde der Start eines unbefristeten Hungerstreiks von zunächst circa zehn Aktivisten vor der Kirche La Concepción in La Laguna im Norden Teneriffas angekündigt.