Altersarmut in Deutschland: Rentner kämpfen um das Geld am Lebensabend
Immer mehr Rentner in Deutschland sind auf Grundsicherung angewiesen. Die Kosten haben sich verdoppelt. Was bedeutet das für die Zukunft?
Berlin – In Deutschland sind immer mehr Menschen im Alter von Armut bedroht. Laut Eurostat-Daten verfügten 2023 über drei Millionen Menschen, die älter als 65 Jahre sind, über maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens. Für viele reicht die Rente nicht mehr aus, um den Lebensunterhalt zu sichern.
Wer trotz jahrzehntelanger Arbeit nicht genug Geld hat, muss zusätzlich zur Rente auf die Grundsicherung zurückgreifen. Ein Blick auf die Zahlen der Hilfe zum Lebensunterhalt verdeutlicht, dass sich das Problem drastisch verschärft. Innerhalb eines Jahrzehnts haben sich die Ausgaben für die Grundsicherung von Rentnerinnen und Rentnern verdoppelt.
10 Milliarden Euro Grundsicherung für Rentner – Tendenz steigend
Die Kosten für die Grundsicherung im Alter, die durch die Bundesregierung und somit durch Steuergelder getragen werden, beliefen sich 2013 auf 5,19 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Der Linke Rentenpolitiker und Bundestagsabgeordnete Matthias W. Birkwald hat im vergangenen Jahr detaillierte Zahlen von der Bundesregierung erfragt. Diese zeigen, dass die Ausgaben jährlich steigen. Zwischen 2013 und 2023 haben sich die Zahlungen für die Grundsicherung für ältere Menschen fast verdoppelt und erreichten zuletzt 10 Milliarden Euro jährlich.
Die Rente, die bereits mit Steuergeldern unterstützt wird – 2023 waren es laut der Deutschen Rentenversicherung 112 Milliarden Euro – reicht nicht aus. Auch die Grundsicherung muss im Alter massiv aufgestockt werden, da die gesetzliche Rente, die betriebliche Rente und die private Altersvorsorge in Deutschland für viele nicht genügen. Diese zusätzliche Unterstützung ist kaum bekannt. Immer mehr Rentnerinnen und Rentner nehmen auch Fördermittel wie das Wohngeld in Anspruch.
Wie soll die Rente in Zukunft gesichert werden?
Der Vergleich mit den EU-Richtwerten zeigt, wie ernst die Lage in Deutschland ist: Mehr als die Hälfte der gesetzlichen Renten liegen unter der Armutsgefährdungsschwelle der EU. Trotz hoher und zuletzt gestiegener Sozialabgaben reicht das Geld oft nicht aus. Auch die Pflegeversicherung ist chronisch unterfinanziert.
Jahr | Kosten Grundsicherung für Menschen im Alter in € |
2013 | 5.187.496.000 |
2014 | 5.459.261.000 |
2015 | 5.925.778.000 |
2016 | 6.073.051.000 |
2017 | 6.338.334.000 |
2018 | 6.625.977.000 |
2019 | 6.868.460.000 |
2020 | 7.561.666.000 |
2021 | 8.149.815.000 |
2022 | 8.808.487.000 |
2023 | 10.086.984.000 |
Die Ampel-Koalition wollte mit dem „Rentenpaket II“ verhindern, dass das Rentenniveau unter 48 Prozent fällt. Mit dem Ende der Regierung fand sich für das Vorhaben jedoch eine Mehrheit mehr. Die meisten Expertinnen, Experten sowie Politikerinnen und Politiker sind sich einig, dass die Beiträge zur Rentenversicherung aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahren steigen müssen. Wie die zukünftige Rente konkret gestaltet werden soll, führt jedoch immer wieder zu intensiven Diskussionen zwischen den Parteien. Während SPD und Linke die gesetzliche Rente als Fundament stärken möchten, setzt die FDP auf mehr private Vorsorge und die Investition von Teilen der Rentenzahlungen in Aktien und Fonds. Die Rentenzuschüsse in Form der Grundsicherung dürften auch in Zukunft weiter hoch bleiben.