Putin will „Pufferzone“: Finnland warnt vor Russlands Überfall auf Nato-Gebiet

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Der Ukraine-Krieg spitzt die Fronten zwischen der Nato und Russland zu. Finnland warnt nun vor einem Angriff aus Moskau.

Helsinki – Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine rätselt der Westen: Wo endet Wladimir Putins Expansionshunger? Ist der Ukraine-Krieg möglicherweise eine Bedrohung für ganz Europa?

Immer wieder kursieren Informationen, die einen Machtanspruch Russlands belegen sollen, der sich über die baltischen Staaten, Finnland und Norwegen bis in die Arktis erstreckt. Ein Bericht der finnischen Boulevardzeitung Iltalehti untermauert nun die Befürchtung, dass Russland die Ostflanke der Nato angreifen könnte.

Nato investiert im Zuges des Ukraine-Kriegs bereits in Sicherheit im hohen Norden

Unter Berufung auf einen Verteidigungsbericht der finnischen Regierung sowie auf anonyme Quellen aus der Nato berichtete Iltalehti, Moskau beabsichtige, Finnland und die baltischen Staaten in Zukunft anzugreifen. Ein Zeitrahmen wurde nicht genannt. Akut sei die Bedrohung allerdings nicht, es handele sich eher um Szenarien der Zukunft, erklärten die finnischen Verteidigungsstreitkräfte (FDF) gegenüber Newsweek. „Es besteht keine unmittelbare militärische Bedrohung für Finnland.“

US-Soldaten bei einer Nato-Übung in Finnland.
US-Soldaten bei einer Nato-Übung in Finnland. © IMAGO/Heikki Saukkomaa

Russlands Interesse an der Region rund um die Arktis ist nicht neu. Anfang 2024 unterzeichneten die USA und Norwegen mit dem „Supplementary Defense Cooperation Agreement“ ein Abkommen für zusätzliche Sicherheit im hohen Norden. Immer wieder warnen führende Politiker aus aller Welt, dass die Aggression des russischen Präsidenten sicherheitspolitische Krisenherde in Europa bis hinunter nach Georgien ausnutzen werden.

Nato bereitet sich bereits auf einen Angriff Russlands über Finnland und Baltikum vor

Auch der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte im Juni, Wladimir Putin könne „sogar ein Nato-Land angreifen“ und Europa müsse „bis 2029 kriegsbereit sein“. Nach Artikel 5 der NATO-Charta würde ein Angriff auf ein Mitglied eine kollektive Reaktion auslösen.

Bereits im März führte die Nato unter der Leitung des amerikanischen Vizeadmirals Douglas Perry die Übung „Nordic Response 2024“ durch, bei der 20.000 Soldaten nach Nord-Norwegen und Finnisch-Lappland verlegt wurden. Perry sagte der finnischen Zeitung, Russland sei als direkte Bedrohung für die Allianz eingestuft worden, die die erforderlichen Operationen durchführe, „um die russischen Invasoren abzuwehren“.

Russland könnte Nato-Ostflanke an mehreren Stellen angreifen

Für einen möglichen Angriff Russlands auf die Nato-Ostflanke gibt es laut einer Analyse von Newsweek mehrere Szenarien. Laut Nato-Quellen wolle Putin in Nordlappland und der norwegischen Finnmark eine Pufferzone schaffen, während weiter südlich russische Raketentruppen die Südküste Finnlands und den Südosten Finnlands ins Visier nehmen könnten. „Russlands Sicherheitsdenken spiegelt das Streben nach strategischer Tiefe und den Wunsch wider, eine einheitliche Pufferzone in Europa zu schaffen, von der Arktis über die Ostsee und das Schwarze Meer bis zum Mittelmeer“, zitiert Iltalehti finnische Sicherheitskreise.

Sollte Russland angreifen, werde dies an verschiedenen Fronten passieren. Nato-Quellen aus finnischen Sicherheitskreisen sprechen laut Informationen von Iltalehti etwa von einem Vorstoß des russischen 14. Armeekorps aus der russischen Stadt Murmansk auf die norwegische Küste oder der Einnahme der Hauptstädte Tallinn und Riga in Estland und Lettland.

Russland könnte zudem Truppen nach Finnisch-Lappland schicken, um den Flughafen Ivalo einzunehmen, und Finnland könnte von russischen Raketentruppen angegriffen werden, die auf der Halbinsel Kola stationiert sind. Außerdem könnte Litauen über Weißrussland einem Angriff ausgesetzt sein, da Moskau versucht, eine Landverbindung zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Weißrussland herzustellen. Dies könnte zur Eroberung des sogenannten Suwalki-Korridors führen, der laut Bericht als Brennpunkt eines Konflikts zwischen Moskau und der Nato gilt. (lm)

Auch interessant

Kommentare