Das tiefste Loch der Welt liegt in Bayern – ein „absolut lebensfeindlicher Ort“
Nahe Windischeschenbach in der Oberpfalz steht der höchste Landbohrturm der Welt – doch das Besondere befindet sich unter ihm.
Windischeschenbach – Das Wettrennen zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion zum Mond während des Kalten Krieges kennt jeder. Selbstverständlich ist es genauestens dokumentiert, es gibt unzählige Reportagen über die Mondlandung. Weniger bekannt ist da das Rennen in die Tiefe. Der aktuelle Sieger? Weder die USA noch Russland – sondern die Oberpfalz.
Mehr als neun Kilometer nach unten: Das tiefste Loch der Welt befindet sich mitten in Bayern
Das Kräftemessen der Supermächte im Kalten Krieg nahm teils auch kuriose Auswüchse an. So wetteiferten die USA und die Sowjetunion um das tiefste Loch der Welt. Die Amerikaner legten mit der Explorationsbohrung Bertha Rogers in Oklahoma vor – und erreichten eine Tiefe von 9.583 Meter, schreibt prosieben.de. Die Russen konterten mit einer Bohrung auf der Kola-Halbinsel – im Rahmen der „Supertiefen Kolabohrung SG-3“ erreichten die Russen eine Tiefe von 12.262 Metern. Es ist das wohl tiefste Loch aller Zeiten.
Doch es ist nicht das tiefste Loch der gegenwärtigen Welt. Weil die Amerikaner und die Russen ihre Löcher jeweils wieder verschlossen – in beiden Fällen hauptsächlich, da sich die Kosten nicht mehr trugen – trägt diesen Rekord nun die „Kontinentale Tiefbohrung (KTB)“ in der Nähe von Windischeschenbach, Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Mit 9.101 Metern Tiefe liegt das aktuell weltweit tiefste Loch in der Oberpfalz.
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„Ein lebensfeindlicher Ort“: Die Bedingungen in der Tiefe – und warum es so schwer ist, weiterzubohren
Die „Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V.“ schreibt auf helmholtz.de, dass sich das Loch auf seinem Weg in die Tiefe verengt. An der Erdoberfläche misst es noch einen Durchmesser von 71 Zentimetern, am unteren Ende sind es nur noch 17 Zentimeter. Dort unten herrschen demnach „Temperaturen bis zu 280 Grad Celsius und Drücke bis zu 940 Bar – ein absolut lebensfeindlicher Ort“. Zum Vergleich: Ein Autoreifen hat 2,5 Bar.
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Vor allem die Hitze ist aber der Hauptgrund dafür, warum es so schwer ist, noch tiefer in die Erdkruste vorzudringen. Die Bohrer würden schlichtweg schmelzen. Bohrungen in der Tiefsee eignen sich da besser, da man dort nicht nur tiefer starten kann, die Gesteinsschichten sind laut sz.de zudem nicht so dick wie die Erdkruste an Land. Doch Tiefseebohrungen sind teuer, man braucht Spezialgerät und Spezialausrüstung.
Die KTB in der Oberpfalz dürfte also erstmal ihr Alleinstellungsmerkmal an Land behalten. Interessierte können die Informations- und Begegnungstätte Geozentrum an der Kontinentalen Tiefbohrung (KTB) besuchen, laut sz.de kommen 25.000 Besucher pro Jahr. Tickets für Erwachsene kosten 5,50 Euro, ein Besuch ist ganzjährig möglich – weitere Informationen gibt es auf der Website. (fhz)
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