„Die Kanaren haben eine Grenze“ - Zehntausende demonstrieren auf Kanaren gegen Massentourismus
Unter dem Motto: „Die Kanaren haben eine Grenze“ haben am Samstag (20.04.) zehntausende Menschen gegen den Massentourismus demonstriert. Insgesamt 55.000 Demonstranten forderten auf den acht bewohnten und zu Spanien gehörenden Inseln im Atlantik vor der Westküste Afrikas eine Obergrenze der Zahl der Touristen oder etwa bezahlbaren Wohnraum für Einheimische, wie der staatliche TV-Sender RTVE und die Zeitung „El País“ berichteten.
Auf den Transparenten war zum Beispiel zu lesen: „Der Tourismus erhöht meine Miete“und „Das Paradies wird nicht mit Beton gemacht“.
14 Millionen Touristen besuchen die Kanaren im Jahr
Den Protestierenden ging es demnach auch um eine effektive Überwachung der Bestimmungen für die Vermietung von Urlauberunterkünften, eine Begrenzung beim Kauf von Immobilien durch Menschen ohne Wohnsitz auf den Inseln und die Einführung einer Umweltsteuer für Touristen.
Auf den Kanaren leben gut 2,2 Millionen Menschen. Fast siebenmal so viele ausländische Touristen besuchten vergangenes Jahr die Inseln, rund 14 Millionen Besucherinnen und Besucher vor allem aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden. Hinzu kamen noch einmal etwa gut zwei Millionen Spanier vom Festland. Die meisten ausländischen Touristen zog es auf die größeren Inseln Teneriffa, Gran Canaria und Lanzarote.
Tourismus als wichtiger Faktor für die Wirtschaft
Für die Wirtschaft der Inseln ist der Tourismus unverzichtbar. Die Branche steht für 35 Prozent der Wirtschaftsleistung und sichert 40 Prozent der Arbeitsplätze. Vom Boom profitieren aber nur wenige. Unter den 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens, die den deutschen Bundesländern entsprechen, sind die Kanaren das zweitärmste.
Aktivisten betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen den Tourismus seien, sondern gegen die schleichende Zerstörung der Inseln. Der Biologe und bekannte Dokumentarfilmer Felipe Ravina meinte kürzlich: „Seit Jahren werben wir für uns als weltweit einzigartiges Naturreiseziel, aber der Tourismus zerstört das Produkt, das wir verkaufen.“
Auch andere europäische Regionen ächzen unter dem Massentourismus. Amsterdam verbietet nun sogar den Neubau von Hotels, um die Stadt für die Einheimischen lebenswert zu halten.