Trump will den Chef der Zentralbank feuern: „Danach wird er Preiskontrollen einführen“

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Donald Trump hat den Chef US-Notenbank Fed auf dem Kieker. Er will ihn feuern – hat aber eigentlich keine Befugnis. Der Schritt hätte katastrophale Folgen.

Washington – US-Präsident Donald Trump hat einen neuen Erzfeind: Jerome Powell, der Chef der Zentralbank Federal Reserve (Fed), soll nach den Wünschen des Präsidenten gefeuert werden. Der Grund: Er weigert sich, die Zinsen in den USA zu senken, was es Unternehmen und Bauträgern ermöglichen würde, wieder an günstige Kredite zu kommen. Dabei gibt es sehr gute Gründe dafür, die Zinsen nicht zu senken. Sollte Trump diesen Schritt dennoch gehen – was ohnehin verfassungsrechtlich fraglich wäre –, droht in den USA eine wirtschaftliche Katastrophe.

Trump sucht nach Wegen, um Fed-Chef Powell zu feuern

Der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Kevin Hassett, sagte am Freitag (18. April) auf die Frage, ob der Rauswurf von Powell eine Option sei: „Der Präsident (Donald Trump) und sein Team werden diese Angelegenheit weiter prüfen.“ Trump hatte am Donnerstag Powell erneut vorgeworfen, „Politik zu machen“, indem er die Zinssätze nicht senkte. Der Präsident erklärte zudem, er habe die Macht, Powell sehr schnell von seinem Posten zu vertreiben.

Im Visier von US-Präsident Donald Trump (rechts): US-Notenbank-Chef Jerome Powell, der im Zoll-Chaos vom Republikaner zum Sündenbock auserkoren wird. © imago/Montage

Hassett hatte noch 2021 in seinem Buch „The Drift: Stopping America‘s Slide to Socialism“ argumentiert, dass eine Entlassung von Powell während Trumps erster Amtszeit dem Ruf der Fed als objektiver und unabhängiger Verwalter der Geldmenge des Landes geschadet hätte und die Glaubwürdigkeit des Dollars hätte gefährden sowie den Aktienmarkt abstürzen lassen können. Nun erklärte er: „Ich denke, dass der Markt zu dieser Zeit ein völlig anderer war. Und, wissen Sie, ich bezog mich auf die rechtliche Analyse, die wir damals hatten. Und wenn es eine neue rechtliche Analyse gibt, die etwas anderes besagt, dann müssen wir unsere Reaktion überdenken.“

Trump will die Zinsen senken – das würde die Inflation noch mehr anheizen

Powell hat vor dem Hintergrund der Unabhängigkeit der Fed erklärt, dass seine Absetzung juristisch nicht zulässig sei. Er hat angekündigt, seinen Posten nicht zu räumen, auch wenn Trump ihn darum bittet würde. Er wolle bis zum Ende seiner Amtszeit im Mai 2026 bleiben. 

Sollte er dennoch vorzeitig gehen müssen und durch einen Trump-treuen Beamten ersetzt werden, dann droht der US-Wirtschaft nichts Gutes. Denn Powell will die Zinsen nicht senken, da Trump mit seinem Handelskrieg und seinen Zöllen eine steigende Inflationsrate ausgelöst hat. Diese gilt es zu bekämpfen, was mit sinkenden Zinsen nicht funktionieren würde. Würden sie trotzdem sinken, dann ist eine noch höhere Inflation zu erwarten.

Genau dies ist zum Beispiel in der Türkei geschehen: Dort liegt die Inflationsrate aktuell bei 38 Prozent – was weit niedriger ist als die Spitze von 2022, als die Inflation auf über 80 Prozent schnellte. Machthaber Recep Tayyip Erdogan hat der türkischen Zentralbank lange untersagt, die Zinsen anzuheben und sogar auf Zinssenkungen bestanden. 2023 ließ er sich dann endlich umstimmen und setzte wieder Fachleute ein, die die Zinsen deutlich anhoben. Im März 2025 lag der Leitzins bei 42,5 Prozent, die Inflation sinkt nach und nach wieder.

Sinkende Zinsen und grassierende Inflation – würde Trump dann die Preise kontrollieren wollen?

Diese fatale Entwicklung erwarten Experten in den USA, wenn Trump seinen Willen bekommt. Der deutsche Ökonom Jens Südekum geht auf X sogar noch einen Schritt weiter und schreibt: „Trump entlässt Powell, und nachdem die Kombination aus Zöllen und niedrigen Zinssätzen zu einem Anstieg der Inflation in den USA geführt hat, nehme ich an, dass er danach Preiskontrollen einführen wird (vor allem in Supermärkten).“

Unter Preiskontrollen versteht man den staatlichen Eingriff in den Markt, um Preise für bestimmte Waren festzulegen. Denkbar wäre also hier, dass Trump den Supermärkten einen Preisdeckel für bestimmte Lebensmittel vorschreibt. Solche staatlichen Eingriffe können aber auch unbeabsichtigte Effekte haben: Unternehmen können nicht mehr wirtschaftlich arbeiten und aus dem Markt aussteigen oder gar insolvent gehen – was das Angebot noch weiter einschränkt. Das wiederum befeuert Schwarzmärkte.

Dass Trump sich an den hohen Lebensmittelpreisen jetzt schon stört (bevor seine Zölle ihre Wirkung entfaltet haben), ist offensichtlich. In den USA kostet ein Dutzend Eier mittlerweile fast 7 Dollar, im Januar lag der Preis im Schnitt noch bei 5 Dollar. Und schon unter Joe Biden waren die Lebensmittelpreise ein Problem, das ihm letztlich zum Verhängnis wurde.

Anstatt dieser Realität ins Auge zu schauen, lügt Trump wie gedruckt. „Die Preise sind gesunken. Für Lebensmittel sind sie gesunken“, sagte er zu Reportern am Karfreitag. „Wenn überhaupt, sind die Preise für Eier gerade zu niedrig.“

Zölle werden Preise weiter anheizen: „Politisch herbeigeführtes Inferno“

Trumps Zölle werden die Preise in US-Supermärkten weiter steigen lassen, darüber sind sich ausnahmslos alle Ökonomen einig. Sogar eine in den USA recht kontrovers betrachtete Ökonomin, Isabella Weber, die sich in der Vergangenheit für moderate staatliche Eingriffe in Lebensmittelpreise ausgesprochen hat, sagt gegenüber der Financial Times: „Die Zölle führen nicht zu einer lokal begrenzten Preisexplosion. Hier geht es nicht um die Preise für Öl, oder Schifffahrt oder Weizen. Sondern hier steigen die Preise überall, in jeder Branche“.

Das sei anders als bei den Lebensmittelpreisen, als diese ihrer Meinung nach unabhängig von der allgemeinen Inflation in unberechtigtem Maße stiegen – in Deutschland machte diese Theorie unter dem Schlagwort „Gierflation“ die Runden. Damit ist gemeint, dass Unternehmen die Inflation nutzen, um die Preise noch höher anzusetzen, obwohl sie nicht müssten. Dieser Fall liegt laut Weber aber nicht vor. „Das hier ist ein politisch herbeigeführtes Inferno und die Frage ist nur, wie man das Inferno stoppt“, so Weber weiter. Also: Zölle stoppen.

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