Nach der Silvesternacht: Berlin ist die Hauptstadt der Beschwichtigung

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Es gab Schwerstverletzte, ein Polizist sprach von „Krieg“, ein Feuerwehrmann von „Schlachtfeld“. Nur die Politik lobt sich. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.

In Arm-aber-sexy-Berlin ist man bekanntermaßen mit wenig zufrieden. Über „nur“ 400 Festnahmen und 38 verletzte Einsatzkräfte in Deutschlands Partyhauptstadt war die SPD-Innensenatorin so erleichtert, dass sie das „weitaus überwiegende friedliche Silvester“ in ihrer Metropole rühmte. Das zeigt, wie sehr in der Hauptstadt des Krawalls die Maßstäbe verrutscht sind. Dagegen hatten in München Ausschreitungen von Linksautonomen auf der Wittelsbacherbrücke zu Recht einen Aufschrei ausgelöst, samt Debatte darüber, wie mit den Tätern zu verfahren sei.

Es stimmt: Gemessen an den Berliner Gewaltexzessen gegen Polizei und Feuerwehr, die die ganze Republik zum Jahreswechsel 2022/23 erschütterten, war die zurückliegende Silvesternacht nur der ganz normale Wahnsinn. Immerhin hatte die Stadt vorsorglich 4000 Polizisten in die Brennpunktviertel abkommandiert, um zu verhindern, dass sich der Mob in „rechtsfreien Räume“ austobt.

Berliner SPD-Innensenatorin nennt Silvesternacht „friedlich“ – ein politisches Armutszeugnis

Dass der Innensenatorin in ihrer Lagebeurteilung der Silvesternacht das Wort „friedlich“ über die Lippen kam, ist trotzdem ein politisches Armutszeugnis. Einsatzkräfte berichten, wie sich Gruppen junger Männer den ganzen Abend über mit Pyrotechnik beschossen. Zahlreiche Explosionen von „Kugelbomben“ mit beängstigender Sprengkraft terrorisierten Bürger, die den Jahreswechsel friedlich feiern wollten.

Im Stadtteil Tegel explodierte ein solcher Sprengkörper mitten in einer Menschenmenge. Acht Personen wurden dabei verletzt, davon zwei lebensbedrohlich. Unter den beiden Schwerstverletzten sei auch ein Kleinkind, berichtet die Feuerwehr. 1900 Mal musste sie ausrücken. Ein ebenfalls mit einer Kugelbombe beschossenes Haus wurde unbewohnbar.

Schäden in Berlin durch „Kugelbomben“ – und die Politik lobt sich dennoch, kritisiert „Münchner Merkur“-Chefredakteur Georg Anastasiadis. © Stefan Zeitz/Imago/Klaus Haag/Montage: IPPEN.MEDIA

CDU-Bürgermeister Kai Wegner legt sich voreilig gegen bestimmte Mittel fest

„Die haben Silvester mit Krieg verwechselt“, beschrieb ein Polizist die Szenerie; von einem „Schlachtfeld“ sprach die Feuerwehr. Mit politischer Schönfärberei ist dieser Gewalt nicht Einhalt zu gebieten, auch nicht mit voreiligen Festlegungen wie durch CDU-Bürgermeister Kai Wegner, der Böllerverbote für seine Stadt bisher strikt abgelehnt hat. Wo Staatsablehnung und Zerstörungswut sich zu einem lebensgefährlichen Gebräu vermischen, sollte der Staat kein Mittel leichtfertig ausschließen, um seine friedlichen Bürger zu schützen. (Georg Anastasiadis)

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