Bürgergeld im Fokus: Wie Krankenkassen höhere Beiträge verhindern würden
Die Krankenversicherung könnte 2025 erneut teurer werden. Dabei sehen Krankenkassen Potenzial zum Sparen – zum Beispiel bei Bürgergeld-Empfängern.
Berlin – Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenkasse könnten in den kommenden Jahren weiter steigen. Im kommenden Jahr droht Beitragszahlern ein deutliches Plus: bis zu 0,75 Prozent mehr müssten Erwerbstätige zahlen. Das ist ein historischer Anstieg. Der Beitrag würde dann bei knapp 17 Prozent liegen. Unvermeidlich ist das jedoch nach Ansicht der Kassen nicht. Ein Ansatzpunkt ist demnach das Bürgergeld.
Das geht aus einer Umfrage des Business Insiders hervor. Die befragten Krankenkassen halten Einsparungen von etwa zehn Milliarden Euro beim Bürgergeld für möglich. Bisher übernimmt der Staat lediglich etwa ein Drittel der Kosten der Leistungsbezieher. Laut einem Gutachten erhielten die Kassen 2022 lediglich 108,48 Euro monatlich pro Bürgergeld-Empfänger, während 311,4 Euro nötig gewesen wären, um die Kosten zu decken. Die gesetzliche Krankenversicherung finanziert deshalb einen Großteil ihrer Versicherung.
Gegen steigende Beiträge für die Krankenkasse: Bund soll komplett für Bürgergeld-Empfänger zahlen
„Würde der Bund das [die Beiträge der Bürgergeld-Bezieher, Anmerkung der Redaktion] komplett finanzieren, hätte die gesetzliche Krankenversicherung 9,2 Milliarden Euro pro Jahr mehr“, sagte DAK-Chef Andreas Storm dem Magazin. Auch die Barmer-Krankenkasse hält die Beiträge des Bundes für „zu gering“. Sie rechnet um eine Entlastung in Höhe von „etwa zehn Milliarden Euro jährlich“.

Laut der IKK-Classic könnte die Übernahme der Leistung für Bürgergeld-Bezieher die Krankenkassen um rund 0,6 Prozent entlasten. Das sei in etwa der Prozentsatz, um den der Zusatzbeitrag 2025 ansteigen solle, berichtete der Business Insider. Was für die die Krankenkassenbeiträge eine Entlastung ist, würde das ohnehin strapazierte Bürgergeld-Budget im Bundeshaushalt zusätzlich belasten. Und damit auch die Beitragszahler treffen, die weiterhin die Leistungen finanzieren – jedoch über Steuern.
Senkung der Mehrwertsteuer könnte Beitragszahler entlasten – laut Krankenkassen
Neben den Einsparungen bei den Leistungen der Bürgergeld-Bezieher sehen die Krankenkassen laut der Anfrage des Business Insiders bei den Kosten für Arzneimittel. Die Forderung dabei: Die Mehrwertsteuer auf Medikamente sollte von derzeit 19 Prozent gesenkt werden. Denn die Kosten in diesem Bereich hätten sich seit 2013 fast verdoppelt.
„Im vergangenen Jahr haben Versicherte und Arbeitgebende über ihre Krankenkassenbeiträge rund 8,4 Milliarden Euro an Mehrwertsteuern für Arzneimittel in den Bundesetat eingezahlt“, sagte die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer. Beim ermäßigten Mehrwertsteuersatz sieht sie eine mögliche Entlastung von fünf Milliarden Euro.
Krankenhausreform weitere Belastung für Krankenkassen
Als weitere deutliche Belastung sehen die Krankenkassen die anstehende Krankenhausreform. Sie sollen den Krankenhaus-Transformationsfonds mit seinen 50 Milliarden Euro mitfinanzieren. „Die derzeit geplante Finanzierung der Krankenhausreform wäre eine zusätzliche Hypothek ab dem Jahr 2026 – neben den allgemein stark steigenden Ausgaben in der GKV“, erklärte die Techniker Krankenkasse.
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