Riesen-Ärger um deutsche Alpen-Touristen in Tirol: Wirt und Bergrettung fallen schier vom Glauben ab
Frust nach einer dramatischen Suchaktion, die am Ende gar keine war. Zwei Skitouren-Gruppen aus Deutschland verursachten einen Großeinsatz in Tirol.
Königsleiten – Kopfschütteln in den Kitzbüheler Alpen. Zwei deutsche Urlaubs-Gruppen haben an der Neuen Bamberger Hütte in Tirol (Österreich) für reichlich Tohuwabohu gesorgt. Riesen-Sorge, eine große Suchaktion – alles für nichts und wieder nichts. Bergrettung und Hüttenwirt sind stocksauer auf die Skitouren-Geher aus München und Bonn.
Großeinsatz wegen deutschen Ski-Urlaubern in Kitzbüheler Alpen – Tiroler Bergrettung schimpft
25 Frauen und Männer zweier Bergrettungstruppen im Einsatz, dazu ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera. Die Bergrettung Westerndorf schildert auf Facebook, wie aufwendig die Suche am vergangenen Samstag (10. Februar) nach den abgängigen Deutschen war. „Dieser Einsatz zeigt, welche Auswirkungen eine schlechte beziehungsweise keine Tourenplanung haben kann“, schimpft die Westerndorfer Bergrettung.
Der Hüttenwirt der Neuen Bamberger Hütte hatte gegen halb acht Uhr Abends Alarm geschlagen. Die achtköpfige Skitourengruppe aus Bonn war immer noch nicht aufgetaucht. Ihr Gepäck hingegen schon, es kam am frühen Nachmittag mit der Materialseilbahn.
Zwei deutsche Skitouren-Gruppen in Tirol vermisst – Wirt alarmiert Bergrettung
Dazu völlige Funkstille. „Sie haben sich nicht mehr gemeldet, ich selbst konnte sie telefonisch mehrmals nicht erreichen“, sagt Wirt Martin Aschauer der Kronen-Zeitung. Er war sich sicher: Die Gruppe, die größtenteils aus Ski-Anfänger bestand, muss sich verstiegen haben. In den Bergen kann schnell ein Unglück passieren.
Zeitgleich vermisste der Wirt noch vier Urlauber aus München. Vier Personen hatten sich zur Übernachtung angemeldet, traf aber nie ein. Auch die zweite Gruppe war telefonisch nicht erreichbar.
Also rückte die Bergrettung aus, durchkämmte Winter und Sommerzustieg zur Hütte sowie den Anstieg zur Schneegrubenspitze an der Manzenkaralm. Ein großes Gebiet. Die achtköpfige Gruppe aus Bonn soll zuletzt um 15.15 Uhr am Berg gesehen worden sein. Die Münchner blieben komplett unauffindbar.
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Deutsche Skitouren-Geher haben sich verlaufen – Info an Hüttenwirt? Fehlanzeige
Erst kurz nach 21 purzelten dem Hüttenwirt die ersten acht Steine vom Herzen. Die Gruppe aus Bonn ist angekommen – erschöpft, aber unverletzt. Tatsächlich hatten sie sich verstiegen und mehr als doppelt so viele Höhenmeter zurückgelegt, wie notwendig. Und das, obwohl sie angeblich mit einem ausgebildeten Skitourenführer unterwegs waren. Nicht selten, dass sich Urlauber in den Tiroler Alpen überschätzen.
Kann passieren. Aber was sie dem Wirt gesagt haben sollen, ist weniger nachvollziehbar. Sie hätten es nicht für nötig gehalten, jemanden über ihre Verspätung zu informieren, berichtet Aschauer.
Das ganze Drama hätte es nicht gebraucht. Und das nicht nur wegen der Funkstille. Der Ortsstellenleiter der Bergrettung Westerndorf, Anton Agner, sagt zu Krone: „Die Tourenplanung der Bonner Gruppe war dilettantisch, sie durchstiegen zudem einen Hang, der von Lawinen bedroht ist.“
Bergrettung sucht verzweifelt – aber Münchner Skitouren-Gruppe sitzt zu Hause im Wohnzimmer
Die Münchner Truppe setzte dann aber sogar noch einen drauf. Nach Stunden erreichte der Wirt endlich einen der Sportler am Telefon. Und da stellte sich heraus: Die Skitourengeher waren nie von zu Hause aufgebrochen, saßen im warmen Münchner Wohnzimmer. Abgesagt haben sie ihre Buchung laut Wirt aber nicht.
Wenn sich Bergsportler selbst in Gefahr bringen, oder einen unnötigen Einsatz auslösen, kann das für sie teuer werden. Manche wissen das und verärgern die Retter dann umso mehr. Eine Gruppe deutscher Wanderer fragte jüngst beim Notruf doch tatsächlich: „Was kostet die Rettung?“ (moe)