Sterbebegleiterin über Hospiz: „Ein Segen für unseren Landkreis“

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In einem Hospiz werden Menschen auf ihrem letzten Weg liebevoll begleitet (Symbolfoto). © Daniel Reinhardt

In diesem Jahr sammelt die Spendenaktion „Leser helfen Lesern“ unter anderem für ein Hospiz im Landkreis. Sterbebegleiterin Brigitte Franek berichtet, wie wichtig eine solche Einrichtung ist.

Rottach-Egern – Wenn Brigitte Franek Sterbende besucht, hat sie oft das Buch „Der kleine Prinz“ dabei. Aber nicht immer liest sie tatsächlich daraus vor. „Oft wollen Sterbende lieber ein Fotoalbum anschauen und in die Vergangenheit eintauchen“, erzählt die 65-Jährige. „Manchmal wollen sie aber auch einfach nur ihre Ruhe haben.“

Sich völlig auf die Bedürfnisse des Sterbenden einzustellen, zu erspüren, was der Mensch gerade braucht, das ist die Hauptaufgabe von Hospizbegleitern. „Es geht darum, dem Menschen erwartungslos zu begegnen“, erklärt Franek. Die ehemalige Regionalleiterin eines Pharmaunternehmens ist eine von etwa 50 ehrenamtlichen Hospizbegleitern des Hospizkreises Miesbach. 2018 hatte sie sich zur Hospizbegleiterin ausbilden lassen, heute hält sie selbst Seminare an der Volkshochschule, in Firmen oder beim Frauenbund zum Thema „Letzte Hilfe“. Eine Aufgabe, die sie sehr erfüllt, wie sie sagt.

Eigenen Vater bis zum Schluss zuhause gepflegt

Dass sie sich ausgerechnet für ein so ernstes Engagement entschieden hat, gründet in ihren eigenen Geschichte: Vor fast zehn Jahren hatte sie mit ihrem Bruder und ihrer Mutter ihren Vater bis zum Schluss zuhause gepflegt. „Das ist eine Extremsituation. Man weiß ja nicht, was auf einen zukommt und was der sterbende Mensch in dieser Situation braucht.“ Oft habe sie sich gefragt: „Machen wir alles richtig?“ Oft sei sie sich wahnsinnig nutzlos vorgekommen. Heute weiß sie, dass es nicht darum geht, tätig zu werden. „Die meisten wollen einfach, dass jemand da ist, dass sie nicht allein sind“, hat Franek die Erfahrung gemacht.

Sterbebegleiterin Brigitte Franek
Sterbebegleiterin Brigitte Franek © Steffen Gerber

Dabei ist die Rottach-Egernerin als ehrenamtliche Hospizbegleiterin nicht nur für die Sterbenden da, sondern auch für deren Familien. „Auch Angehörige, die liebevoll da sind, wollen mal zum Friseur oder zum Kaffeetrinken gehen.“ Zugleich sei es für sie wichtig, zu wissen, dass jemand bei dem Kranken sei. „Eine stundenweise Entlastung ist wichtig, denn das nimmt viel Druck von den Angehörigen.“ Wer zuhause jemanden gehen lasse, komme durch diese Situation an seine Grenzen und brauche Unterstützung. Oft bräuchten die Familien auch jemanden zum Reden. Denn Tod und Sterben seien Themen, über die zu sprechen nicht leicht sei. „Mit uns Hospizbegleitern reden die Menschen darüber. Wir zeigen Verständnis und sprechen Mut zu.“ Zwar könnten Hospizbegleiter den Betroffenen ihre Ängste nicht nehmen, aber es sei entlastend, über diese Ängste sprechen zu können.

Sterbebegleiterin möchte fürs Hospiz tätig sein

Sobald das Oberland Hospiz in Betrieb geht, das ab Frühjahr 2024 in Bad Wiessee gebaut wird, will Franek auch dort tätig sein. „Ich freue mich auf den Einsatz dort“, sagt sie. „Das Hospiz ist ein Segen für unseren Landkreis.“ Schließlich sei der Bedarf riesig, die Wartelisten bestehender Hospize lang. Altenheime oder Krankenhäuser seien für Sterbende und ihre Familien oftmals nicht die ideale Lösung. „In einem Hospiz ist der Pflegeschlüssel ein anderer“, weiß Franek. Auch das Setting sei ein anderes: „In einem Hospiz piepsen keine Maschinen, da geht es nur darum, dass es dem Menschen in seiner letzten Lebensphase gut geht.“

Zwar wünschten sich viele Schwerstkranke, zuhause zu sterben. Allerdings sei das nicht immer möglich: „Nicht jeder hat das Glück, Angehörige zu haben, die das leisten können.“ Manche haben aufgrund beruflicher oder familiärer Verpflichtungen keine Zeit, sich um einen Schwerkranken zu kümmern, andere können die Situation nicht ertragen. „In diesen Fällen ist es eine große Erleichterung, den Angehörigen gut versorgt zu wissen“, sagt Franek. Ein Hospiz könne das leisten.

„Das Thema Tod betrifft ausnahmslos jeden.“

Deshalb hofft sie, dass sich viele Spender finden, damit das Oberland Hospiz in Bad Wiessee qualitativ hochwertig eingerichtet werden kann – mit allem, was Sterbenden die Zeit, die ihnen bleibt, so angenehm wie möglich macht. „Das Thema Tod betrifft ausnahmslos jeden“, weiß Franek.

Lesen Sie hier alle wichtigen Informationen zur Spendenaktion „Leser helfen Lesern“.

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