Rente vs. Pension: Warum bekommen Beamte im Alter mehr Geld als Rentner?

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Vielen Menschen erscheint es ungerecht, dass Beamte im Alter mehr Geld bekommen als Angestellte. Dabei gibt es schon ein System dahinter, das auf Gerechtigkeit fußt.

Berlin – Erneut flammt in Deutschland aktuell die Debatte um die unterschiedlichen Alterssicherungssysteme auf. Die neue Arbeits- und Sozialministerin, Bärbel Bas (SPD), würde gerne ein einheitliches, solidarisches System bilden. Damit erhofft sie sich mehr Einnahmen für die angeschlagene Deutsche Rentenversicherung sowie mehr Gerechtigkeit. Den Finanzen würde ein einheitliches System für Beamte und Angestellte zwar nicht wirklich helfen, dafür würde es aber schon das Gerechtigkeitsempfinden vieler Menschen beruhigen.

Doch warum ist das System überhaupt so, wie es ist? Woran liegt es, dass die Pensionen von Beamten so viel höher sind als die Renten der Angestellten? Und wie groß ist die Differenz wirklich?

Rente vs. Pension: Altersvorsorge beruht auf drei Säulen in Deutschland

Die deutsche Altersvorsorge beruht auf drei Säulen:

  1. Die gesetzliche Rente
  2. Die betriebliche Rente
  3. Die private Rente

Der Staat ist für die erste Säule verantwortlich und muss somit ein gewisses Existenzminimum für seine Bürgerinnen und Bürger wahren. Sie bietet dafür die gesetzliche Rente an, in die alle Angestellten einzahlen müssen, um für die Renten der aktuellen Rentnergeneration aufzukommen. Der Staat bezuschusst die Rente zusätzlich mit Steuergeldern.

Für die Betriebsrente sind Unternehmen und Tarifpartner verantwortlich. Es gibt aber keine Pflicht zur betrieblichen Altersvorsorge, Arbeitgeber müssen aber als absolutes Minimum eine sogenannte Entgeltumwandlung anbieten. Dabei werden Teile des Bruttolohns in ein Altersvorsorgeprodukt gesteckt. Der Arbeitgeber muss dabei auch einen Zuschuss zu der Entgeltumwandlung (mind. 15 Prozent des Zuschusses) gewähren und so die betriebliche Rente aufstocken. Natürlich dürfen Arbeitgeber auch mehr anbieten. Der Arbeitnehmer ist dafür verantwortlich, den Arbeitgeber darauf anzusprechen.

Für die dritte und letzte Säule ist jeder selbst verantwortlich. Es besteht keine Pflicht zur privaten Vorsorge, doch sollten sich alle Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen stets bewusst sein, dass die ersten beiden Säulen alleine nicht ausreichen könnten, um ein gutes Leben im Alter führen zu können.

Rente und Pension sind nicht direkt vergleichbar – Beamte haben trotzdem mehr als Rentner

Die drei Säulen gelten im Grunde für alle Alterssicherungssysteme – auch für die Versorgung der Beamten. Denn in deren Fall ist der Staat sowohl verantwortlich für die erste Säule als auch für die zweite, da er ja zugleich der Arbeitgeber ist. Das ist auch ein wichtiger Grund, warum die Pension höher ausfällt als die Rente: Sie ist nicht mit der gesetzlichen Rente vergleichbar, weil sie zwei Säulen in einer Zahlung verkörpert.

Um gesetzliche Rente und Pension wirklich vergleichen zu können, müsste man die Rente plus die Betriebsrente addieren und dann mit der Beamtenpension vergleichen. Im Schnitt bekommen Rentner in Deutschland eine Brutto-Rente von 1500 Euro im Monat, die durchschnittliche Betriebsrente beträgt 700 Euro, zusammengezählt also 2200 Euro brutto. Die durchschnittliche Pension eines Bundesbeamten beträgt laut Alterssicherungsbericht 3400 Euro brutto, für Landesbeamte sind es sogar 3600 Euro.

Beamte bekommen also immer noch deutlich mehr Geld als Angestellte im Rentenalter, der Unterschied schmälert sich jedoch. Noch weiter schmälert sich der Unterschied, wenn man die Nettobezüge vergleicht: Beamte müssen ihre Pension voll versteuern, Rentner hingegen nur zum Teil. Es gibt zwar auch Freibeträge für Pensionäre, allerdings sinken diese bis 2040 kontinuierlich auf 0 Euro ab. Die Pension wird versteuert wie eine Arbeit aus nichtselbständiger Arbeit.

Weiter müssen Beamte eine Privatversicherung aus der eigenen Tasche bezahlen – Rentner sind in der Regel gesetzlich versichert und teilen sich die Beiträge mit der Rentenkasse.

Viele Angestellte haben keine betriebliche Rente – und auch keine private Altersvorsorge

Es ist also nicht sachgerecht, Rente und Pension direkt miteinander zu vergleichen, ohne diese Einschränkungen zu kennen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass viele Menschen in Deutschland keine betriebliche Altersvorsorge haben – und auch privat schlecht vorgesorgt sind. 2023 konnten 21 Millionen Anwartschaften auf Betriebsrenten gezählt werden, dabei lässt sich nicht ausschließen, dass sich auf eine Person mehrere Verträge von verschiedenen Arbeitnehmern summieren. Insgesamt gab es 2024 rund 42 Millionen Arbeitnehmer.

Immer wieder gibt es daher auch Forderungen nach einer Betriebsrentenpflicht sowie einer Pflicht zur privaten Vorsorge. Denn wenn die Menschen im Alter in der Armut landen, muss der Staat für ihre Grundsicherung aufkommen – was teuer und bei rechtzeitiger Vorsorge in vielen Fällen vermeidbar wäre.

Auch interessant

Kommentare