Risiken für ungeborenes Kind: Warum Mütter während der Schwangerschaft Cannabis konsumierten

Als Tatiana Sanchez vor fünf Jahren schwanger wurde, litt sie unter extremer Übelkeit und Erbrechen. Keine Behandlung habe geholfen. Schließlich griff die 30-Jährige zu einem Mittel, das viele ablehnen: Cannabis.

"Ich war verzweifelt. Ich hatte das Gefühl, dass die Risiken der Medikamente höher waren als die des Cannabis", wird Sanchez von der "New York Post" zitiert.

Medizinische Warnung: Studien zeigen Risiken von Cannabis für ungeborenes Kind

Ärzte warnen seit Jahren vor dem Konsum von Marihuana während der Schwangerschaft. Eine aktuelle Studie hat Zusammenhänge zwischen Cannabiskonsum und schwerwiegenden Folgen für das Kind dargelegt.

Es gebe keinen nachgewiesenen Nutzen, der die Risiken überwiegt, sagt die Reproduktionsmediziner Dr. Esther Chung gegenüber der "New York Post". Zudem seien viele Cannabisprodukte nicht reguliert, Dosierungen und Inhaltsstoffe schwankten stark.

Kein leichtfertiger Konsum: Zwischen Verzweiflung und Verantwortung

Die betroffenen Frauen hätten nicht leichtfertig konsumiert. "Ich habe sehr bewusst und minimal konsumiert – nur, um stabil zu bleiben und meinem Sohn nicht zu schaden", betont Sanchez, deren Sohn heute fünf Jahre alt ist.

Auch Riley Kirk, promovierte Pharmazeutin, hat während ihrer Schwangerschaft Cannabis genommen. Sie betont, dass sie Freizeitkonsum ablehne. Ihre Anwendung sei rein medizinisch motiviert gewesen.

Schwanger und High: Angst vor Stigmatisierung

Neben gesundheitlichen Bedenken spielt auch die Angst vor gesellschaftlicher Verurteilung eine Rolle. Viele Frauen sprechen nicht offen mit Ärzten über ihren Konsum – aus Angst, missverstanden oder verurteilt zu werden.

Stattdessen finden viele Betroffene Unterstützung in Online-Communities. Unter TikTok-Hashtags wie #cannamama oder #gardenmoms oder auf Reddit tauschen sie Erfahrungen aus, geben Tipps und diskutieren offen über Risiken und Nutzen.

Cannabis in der Schwangerschaft: "Viele Frauen fühlen sich alleingelassen"

Obwohl es derzeit keine sichere Menge für den Cannabiskonsum in der Schwangerschaft gibt, fordern Betroffene mehr wissenschaftliche Untersuchungen.

"Viele Frauen fühlen sich alleingelassen", sagt Kirk. "Sie wenden sich Cannabis nicht zu, weil sie leichtsinnig sind, sondern weil herkömmliche Behandlungen versagt haben."

In Deutschland fordern viele mit der Legalisierung von Cannabis mehr Aufklärung über die Risiken für Schwangere. Denn: Die Studienlage besagt eindeutig, dass der Konsum von Cannabis dem Kind schadet.

Aktuelle Fakten zu Cannabis in Deutschland

  • Teillegalisierung: Seit 1. April 2024 ist Cannabis für Erwachsene in Deutschland teilweise legal.
  • Besitz: Erlaubt sind bis zu 25 Gramm Cannabis zum Eigengebrauch im öffentlichen Raum.
  • Eigenanbau: Privatpersonen dürfen bis zu drei Pflanzen für den Eigenbedarf anbauen.
  • Medizinisches Cannabis: Seit 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland mit ärztlicher Verschreibung legal.