Geld in Sicherheit? Reiche Amerikaner bringen Vermögen in die Schweiz

Wenn über ein Thema in den vergangenen Tagen massenhaft berichtet wurde, dann ist es Donald Trumps Zollpolitik. Der US-Präsident hat seinen Worten Taten folgen lassen und weltweit hohe Gebühren auf Importe in die Vereinigten Staaten verhängt.

Das sorgte in vielen Ländern für Aufruhr und an den Börsen für eine beispiellose Talfahrt. Inzwischen ist Trump ein großes Stück zurückgerudert und hat fast alle Zölle für 90 Tage pausiert. Für die meisten Länder gilt jetzt ein Pauschalsatz von zehn Prozent. Eine krasse Ausnahme bildet China mit Strafzöllen in Höhe von 145 Prozent.

Dass die Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten nicht nur dem Ausland, sondern auch vielen Amerikanern zu schaffen macht, zeigen zahlreiche Medienberichte. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) sprach zuletzt mit US-Unternehmern, die sich durch Trumps Zoll-Taktik bedroht fühlen. 

Reiche Amerikaner setzen auf die Schweiz

"Viele Unternehmer sind auf chinesische Lieferketten angewiesen. Sei es, um ihr Geschäft am Laufen zu halten oder um ihre Lager zu füllen", erklärte Alexis D’Amato vom Verband Small Business Majority der dpa. Trumps Zollpolitik bezeichnete sie als "Schlag ins Gesicht" für viele Verbandsmitglieder. 

Wohlhabende Amerikaner haben schon vor einiger Zeit auf die Unberechenbarkeit des US-Staatsoberhaupts reagiert - bevor sich die Zoll-Debatte so zuspitzte. Wie die "Financial Times" bereits Ende März berichtete, wollen einige von ihnen ihr Geld offenbar in die Schweiz schaffen.

Laut der Zeitung häufen sich Anfragen von vermögenden Amerikanern, die ein Schweizer Bank- und Anlagenkonto eröffnen wollen. Das legen zumindest Aussagen von Bankern, Family Offices und Vermögensverwaltern nahe. 

Zitiert wird unter anderem Pierre Gabris vom Finanzberater Alpen Partners in Zürich: "Seit der Wahl Trumps beobachten wir einen deutlichen Anstieg. Viele Kunden handeln aus Angst."

Gründe, die für die Schweiz sprechen, gibt es einige

Dass die Schweiz bei reichen Amerikanern so beliebt ist, wenn es darum geht, das eigene Vermögen in Sicherheit zu bringen, hat verschiedene Gründe. Zum einen die Währung, den Schweizer Franken. 

"Er ist nicht nur stabil. Er ist auch in der Langzeitbetrachtung die härteste Währung der Welt", sagte Robert Vogler, der frühere Chefhistoriker der UBS, der "Zeit" vor mehreren Jahren. Wie es in einem aktuellen Artikel bei "Zeit online" heißt, spricht auch der ausgeglichene Staatshaushalt für die Schweiz.

Rahul Sahgal (47), Chef der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer (Amcham), nannte im Gespräch mit "Blick" einen weiteren Grund: das Know-how des Landes. "Die Schweizer wissen einfach, wie Banking funktioniert. Dieses Wissen haben wir uns über mehr als ein Jahrhundert systematisch aufgebaut. Das hat sich natürlich herumgesprochen", so Sahgal.

Mit Fahnen geschmückte Straße in Zürich.
Mit Fahnen geschmückte Straße in Zürich. Colourbox.de

Das Schweiz-Phänomen ist nicht neu

Neu ist das Phänomen, dass wohlhabende Amerikaner ihr Geld außer Landes und in die Schweiz bringen, nicht. "Wenn ein neuer US-Präsident an die Macht kommt, sehen wir alle vier Jahre einen starken Anstieg der Kundenanfragen", sagte Jamie Vrijhof-Droese, Chefin von WHVP, einer Schweizer Vermögensverwaltungsfirma, der "Neuen Züricher Zeitung" (NZZ). 

WHVP verwaltet dem Bericht zufolge Vermögen in Höhe von rund 180 Millionen Dollar und hat sich auf US-amerikanische Kunden spezialisiert. Auch, wenn die Resonanz immer wieder zunimmt, ist Vrijhof-Droese überrascht über die aktuell hohe Nachfrage. 

Vor allem, weil die Interessenten keineswegs nur Anhänger der "Verliererpartei" bei der US-Präsidentschaftswahl, also der Demokraten seien. "Dieses Jahr kommen auch viele Republikaner zu uns, weil die Politik so unvorhersehbar geworden ist und sie sich wegen der Entwertung des US-Dollars sorgen", so die WHVP-Chefin.

Aufnahme ausländischer Kunden: Vorschriften sind streng

Auch würden vermehrt Frauen ihr Vermögen in der Schweiz verwalten lassen wollen. Trotzdem halten sich viele Schweizer Banken fern von amerikanischen Bürgern, die bei ihnen Geld anlegen wollen, heißt es im "NZZ"-Bericht. 

Der Grund: ein Konflikt mit den US-Justizbehörden nach der Jahrtausendwende. Außerdem gibt es strenge Vorschriften, was die Aufnahme ausländischer Kunden angeht. Wie das Portal "Blick" berichtet, müssen Schweizer Banken alle US-Kontoinhaber den dortigen Steuerbehörden melden.