„Sieht sehr schlecht aus“: SPD im Abwärtsstrudel - in Ex-Hochburg finden sie keinen Bürgermeisterkandidat
Fünf Bewerber werden sich um den Bürgermeisterposten in Wolfratshausen streiten. Nur die Sozialdemokraten haben keinen gefunden. Altgedienten Genossen blutet das Herz.
Wolfratshausen - Sie waren einmal stolz. Vor 18 Jahren stellte die SPD noch den Rathauschef. Danach schaffte es Fritz Meixner – 2014 war das – mit Schwung und Elan für die Sozialdemokraten zumindest in die Stichwahl. Bei der jüngsten Kommunalwahl gab es das bisher schlechteste Bürgermeister-Ergebnis für die SPD seit Jahrzehnten, als Manfred Menke mit 15 Prozent auf Platz fünf landete. Bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr wird es noch schlimmer kommen. Wenn es kein Wunder gibt, stellt die SPD nicht einmal mehr einen Bürgermeister-Kandidaten für Wolfratshausen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Der Wunschkandidat Fritz Meixner hat abgesagt. Eine Hintertür lässt der Partei-Vizechef noch offen. Dass jemand hindurchgeht, scheint fast unmöglich. „Es wird voraussichtlich keinen SPD-Kandidaten geben“, sagt Raffael Joos.
„Sieht sehr schlecht aus“: SPD-Abwärtsstrudel - in früherer Hochburg ohne Bürgermeisterkandidat
Politische Beobachter rechneten fest damit, dass auch die SPD – so wie immer – einen Bürgermeisterkandidaten aufstellt. Es schien ein internes Wettrennen zwischen dem 2014-Kandidat Fritz Meixner und dem 2020-Kandidat Manfred Menke zu werden. Im SPD-Ranking durchgesetzt hatte sich der Kinder- und Jugendfördervereinschef Meixner. Das Problem für die Genossen: Meixner möchte gar nicht. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt der Jugendarbeits-Experte, dass seine Position beim KJFV für ihn Priorität habe. „Es gibt in dem Bereich viele Aufgaben und wir sind da gerade gut aufgestellt.“ Meixner glaubt, dass er in seiner Rolle als Vereins-Geschäftsführer „viel Gutes für die Stadt bewegen kann“. Als Rathauschef könne man das auch, natürlich. „Aber ich finde, dass wir einen guten Bürgermeister haben. Ich könnte im Moment nicht antreten und behaupten, dass ich dieses oder jenes so oder so viel besser machen würde.“
SPD steht ohne Kandidaten da: Der Wunschkandidat hat abgesagt
Vor wenigen Tagen setzte Meixner die SPD-Spitze über seinen Verzicht in Kenntnis. Für die Genossen eine ganz schlechte Nachricht. Denn einen Plan B gibt‘s nicht im Lager. „Wir werden aller Voraussicht nach keinen eigenen Kandidaten aufstellen“, sagt Ortsvereins-Vize Raffael Joos. Ganz verschlossen sei die Türe noch nicht. Aber aus der Stadtratsfraktion, der Vorstandschaft oder anderen naheliegenden Optionen hätte sich niemand gefunden. „Wir können uns vorstellen, dass es ein ganz neues Gesicht macht.“ So gebe es ein zugezogenes Mitglied, das vielleicht infrage komme. „Da müssten wir aber noch miteinander sprechen“, sagt Joos. Für wie realistisch er es hält, dass ein Neu-Wolfratshauser für den Chefsessel im Rathaus kandidiert? „Da müssten wir noch miteinander sprechen.“
Ex-Bürgermeister spricht nicht drumherum: „Es fehlt ein Zugpferd“
Reiner Berchtold findet, dass es nicht so wahnsinnig viel zu reden gibt. „Dass es so kommt, hat sich angedeutet“, findet er. Dass sich Joos‘ leise Hoffnung auf einen Spontan-Kandidaten erfüllt, „halte ich für sehr schwierig“. Ohne großes Drumherumreden: „Es sieht sehr schlecht aus.“ Auch für die Kandidaten, die in den Stadtrat einziehen wollen, ist der Verzicht auf einen Bürgermeister-Anwärter ein Dämpfer: „Es fehlt dann ein Zugpferd.“ Berchtold war der bisher letzte SPD-Bürgermeister in der Loisachstadt. Dass sich aller Voraussicht nach kein überzeugter Sozialdemokrat findet, in seine Fußstapfen zu treten, ist eine Nachricht, die „uns allen Bauchschmerzen macht“, sagt Joos. Viele im Ortsverein kennen Schmerzen in der Magengegend. Das hat man als oberbayerischer Genosse regelmäßig, „alleine schon wegen der Wahlergebnisse der SPD in den vergangenen Jahren“. Seine Partei habe „überall auf dem Land“ dasselbe Problem: „Diejenigen, die schon viel geleistet haben, kommen in ein Alter, wo sie nicht mehr können. Und die Jungen, die sich engagieren wollen, ziehen schnell wieder weg“, sagt der 31-Jährige. Die Sozialdemokraten schrumpfen, „so wie andere Vereine auch“.
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Joos setzt auf Neulinge, die zumindest für den Stadtrat kandidieren wollen. Aus eigener Kraft werde die Liste wohl auch nicht voll. „Wir werden sie öffnen für Leute, die nicht Mitglied sind, aber sich einsetzen wollen“, am 16. September soll es eine Kennenlern-Veranstaltung geben, um potenzielle Kandidaten zu finden. Ende Oktober wird die SPD ihre Liste für die Kommunalwahlen festlegen – spätestens zu dem Termin wird sich auch die K-Frage endgültig beantworten.