Nach Trumps Drohungen reicht Grönland plötzlich China die Hand
Die Wahl in Grönland am 11. März stand voll im Zeichen von Donald Trumps Drohung, die riesige Insel zu einem Territorium der USA zu machen. Der US-Präsident nennt als einen Grund dafür die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten. Doch die noch nicht einmal 60.000 Einwohner haben erst 2009 dem Kolonialherrn Dänemark die Selbstverwaltung abgerungen. Die Angst, keine 20 Jahre später ein weiteres Mal in Abhängigkeit zu einem anderen Imperialisten zu geraten, trieb die Wähler an die Urnen.
Amerikas Vizepräsident, J.D. Vance, der Grönland einen Besuch angedeihen ließ, wurde nicht offiziell empfangen, sondern musste sich mit einem Besuch auf der Militärbasis der US-Armee begnügen. Und der neu gewählte Premierminister Jens-Grederik Nielsen sagte sofort nach Amtsantritt an die Adresse Trumps, dass Grönland kein "Grundstück" sei, das einfach so seinen Besitzer wechseln würde. Er pochte auf die Souveränität Grönlands.
Trump will die Insel: Grönländer bringen aber China ins Spiel
Die Befürchtungen der Grönländer sind nicht unbegründet: im bereits existierenden US-Territorium Puerto Rico können sie studieren, was eine Abhängigkeit von Washington bedeutet. So können die Menschen auf dieser Insel beispielsweise nicht darüber selbst bestimmen, welche Umweltpolitik sie machen oder welche Art von Stromversorgung sie nutzen wollen.
Nun hat die Regierung in der grönländischen Hauptstadt Nuuk nachgelegt, um deutlich zu machen, dass sie von Trumps Avancen nichts hält. Man wolle, so die Außenministerin der rohstoffreichen Insel, Vivian Motzfeld, den Handel mit der Volksrepublik China erweitern.
Unter dem Eis Grönlands lagern 25 der 34 von der EU als essenziell bezeichneten Rohstoffe, darunter auch Seltene Erden, die für die Herstellung von Computerchips unerlässlich sind, etwa Graphit, Niob, Platingruppenmetalle, Molybdän, Tantal und Titan.
Peking greift nicht zu
Doch zur Verwunderung Nuuks greift Peking nicht zu, als verhalten muss man die Reaktion von Investoren und Unternehmern bezeichnen, die, anders als erwartet wurde, nicht in Scharen zu Verhandlungen nach Grönland gereist sind. Zwar haben einige chinesische Firmen in den Abbau von Mineralien und seltenen Erden investiert, letztlich wurden aber keine der anvisierten Vorhaben realisiert, weil es in Grönland nicht die Infrastruktur, Straßen und Brücken, gibt, die zu den entlegenen Abbauplätzen führen.
Im Moment jedenfalls ist Peking, das sonst bei Infrastrukturprojekten im Rahmen seiner Neuen Seidenstraßen-Initiative nicht geizt, nicht bereit, die entsprechenden Summen zu investieren.
Zudem stellt der Abtransport per Schiff eine große Herausforderung dar: Grönland ist von Eis umgeben, die Insel über weite Teile des Jahres nur schwer zugänglich. Aus diesen Gründen wäre der Abbau in Grönland für die Volksrepublik wirtschaftlich nicht rentabel, zumal Peking selbst über große Bodenschätze verfügt.
Grönland liegt im Fadenkreuz konkurrierender Weltmächte
Im gegenwärtigen Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten sitzt China deshalb am längeren Hebel. Der Ausfuhrstopp für Seltene Erden, die für Computerchips verwendet werden, die in Kühlschränken, Smartphones, Autos und Satelliten verbaut werden, hat Panik in Amerika ausgelöst. Die Volksrepublik verschifft 70 Prozent der jährlich verwendeten Seltenen Erden hinaus in die Welt.
Letztendlich liegt Grönland im Fadenkreuz konkurrierender Weltmächte. Nicht nur China und die USA, auch Russland möchte an die Bodenschätze heran, die durch das Abschmelzen der Pole in greifbare Nähe rücken. Jede Bewegung eines dieser Länder in der Region, zu der auch Grönland gehört, wird von den anderen genauestens verfolgt. So hat das Ansinnen Pekings im Jahr 2016, eine aufgegebene dänische Militärbasis aufzukaufen, in Kopenhagen für Unmut gesorgt. Zu der Akquisition kam es schlussendlich nicht.
Peking und Washington erhoffen sich beide einen Schub für ihre Bemühungen nach einer Unabhängigkeitserklärung Grönlands (wozu das Land seit 2009 das Recht hat) von Dänemark. Auch wenn man in Nuuk nicht müde wird zu betonen, das man die eigene, mühsam errungene Selbstverwaltung, Eigenständigkeit und Identität in einem gewissen Kontrast zum vormaligen Kolonialherren sieht, so bietet das Nato-Mitglied Dänemark als Partner Grönlands in der gegenwärtigen weltpolitischen Situation doch einen gewissen Schutz für die Insel. Wann es also zu einer formalen und vollständigen Loslösung kommen wird, ist daher ungewiss.
Wegen Trump wird Nuuk sein Werben um Peking aufrechterhalten und intensivieren
Das hält Donald Trump nicht davon ab, weiter davon zu fabulieren, die Insel früher oder später zu kaufen. Deshalb wird Nuuk sein Werben um Peking fortsetzen und intensivieren. Am Ende könnte die Aussicht auf einen Deal mit Xi Jinping US-Präsident Trump vielleicht dazu bewegen, Grönland ein besseres Angebot zu machen, das seine Integrität und Souveränität achtet und wahrt - sobald die Insel tatsächlich unabhängig und von Dänemark losgelöst ist.
Für Peking ist das ständige Werben um Grönland eine Bestätigung auf der internationalen Bühne. Staatschef Xi Jinping will China im Gegensatz zu Amerika als verlässlichen Partner positionieren. Das Werben um Nuuk verschafft ihm Glaubwürdigkeit und Standing, ohne dass er dafür bisher auch nur einen Yuan ausgeben musste.