Schnelles Laden: E-Autohersteller vermeldet Quantensprung - „Zeit einer der größten Luxusgüter“

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Polestar präsentiert einen Prototyp, der beim Schnellladen eine neue Dimension erreicht. © Polestar

Die Ladegeschwindigkeit gilt bei Elektroautos als Problempunkt. Polestar vermeldet nun einen Durchbruch, nach Tests mit einem Prototyp inklusive Super-Akku.

Göteborg/München - Die Ladedauer ist eines der größten Hemmnisse, warum viele Autofahrer Verbrennermodelle bevorzugen, als elektrisch zu fahren. Dieser Punkt könnte womöglich bald der Vergangenheit angehören: Polestar konnte die Energie eines Prototyps mit innovativer Batterietechnologie in gerade mal 10 Minuten von 10 auf 80 Prozent befördern.

Dabei hat Polestar in Zusammenarbeit mit dem Schnellladebatterie-Start-up StoreDot aus Israel erstmals erfolgreich die „Extreme-Fast-Charging“-Technologie (XFC) demonstriert. Bei dem Modell handelt es sich um einen Technologieträger des Polestar 5, einer Limousine, die sich in der Entwicklungsphase befindet.

Polestar feiert Super-Akku - „erste Demonstration in fahrtüchtigem Fahrzeug“

„Der bereits fahrtüchtige Prototyp zeigte eine Ladeleistung, die bei 310 kW begann und am Ende des Ladevorgangs auf einen Spitzenwert über 370 kW anstieg“, erklärt der schwedische Hersteller in einer Mitteilung. Bislang hätten derartige Versuche lediglich mit einzelnen Zellen in einer Laborumgebung stattgefunden. Es handele sich bei dem erfolgreichen Test um die „weltweit erste Demonstration einer extrem schnellen Aufladung in einem fahrtüchtigen Fahrzeug“.

Was hat es mit dem revolutionären Akku auf sich? Die XFC-Technologie ist eine innovative, weniger umweltschädliche Neuerung im Batteriebereich: Statt auf herkömmliche Materialien zu setzen, sind siliziumdominierte Zellen integriert, sie weisen eine ähnliche Energiedichte wie die modernen NMC-Batteriezellen auf.

Neue Batterietechnologie reduziert Ladegeschwindigkeit massiv

Entwickelt wurde der XFC-Test in Koproduktion von Ingenieuren beider Unternehmen: Das Resultat liefere den Beweis, dass die Technologie mit der heutigen Gleichstrom-Ladeinfrastruktur (DC) funktioniert, in der immer mehr Ladesäulen mit 350 kW oder mehr installiert werden. Dabei kann der 77-kWh-Akkupack potenziell „auf mindestens 100 kWh“ erhöht werden.

Ein wesentlicher Vorteil des neuen Super-Akkus: Es besteht keine Notwendigkeit für aufwändige Kühlsysteme im Elektroauto. Die Module der XFC-Batterie verbessern auch die mechanischen Eigenschaften und die Fähigkeit zur Kühlung. Und das ohne zusätzliches Gewicht. Weiterer Pluspunkt: Bei der Konstruktion der Batteriepacks wurde laut Polestar viel Wert auf Recyclingfähigkeit und Wartungsfreundlichkeit gelegt.

Akzeptanz von E-Autos: Polestar will „eines der größten Hindernisse beseitigen“

„Zeit ist einer der größten Luxusgüter in unserem Leben. Als Hersteller von leistungsstarken Luxus-Elektroautos müssen wir den nächsten Schritt gehen, um eines der größten Hindernisse für den Besitz von Elektrofahrzeugen zu beseitigen. Mit dieser neuen Technologie können Fahrerinnen und Fahrer auf längeren Fahrten bei Ladestopps weniger Zeit beim Laden verbringen und sind schneller wieder auf der Straße“, so Thomas Ingenlath, CEO von Polestar. Der Manager äußerte sich kürzlich kritisch über Hersteller wie BMW, die auf Technologie-Offenheit setzen.

Bei modernen Elektroautos ermöglicht die Ladetechnologie eine Aufladung von 10 auf 80 Prozent in etwa 30 Minuten. Wenn der neue Super-Akku von Polestar serienreif wird, könnte sich dieser Prozess auf ein Drittel der Zeit reduzieren - und das Laden eines Stromers würde kaum länger dauern, als der Tankvorgang mit einem Verbrennermodell.

Bis die neue Batterietechnik tatsächlich in Serienmodellen Einzug erhält, wird es jedoch noch dauern: Auf Nachfrage erklärt uns Polestar, dass eine Prognose „noch verfrüht“ wäre.

Produziert Polestar bald in den USA? Standort China wackelt

Derweil könnten Polestar-Modelle bald aus den USA statt China kommen: Das Unternehmen will angesichts geopolitischer Spannungen mehr Autos außerhalb Chinas bauen. Der schwedische Hersteller, der zum chinesischen Geely-Konzern gehört, bereite sich darauf vor, die Produktion in den USA hochzufahren und die Autos von dort aus in die Europäische Union zu verkaufen, erklärte Ingenlath am Rande der Auto China 2024.

Die EU-Kommission prüft derzeit Strafzölle für Autos aus China. Das erschwere die Rechnungen bei Polestar, sagten Ingenlath. Das Unternehmen bereite sich entsprechend vor. „Wir beschleunigen unsere Pläne, uns international aufzustellen.“ (PF)

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