Munitionskiste vom Dachboden hat großen Wert: Ehepaar stiftet besondere Museums-Stücke

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Übergabe vor Ort: Die Munitionskisten spendeten Renate und Klaus Ronge (2. und 3. v. li.). Die Einrichtungen wurden vertreten von Anita Zwicknagl (Museum der Stadt Geretsried), Jonathan Coenen (Badehaus in Waldram), Annekatrin Schulz (Museum Wolfratshausen) und Ludwig Gollwitzer (Historischer Verein). © Sabine Hermsdorf-hiss

In vielen Haushalten schlummern noch wertvolle historische Artefakte. Originale Munitionskisten hat jetzt ein Ehepaar aus Wolfratshausen gespendet.

Dass seine Faschingskiste eine historische Bedeutung haben könnte, hatte sich Klaus Ronge schon länger gedacht. Wer sich ein bisschen auskennt, kann das erahnen. Auf den hölzernen Kisten steht nämlich zu lesen: „Nitropenta“. Sprengstoff also. Der Inhalt der schweren Holzkisten im Hause Ronge war allerdings nicht ganz so explosiv: In einer wurden Faschingsklamotten gesammelt, in einer anderen Box liegen Duplo-Steine, mit denen die Enkelkinder gerne spielen.

Für den Wolfratshauser waren die Kisten lange Zeit einfach nur Kisten. Für den Historischen Verein sind sie ein Schatz. „Einen Glücksgriff“, nennt es Ludwig Gollwitzer. Insgesamt drei Nitropenta-Munitions-Kisten spendete Ronge nun kürzlich. Je eine für das Museum Wolfratshausen, das Museum der Stadt Geretsried und den Erinnerungsort Badehaus in Waldram.

Lange Zeit waren es einfach nur Kisten zum Aufbewahren

Die Munitionskisten stammen wohl aus dem Dritten Reich, vermutlich um das Jahr 1938 wurden sie gefertigt. Sie wurden in den Munitionsfabriken im Wolfratshauser Forst, dem heutigen Geretsried, verwendet. Ronge hat sie irgendwann von seinem Vater übernommen. „Der wird sie von irgendeiner Baustelle mitgebracht haben“, vermutet der 60-Jährige. Ronge senior war im Straßenbau tätig, „überall in der Region hat man ihn gekannt“. Wann genau die Kisten im Haushalt landeten, weiß der Wolfratshauser nicht – „ich kenne sie aber, seitdem ich mich erinnere“.

Ronge senior sprach nicht viel über die Vergangenheit

Viel aus der Zeit, in der die Kisten entstanden sind, hat sein Vater ihm nicht erzählt. „Es war eine Zeit, über die er nicht sprechen wollte“, erinnert sich der Wolfratshauser. Dass der Vater aus Oberschlesien kam, das weiß er. Und dass er wohl keine schönen Erinnerungen mit dieser Zeit verknüpfte. „Wenn ich im Fernsehen etwas über den Holocaust geschaut habe, hat er gesagt, ich soll das bloß nicht glauben. Die ganze Wahrheit sei noch viel schlimmer gewesen.“

Ludwig Gollwitzer hat den Kontakt zwischen der Familie Ronge und den drei Museen vermittelt. Er ist begeistert von historischen Schätzen, von Familienerbstücken und den Geschichten dahinter. „Ich bin sicher, dass es in vielen Wolfratshauser Haushalten ähnliche historische Sachen gibt“, sagt er bei der Übergabe. Er hofft, dass einige dem Beispiel der Ronges folgen und nicht mehr genutzte historische Artefakte zur Verfügung stellen, denn „das kann so wertvoll sein“. Klaus und Renate Ronge haben übrigens eine der vier Kisten behalten – für Spielsachen der Enkel. „Die anderen brauchen wir nicht mehr, die sind eh viel zu schwer und unpraktisch“, meint die 60-Jährige.

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