Wird Biden zum Rücktritt gedrängt? Top-Demokraten erhöhen Druck auf US-Präsidenten
Während sich Bidens Patzer vor den US-Wahlen häufen, werden die Rufe nach einem neuen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten lauter. Auch im eigenen Lager.
Washington D.C. – In der US-Hauptstadt Washington D.C. wächst der Druck auf Präsident Joe Biden, nach seiner enttäuschenden Leistung im Fernsehduell mit Donald Trump, seinen Rückzug aus dem Wahlkampf zu erklären. Es mehren sich Stimmen, die fordern, dass er einem jüngeren Kandidaten den Vortritt im Kampf gegen Trump lassen sollte. Auch innerhalb seiner eigenen Partei, den Demokraten, werden die Forderungen nach seinem Rückzug immer lauter.
Anonyme Quellen aus den Reihen der Demokraten und langjährige Mitglieder des US-Kongresses haben gegenüber Axios zum Ausdruck gebracht, dass der Präsident selbst zunehmend bereit scheint, sich aus dem Präsidentschaftswahlkampf zurückzuziehen. Unmittelbar nach der Debatte und in nachfolgenden Interviews hatte Biden jedoch noch vehement abgestritten, dass er sich aus dem Wahlkampf zurückziehen würde.
Donald Trump lässt sich auf Parteitag feiern – Biden unter Druck aus eigenen Reihen
Währenddessen feierte sein Gegner Donald Trump auf dem Parteitag der Republikaner seinen Triumph und wurde offiziell als Präsidentschaftskandidat bestätigt. Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen, dass Biden möglicherweise aus dem Rennen aussteigen könnte. Der demokratische Abgeordnete des Repräsentantenhauses, Ritchi Torres, äußerte gegenüber Axios: „Ein Wechsel an der Spitze des Tickets ist unausweichlich geworden.“
Ein weiterer Demokrat, der anonym bleiben wollte, erklärte gegenüber Axios, dass sich Bidens „Tenor geändert“ habe. Die Situation für Biden wird zunehmend schwieriger. Selbst hochrangige Demokraten wie Chuck Schumer, Mehrheitsführer im Senat, Hakeem Jeffries, Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, und die ehemalige Mehrheitsführerin Nancy Pelosi haben Biden in privaten Gesprächen gewarnt, im Rennen zu bleiben. Anonyme Quellen haben diese privaten Gespräche zwischen Biden und den führenden Demokraten öffentlich gemacht, um den Druck auf den Präsidenten zu erhöhen.
Demokraten warnen Biden vor Kontrollverlust im US-Kongress
Die Demokraten haben den amtierenden Präsidenten gewarnt, dass er die Halbzeitwahlen und somit die Kontrolle über den US-Kongress gefährden könnte, wenn er im Rennen bleibt und nicht zurücktritt. Trotz dieser internen Kritik unterstützen alle drei Top-Demokraten Biden öffentlich als den nächsten Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei. Hinter verschlossenen Türen scheinen sie jedoch den Druck auf den 81-Jährigen zu erhöhen.
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Am Donnerstagabend (18. Juli) forderte sogar ein zweiter demokratischer Senator Biden öffentlich auf, zurückzutreten. Jon Tester und Peter Welch sind nun zwei von 22 hochrangigen Demokraten, die öffentlich Bidens Rücktritt fordern, wie NBC News berichtet. Biden selbst hat sich unterdessen aufgrund einer Covid-19-Infektion von öffentlichen Auftritten zurückgezogen. Der Präsidentschaftswahlkampf ist jedoch in vollem Gange. Die Demokraten können Biden nicht zum Rücktritt zwingen. Biden hatte die Vorwahlen der Demokraten dominiert und die erforderlichen Delegiertenstimmen mit Leichtigkeit gewonnen.
Trump oder Biden? Es wird spannend im US-Wahlkampf
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Biden müsste freiwillig zurücktreten: Entscheidung noch vor dem Parteitag der Demokraten nötig
Ein Rücktritt müsste daher freiwillig erfolgen. Bidens Team hat seine Rhetorik bisher nicht geändert und betont: „In den letzten Tagen hat sich der Präsident immer mehr dafür eingesetzt, im Rennen zu bleiben.“ Die Biden-Harris-Kampagne betonte gegenüber Axios: „Wenn Tatsachen zählen – und das sollten sie –, dann hier eine: Präsident Biden ist der Kandidat der Demokraten, und er wird diesen November gewinnen.“
Der Unterschied zwischen den Demokraten und den Republikanern könnte derzeit kaum größer sein. Ein versuchtes Attentat auf Donald Trump hat die Republikaner noch mehr hinter Trump vereint. Auf dem Parteitag der Republikaner wurde Trump als Held gefeiert. Der Parteitag der Demokraten steht kurz bevor. Sollte Biden tatsächlich zurücktreten, wäre seine Vizepräsidentin Kamala Harris die wahrscheinlichste Kandidatin, die Demokraten im November zu vertreten. (sischr)